Neue Einsatzzentrale der Polizei: Wenn der Krieg im Nahen Osten sich auf München auswirkt
Reinzukommen ins Präsidium an der Ettstraße ist schwer –es sei denn, man hat etwas ausgefressen. Am Eingang muss man durch die Sicherheitsschleuse, der Zugang zur Einsatzzentrale (EZ) ist dann nochmals mit einem Zugangscode gesichert. Selbst von den Münchner Polizisten darf nicht jeder rein ins elektronische Nervenzentrum.

Neue Einsatzzentrale der Polizei: Wenn der Krieg im Nahen Osten sich auf München auswirkt
Als in der Nacht auf Freitag um 2 Uhr die israelische Luftwaffe Ziele im Iran angriff, liefen die ersten Bilder auch auf den Monitoren an der Wand der EZ. Die Beamten reagierten noch in derselben Minute.
Sie informierten sämtliche Streifen in der Stadt, vor allem diejenigen, die in der Nähe von sicherheitstechnisch sensiblen Objekten unterwegs waren wie der Hauptsynagoge am St. Jakobsplatz oder dem israelischen Generalkonsulat in der Nähe des Karolinenplatzes.
Erhöhte Wachsamkeit noch in der Nacht
Die Streifen wurden angewiesen, ganz besonders aufmerksam zu sein und verdächtige Beobachtungen sofort zu melden. "Eine reine Vorsichtsmaßnahme", wie der Chef der EZ, Polizeioberrat Jürgen Voraberger erzählt.

"Die neue Einsatzzentrale ist das Herzstück des Präsidiums", erklärt Polizeipräsident Thomas Hampel nicht ohne Stolz bei der Präsentation am Freitag. Für die Modernisierung musste die alte EZ in den Keller umziehen. Handwerker krempelten dann in rund 15 Monaten Bauzeit alles um. Was nicht immer einfach war, da der Denkmalschutz auch mitzureden hatte.

15 Monate dauerte die Umbauarbeiten, der Betrieb wurde verlagert
Die Decke wurde einen halben Meter abgehängt wegen der Akustik, modernste Klimatechnik wurde eingebaut, ergonomische Stühle, höhenverstellbare Schreibtische, modernste Computer- und Kommunikationstechnik, dazu rund 40 Kilometer Glasfaser-, Netzwerk- und Stromkabel. Alles ist hypermodern, die Beamtinnen und Beamten, die hier im Schichtbetrieb sieben Tage die Woche rund um die Uhr Dienst tun, sind perfekt aufeinander eingespielt.

2500 elektronische Augen
Im Videoraum der EZ sitzt einer seiner Kollegen vor mehr als einem halben Dutzend Monitore. Von dort aus haben die Beamten Zugriff auf alle möglichen Kameras. "2500 Videoquellen" heißen sie im Fachjargon. Aufgeschaltet werden können Kameras beispielsweise im U-Bahnhof Marienplatz, der Allianz Arena, dem SAP Garden. "Rein theoretisch könnten wir uns jedes Wochenende ein Spiel im Stadion live via Monitor ansehen", sagt Jürgen Voraberger.
24/7 - die Arbeit in der EZ nimmt kein Ende
Dazu haben seine Kollegen aber keine Zeit. In der EZ stehen die Telefone nie still, ständig kommen Notrufe herein, die Informationen werden ausgewertet, verdichtet und dann an die jeweiligen Polizeistreifen übermittelt. Das geht im 21. Jahrhundert in Sekundenbruchteilen. Wobei KI (Künstliche Intelligenz) in der neuen EZ noch nicht eingesetzt wird. "Die Werbung verspricht mehr, als die Technik derzeit halten kann", sagen Experten. Auch Gesichtserkennungssoftware, wie in chinesischen Großstädten längst üblich, wird nicht eingesetzt, versichert das Präsidium.

Nach dem Krieg ging es mit Zettelwirtschaft los
Angefangen hat alles in der EZ nach dem Krieg mit ein paar hölzernen Schreibtischen. An denen saßen Polizisten, füllten Zettel aus. Die Meldung ging per Rollband weiter.

1949 wurde alles deutlich schneller: Die Informationen gingen per Funk raus. Es war die Geburtsstunde der legendären Funkstreife, die im Münchner Polizeipräsidium erfunden wurde. 1996 wurde alles komplett modernisiert, jetzt erneut. Die neue EZ soll rund 15 Jahre halten, wobei heute niemand weiß, was der technische Fortschritt noch alles bringt.