Neonazi-Terror gegen Münchner Wirt
Unbekannte sind in die Tapas Bar des Ägypters Sharif Garib eingebrochen – und haben sie zerstört. Der Gastronom fürchtet um das Leben seiner Familie. Jetzt ermittelt der Staatsschutz.
MÜNCHEN/TUTZING - Seit vergangenem Mittwoch ist für Sharif Gharib nichts mehr so, wie es einmal war. Seither fühlt sich der Gastronom nach 26 Jahren in Deutschland zum ersten Mal unsicher. Er hat Angst um seine Familie. Und er stellt sich permanent die Frage: „Wer hat mir das angetan – und warum?”
Das ist passiert: Als Gharibs Frau am Mittwochvormittag in die derzeit geschlossene „Buddha Lounge” in der Tutzinger Hauptstraße kam, erlitt sie einen Schock: Das Lokal war aufgebrochen – und komplett verwüstet. „Es ist alles demoliert, was man demolieren kann”, berichtet der 46-Jährige, der seit vier Wochen in München das „La Cantina” betreibt. Und das Schlimmste: Die Täter hatten im ganzen Raum Hakenkreuze gesprüht – und Totenköpfe.
Für den gelernten Koch und Hotelkaufmann mit abgeschlossenem BWL- und Maschinenbaustudium ist durch diesen Akt blinder, rechtsradikal gefärbter Gewalt eine Welt zusammengebrochen. Er glaubt nicht daran, dass dahinter nur angetrunkene Jugendliche stecken, die sich einen geschmacklosen Spaß erlauben wollten. „Hakenkreuze sind ernst”, sagt Sharif Gharib. „Das macht Menschen Angst, das ist total unfair.”
Natürlich hat der Gastronom sofort die Polizei gerufen. Die dokumentierte das ganze Ausmaß der Zerstörung: aufgeschlitzte Hocker und Lederbänke, verwüstete Schränke, mit einem Teppichmesser demolierte Türen. Und dann überall die schwarzen Sprühereien – sogar in der Küche, auch auf den Toiletten. Das einstmals so liebevoll und für rund 100000 Euro eingerichtete Lokal bietet ein Bild völliger Verwüstung.
Die Polizei hat einen Fahndungsaufruf veröffentlicht. Gesucht wird nach drei Jugendlichen, die am Dienstag gegen 22.30 Uhr vor der Buddha Lounge gesehen wurden und dort Alkohol konsumierten. Ob sie etwas mit dem Einbruch zu tun haben, ist derzeit noch offen.
„Ausschließen kann man derzeit gar nichts”, meint ein Sprecher der für den Fall zuständigen Polizeidirektion Oberbayern Nord in Ingolstadt auf AZ-Anfrage. Gibt es einen persönlichen Hintergrund für die Zerstörungsaktion? Ist Sharif Gharib das zufällige Opfer blinder Zerstörungswut geworden? Oder gibt es gar einen rechtsradikalen Hintergrund?
„Derzeit werden alle Spuren ausgewertet”, so der Polizeisprecher. Alle möglichen Hintergründe werden beleuchtet – von einem aus dem Ruder gelaufenen „Jux” Jugendlicher bis zum Neonazi-Übergriff. Auch der Staatsschutz, zuständig für politisch motivierte Taten, ist eingeschaltet.
Sharif Gharib hat schon Konsequenzen aus dem Vorfall gezogen: Nach einem Jahr Kampf mit den Behörden kamen seine Frau und sein Baby vor eineinhalb Monaten aus Ägypten. Jetzt schickt er sie wieder zurück. Er fürchtet um ihr Leben.
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