Neues Carsharing-Angebot: AZ testet Wasserstoffauto auf dem Tollwood

Auf dem Tollwood können Besucher ein umweltschonendes Wasserstoffauto testen – es ist Teil eines neuen Carsharing-Angebots.
von  Sophie Burfeind
Sophie Burfeind ist für die AZ mit dem Wasserstoffauto Probe gefahren.
Sophie Burfeind ist für die AZ mit dem Wasserstoffauto Probe gefahren. © Bernd Wackerbauer

München - Es gibt Dinge, die lernt man und die vergisst man nicht. Und es gibt Dinge, die lernt man und hat sie im selben Augenblick schon wieder vergessen. So ging mir das jede Woche im Chemieunterricht. Ich meine aber, damals gehört zu haben, dass Wasserstoff ziemlich explosiv ist.

Nun also eine Testfahrt mit einem Auto, das mit Wasserstoff betrieben wird: ein Hyundai ix35 Fuel Cell. Das Auto wurde auf den Namen Maria getauft. Die Sonne blendet an diesem Dezembernachmittag, das rot-weiße Absperrband auf dem Tollwood-Gelände flattert im Wind, hier wird gleich getestet.

"BeeZero" heißt das neue Carsharing-Angebot mit 50 Wasserstoffautos

Sandra Scherb, Sonnenbrille und Wintermantel, steht vor dem dunkelblauen Auto und erzählt, was es so kann. Scherb ist die Geschäftsführerin von „BeeZero“, so heißt das Carsharing-Angebot der Firma Linde, das es seit Kurzem in München gibt. Das Besondere daran sind die 50 Wasserstoffautos. Aus Quotengründen haben sie je zur Hälfte männliche und weibliche Namen.

Lesen Sie hier: BeeZero: Mit der Brennstoffzelle zum Gardasee

Die wichtigsten Zahlen zu ihnen kann Scherb natürlich auswendig aufsagen: 136 PS, bei längeren Fahrten sind es 72, vollgetankt kommt der Hyundai etwa 400 Kilometer weit. Viel weiter also als ein Elektroauto – das ist für sie einer der Vorteile des Wasserstoffautos. „Außerdem geht das Tanken viel schneller“, sagt sie. Während man beim Laden des Elektroautos eine zweistündige Kaffeepause einlegen könne, sei das Wasserstoffauto in drei bis fünf Minuten getankt. Gut findet sie daran auch: „Es ist viel sauberer, weil einem kein Diesel über die Füße laufen kann.“ Der Haken ist nur: Die Anzahl der Wasserstoff-Tankstellen beläuft sich derzeit auf ungefähr zehn, bundesweit. Drei davon sind in München.

Explosionsgefahr ist gering

Der Hyundai mit Wasserstoffantrieb und Eletromotor kostet 68.000 Euro, fast 20.000 Euro mehr als das Modell mit Dieselmotor. Von außen sehen sie gleich aus, nur dass die Modelle wie die auf dem Tollwood-Winterfestival im Kofferraum einen großen weißen Tank haben. Darin befindet sich der gasförmige Wasserstoff. Jetzt die Angstfrage. Auch bei einem schweren Unfall bestehe keine Explosionsgefahr, beruhigt Scherb. „Der Wasserstoff verpufft sofort in die Luft.“ Möglich sei eine Explosion nur in einer Tiefgarage – aber da sei das Risiko für schwere Unfälle gering.

Nach diesen Worten steige ich in Maria ein. Sie ist automatikbetrieben, wenn es losgehen kann, leuchtet das Symbol „Ready“. Wenn man von der Bremse geht, fährt Maria los, sie fährt lautlos, beschleunigt schnell und hinterlässt nur ein bisschen Wasserdampf. Die Maximalgeschwindigkeit von 160 Stundenkilometer versuche ich auf 100 Meter langen Rennstrecke aber lieber nicht zu erreichen. Wie Wasserstoff in die Luft verpufft, möchte ich heute nämlich nicht testen.

So funktioniert’s

Das Carsharing-Angebot „BeeZero“ der Firma Linde gibt es seit August in München. Die 50 dazu gehörigen Wasserstofffahrzeuge stehen in Schwabing, Haidhausen, im Glockenbachviertel und in der Au. Wer sie nutzen will, muss sich bei BeeZero anmelden, über eine Smartphone-App findet man die Autos. Mit Kosten von 5,50 Euro pro Stunde und 29 Cent pro Kilometer entspricht das Angebot dem Preisniveau anderer Carsharing-Anbieter.

„Unser Angebot eignet sich besonders bei längeren Strecken“ sagt Sandra Scherb, die BeeZero-Geschäftsführerin. Dann sei es günstiger. Linde will mit dem Angebot Menschen für Wasserstoffautos begeistern. Der Fahrspaß ist aber nur dann umweltfreundlich, wenn der Wasserstoff aus regnerativen Energien erzeugt wurde.

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