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Neuer Negativrekord: So schlecht stand die Münchner S-Bahn in Sachen Pünktlichkeit noch nie da

Wie steht es um die Pünktlichkeit bei der Münchner S-Bahn? Die Bayerische Eisenbahngesellschaft hat nicht nur die Daten, sondern nennt auch die Gründe für die neuen Tiefstwerte. Was die Deutsche Bahn dazu sagt.
Guido Verstegen
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Im Oktober 2025 kamen laut BEG nur noch etwas mehr als 80 Prozent aller Züge pünktlich an.
Im Oktober 2025 kamen laut BEG nur noch etwas mehr als 80 Prozent aller Züge pünktlich an. © Guido Verstegen

Die Züge der Münchner S-Bahn werden zunehmend unpünktlicher: Wie die Zahlen der Bayerischen Eisenbahngesellschaft (BEG) aus der aktuellen Erhebung aus dem Oktober 2025 zeigen, sank die Zuverlässigkeit der S-Bahn im Vergleich zum Frühjahr rapide ab. Bei der S7-Problematik prallen unterschiedliche Sichtweisen aufeinander.  

Pünktlichkeit der Münchner S-Bahn: Abwärtstrend setzt im zweiten Halbjahr ein 

Im Oktober kamen laut BEG nur noch etwas mehr als 80 Prozent aller Züge pünktlich an, auf manchen Linien waren es etwas mehr als 70 Prozent. So schlecht stand die Münchner S-Bahn Sachen Pünktlichkeit bisher noch nie da.

2024 lag die Pünktlichkeit der Münchner S-Bahn über das gesamte Kalenderjahr hinweg betrachtet bei der bis dahin schlechtesten Marke von 87 Prozent, 2023 waren es etwa 90 Prozent. Immerhin: Bevor heuer der Abwärtstrend einsetzte, wurde die Pünktlichkeit noch mit 91,2 Prozent (erstes Halbjahr 2025) beziffert.

Kampf der Verspätung: Neues elektronisches Stellwerk am Ostbahnhof soll helfen

"Mehr als die Hälfte aller Verspätungen waren auf infrastrukturbedingte Störungen zurückzuführen, also auf Störungen an Leit- und Sicherungstechnik, Weichen, Gleisen und Bahnübergängen", teilt die BEG zu den Ursachen für die Verspätungen mit.

Mehr als die Hälfte aller Verspätungen waren laut BEG auf Störungen an Leit- und Sicherungstechnik, Weichen, Gleisen und Bahnübergängen zurückzuführen.
Mehr als die Hälfte aller Verspätungen waren laut BEG auf Störungen an Leit- und Sicherungstechnik, Weichen, Gleisen und Bahnübergängen zurückzuführen.

Die Deutsche Bahn (DB) begegnet den Problemen mit der Errichtung eines neuen elektronischen Stellwerks am Ostbahnhof. Die laut DB modernste Anlage ihrer Art in ganz Deutschland wurde im Juni eröffnet, als die Pünktlichkeit der S-Bahn nur noch bei 87,9 Prozent lag.

Auch die Trennung der bisherigen S-Bahn-Linie 7 sollte Besserung bringen. Seit Dezember vergangenen Jahres fährt die neu geschaffene S5 auf dem Ost-Ast nur noch von Kreuzstraße bis Pasing, während die S7 im Westen zwischen Wolfratshausen und dem Hauptbahnhof verkehrt – und das ohne Halt an der Hackerbrücke.  

Pünktlichkeit der S7: "Die Trennung hat sich bewährt", heißt es bei der Bahn    

Im Februar lag die S7 bei hervorragenden 95,2 Prozent Pünktlichkeitsquote, die S5 im Mai sogar bei 96,1 Prozent. Im Oktober kam die S7 nur noch auf 74,1 Prozent, die S5 pendelte sich bei rund 90 Prozent sein. Als äußerst unzuverlässig lassen sich die S4-West (73,2 Prozent) nach Geltendorf und S6-West (73,7 Prozent) nach Tutzing kategorisieren. Auch die Züge der S4/S6-Ost (77,4 Prozent) nach Zorneding und Ebersberg sowie der S2-Ost nach Erding (75,1 Prozent) weisen zu viele Verspätungen auf. 

Die Deutsche Bahn weist darauf hin, dass die Pünktlichkeit durch die Trennung der Linie 7  nach dem Fahrplanwechsel im Vergleich zum Zeitraum direkt davor deutlich um bis zu zehn Prozentpunkte angestiegen sei. "Auch im Vergleich der ersten Monate 2025 mit dem Vorjahreszeitraum 2024 lag die S7 rund vier Prozentpunkte besser – trotz größerer Infrastruktureinschränkungen. Die Trennung hat sich also bewährt", sagte ein Bahnsprecher der AZ.    

Viele Langsamfahrstellen, Störungen der Leit- und Sicherungstechnik

Seit Juni habe sich die Pünktlichkeit allerdings verschlechtert, "vor allem wegen zunehmender Infrastrukturstörungen und dreier Langsamfahrstellen, die sich im zweiten Halbjahr auf die S7 auswirkten und noch auswirken". Eine davon – im Bereich Heimeranplatz – sei bereits seit Ende September behoben, eine zweite – bei Höllriegelskreuth – werde in Kürze gänzlich aufgehoben. "Auch ist die S7 wiederholt von Personen im Gleis im Bereich Heimeranplatz und Solln betroffen", so der DB-Sprecher.

Situation der S7: Brandbrief der Gemeinde Pullach unter anderem an DB und MVV

Susanna Tausendfreund, Erste Bürgermeisterin der Gemeinde Pullach im Landkreis München, hat einen "Brandbrief" zur S7-Problematik verfasst und das Schreiben unter anderem auch an die obersten Stellen der Deutschen Bahn, den Münchner Tarif- und Verkehrsverbund, Staatsminister Christian Bernreiter sowie Münchens Oberbürgermeister Dieter Reiter gesendet.

Pullachs Bürgermeisterin Susanna Tausendfreund, hier 2022 bei der Verleihung des Bayerischen Verdienstordens mit Ministerpräsident Markus Söder, hat einen "Brandbrief" zur S7-Problematik verfasst. (Archivbild)
Pullachs Bürgermeisterin Susanna Tausendfreund, hier 2022 bei der Verleihung des Bayerischen Verdienstordens mit Ministerpräsident Markus Söder, hat einen "Brandbrief" zur S7-Problematik verfasst. (Archivbild) © imago images/Sven Simon

"Die problematische Situation der S-Bahn-Linie S7 hat in den vergangenen Monaten ein Ausmaß erreicht, das für die Bürgerinnen und Bürger, Schulen, die örtliche Wirtschaft und die kommunale Infrastruktur in unserer Gemeinde nicht länger tragbar ist", heißt es da. 

"Uns reicht es jetzt! Alle bisherigen Versprechungen wurden nicht eingehalten"

Die in Aussicht gestellten Verbesserungen zur Pünktlichkeit und Zuverlässigkeit durch die neue Linienführung der S7 seit dem Fahrplanwechsel Ende 2024 seien leider nicht eingetreten, argumentiert Pullachs Bürgermeisterin: "Uns reicht es jetzt! Alle bisherigen Versprechungen wurden nicht eingehalten, die Situation ist immer nur noch schlimmer geworden. Die Trennung der S-Bahn-Äste, die für uns ohnehin erhebliche Nachteile mit sich bringt, hat überhaupt nichts gebracht – ganz im Gegenteil: Die Verspätungen und Zugausfälle sind noch gravierender geworden." 

BEG erwartet verbesserte präventive Instandhaltung

"Die nicht zufriedenstellenden Pünktlichkeitswerte bei der S-Bahn München sind maßgeblich auf den schlechten Zustand der Infrastruktur zurückzuführen, der sich vor allem in zahlreichen Langsamfahrstellen und Störungen der Leit- und Sicherungstechnik bemerkbar macht", teilt ein BEG-Sprecher auf AZ-Anfrage mit.

Für die bundeseigene Schieneninfrastruktur – also auch für das Münchner S-Bahn-Netz – sei gemäß Grundgesetz der Bund verantwortlich, "der sich hierbei seiner Infrastrukturunternehmen im DB-Konzern bedient". Die BEG dränge in regelmäßigen Gesprächen mit der zuständigen DB InfraGO auf eine schnellstmögliche Behebung der Infrastrukturprobleme und lasse sich regelmäßig über den aktuellen Sachstand unterrichten, so der Sprecher.

Zugausfälle bei der S-Bahn München: Das sind die Hauptursachen

Man erwarte von DB InfraGO, "dass die notwendigen Ressourcen für die erforderlichen Sanierungs- und Instandhaltungsarbeiten schnellstmöglich zur Verfügung gestellt werden". Nur so ließen sich die Infrastruktureinschränkungen und somit auch die Auswirkungen für die Fahrgäste minimieren: "Gleichzeitig hat die BEG deutlich gemacht, dass sie eine verbesserte präventive Instandhaltung erwartet, um infrastrukturelle Einschränkungen zukünftig bereits im Vorfeld zu verhindern."

Bauarbeiten sorgen in erster Linie für Zugausfälle bei der S-Bahn München.
Bauarbeiten sorgen in erster Linie für Zugausfälle bei der S-Bahn München. © BEG-Grafik

"Auf externe Einflüsse gingen 13 Prozent der Fälle zurück", teilt die BEG weiter mit: "Dazu zählten witterungsbedingte Ereignisse, aber auch Ereignisse wie Personen im Gleis oder Notarzteinsätze." Haltezeitüberschreitungen hätten einen Anteil von 7,7 Prozent gehabt, 6,3 Prozent der Verspätungsfälle seien durch Fahrzeugstörungen verursacht worden, auf Bauarbeiten waren demnach 6,1 Prozent der Verspätungen zurückzuführen.

Deutsche Bahn: "Die aktuelle Pünktlichkeit entspricht keinesfalls unserem Anspruch"

Für die Zugausfälle im Münchner S-Bahn-Verkehr waren im ersten Halbjahr 2025 vor allem Bauarbeiten verantwortlich (etwa zwei Drittel). An erster Stelle sind hier die Baumaßnahmen im Zusammenhang mit der Zweiten Stammstrecke und mit dem elektronischen Stellwerk zu nennen. "Infrastrukturprobleme" fließen den Tabellen zufolge hier mit 16,4 Prozent in die Statistik ein, darunter sind insbesondere Störungen an Stellwerken, Weichen und Signalanlagen. 

"Die aktuelle Pünktlichkeit entspricht keinesfalls unserem Anspruch. Auch für uns ist das ärgerlich, denn im ersten Halbjahr entwickelte sich die Pünktlichkeit dank unserer gezielten Maßnahmen – etwa der Trennung der S7 und dem Flexfahren – positiv", sagte der Bahnsprecher: "Im zweiten Halbjahr hat sie sich jedoch in der Tat verschlechtert."

Deutsche Bahn: Heuer rund 40 Prozent mehr Baustellen als noch im Jahr 2023

Bei den Ursachen falle demnach neben Störungen an der Signaltechnik und Langsamfahrstellen an mehreren Strecken vor allem ein im zweiten Halbjahr "sehr hohes Bauvolumen" ins Gewicht. Insgesamt verzeichne das Netz in der Metropolregion München inklusive dem angrenzenden Voralpenland heuer rund 40 Prozent mehr Baustellen als noch im Jahr 2023. Außerdem bewegten sich externe Einflüsse wie Personen im Gleis, Notarzt- und Polizeieinsätze "auf einem hohen Niveau". Das Alter und die hohe Auslastung der Infrastruktur im S-Bahn-Netz machten sich zusätzlich bemerkbar, heißt es bei der Bahn. 

"Wir wissen – unsere Fahrgäste erwarten eine pünktliche S-Bahn. In unserem komplexen und hoch ausgelasteten Netz können wir nicht alle Ursachen kurzfristig lösen. Aber wir arbeiten mit aller Kraft daran, die S-Bahn Stück für Stück robuster zu machen, insbesondere auf den besonders betroffenen Strecken", sagte der Bahnsprecher.

Deutsche Bahn hat "kurzfristig mehrere große Baumaßnahmen im Herbst eingetaktet"

Hierfür habe man mit DB InfraGO "kurzfristig mehrere große Baumaßnahmen im Herbst eingetaktet", um Langsamfahrstellen zu reduzieren bzw. zu verhindern. Und: "Wir erwarten, dass sich nach Abschluss dieser Bauarbeiten der Betrieb stabilisiert. Gleichzeitig liegt aber noch viel Arbeit vor uns, damit unsere Fahrgäste sich in Zukunft wieder auf ihre S-Bahn verlassen können."

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  • Mobilist vor 6 Stunden / Bewertung:

    CSU-Verkehrspolitik in Land und Bund wirkt.

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  • Wolff am 08.12.2025 17:00 Uhr / Bewertung:

    Einfach mal durchzählen, wie viele Linien plus Verstärkerzüge durch die Stammstrecke fahren sollen und wie groß deren Sicherheitsabstand ist und dann überlegen, warum das wohl in 20 Minuten nicht reinpasst... schon gar nicht, wenn man immer wieder sogar auch noch Löcher von 3, 4 und mehr Minuten zulässt. Da gibt es halt natürliche Grenzen, die gewisse Leute einfach nicht wahrhaben wollen.

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  • Minga85 am 08.12.2025 16:21 Uhr / Bewertung:

    Bin seit August von ottobrunn nicht mehr normal (ohne umsteigen) zum isartor gekommen. Klar wofür Auto 🤪

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