Neu in Schwabing: Warum dieser Laden etwas Besonderes ist

Kerzen in allen Farben, mit kreativen Mustern und Formen, duftende Seifen mit Namen wie Naturschönheit, Kleopatramoment oder Rosengarten. Brotzeitbrettl, hölzerne Handschmeichler, Schlüsselanhänger. Bedruckte T-Shirts, Kindermützchen und Stofftaschen. Baby-Mobiles aus Filz, filigrane Schmuckstücke und Seidenmalerei. Keramik, Honig aus der eigenen Gärtnerei – und sogar Skateboards oder Upcycling-Objekte wie Lampen aus alten Handbohrmaschinen.
Diese und noch viele weitere Waren gibt es im neuen Geschenkeladen der Stiftung Pfennigparade in Schwabing. Ab dem 9. Dezember wird hier offiziell eröffnet – gerade recht also für Last-Minute-Weihnachtsgeschenke.

"Alles ist nachhaltig und sozial produziert"
Das Besondere: Im Geschenkeladen werden ausschließlich Waren aus den über 20 Werkstätten der Pfennigparade verkauft.
"Jedes Stück ist ein Unikat. Alles ist handgemacht, alles ist nachhaltig und sozial von Menschen mit verschiedenen Einschränkungen und Behinderungen produziert“, erklärt Sprecherin Veronika Moj. "Die Kerzen zum Beispiel sind aus Wachsresten, die wir aus Kirchen bekommen. Die Teile fürs Upcycling kommen aus einer Kooperation mit einem Wertstoffhof.“


"Der Laden soll ein Begegnungsort sein"
Den Laden schmeißt Tanja Freudlsperger. Die 33-Jährige ist schon seit elf Jahren bei der Pfennigparade. Waren auffüllen, auspreisen, kassieren – das alles macht sie selbstständig und mit viel Freude, wie sie sagt. "Der Kundenkontakt macht mir Spaß.“
Genau das sei das Ziel, erklärt Gruppenleiter Max Suppmayr (25), man wolle offen ins Viertel sein, ein Begegnungsort für behinderte und nicht-behinderte Menschen. Und man wolle, dass die Mitarbeiter hier möglichst selbstständig arbeiten. "Ich habe nur Unterstützungsaufgaben“, sagt Suppmayr.


"Hier kann jeder in seinem Tempo arbeiten"
Allein in der Keramikwerkstatt, die die schönen Haferl und Tassen herstellt, arbeiten 13 Künstler. Viele Stücke sind Gießkeramiken, entstehen also mit Gussformen. Jeder Rohling wird von Hand bearbeitet. Der Topseller? Ganz klar die XXL-Kaffeehaferl.
Eine der Künstlerinnen ist Amelie Lorenz. Die 27-Jährige hat aufgrund eines Gehirntumors im Kleinkindalter einige körperliche Einschränkungen. Seit zwei Jahren arbeitet sie hier. "Ich habe einen ganz feinen Pinsel und damit bemale ich in Miniatur kleinste Flächen“, sagt sie und zeigt einige Arbeiten – einen Schmetterling mit haarfeinen Mustern auf den Flügeln oder ei-große, fein bemalte Weihnachtsmänner.
Aufgrund ihrer Einschränkungen sei es für sie toll, dass hier jeder nach seinem Tempo arbeiten könne, erzählt sie. "Es macht wirklich großen Spaß.“


"90 Prozent der Behinderungen sind Folgen von Unfällen oder Erkrankungen"
Veronika Moj erklärt: "Die Pfennigparade setzt sich für Menschen mit Behinderung ein, um ihnen möglichst viel Teilhabe zu ermöglichen, dafür schaffen wir den Raum und die Strukturen. Hier arbeiten Menschen mit ganz unterschiedlichen Behinderungen und Einschränkungen und jeder kann selbst auswählen, wo er arbeiten und was er tun möchte." Dazu könne man auch verschiedene Arbeitsbereiche ausprobieren. Und: Es gibt ein großes Weiterbildungsangebot. 35 Stunden die Woche arbeiten die Menschen hier üblicherweise. "90 Prozent der Behinderungen sind erworben, als Folge eines Unfalls oder Schlaganfalls beispielsweise. Die Menschen hatten vorher ein normalen Beruf, einen Alltag", sagt Moj.


Die Werkstätten sind Besuchern und Kunden offen
In den Werkstätten der Pfennigparade kann man jederzeit reinschauen und etwas kaufen. Vor allem aber freuen sich jetzt Tanja Freudlsperger und ihre Kollegen auf Kundschaft im Geschenkeladen. "Das Weihnachtsgeschäft wollen wir natürlich mitnehmen“, sagen sie und lachen.
Geschenkeladen "Geschenke. So einzigartig wie Du", ab 9.12., Rümannstraße 5, Mo - Do 9-16 Uhr, Fr 9-13 Uhr.