Natur abseits vom Schicki-Micki Münchens: Hier findet man eine echte Oase

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Das Areal ist nicht zugebaut. Es bietet Ruhe und Raum für Naturerlebnisse. Langwied ist offiziell gemeinsam mit Lochhausen und Aubing ein Stadtteil von München. Dabei hat der Bezirksteil im Nordwesten eher den Charakter eines kleinen Dorfes – mit nur ein paar Hundert Einwohnern. Kleine Häuschen oder Höfe aufgereiht an einer Hauptstraße, die einem Bachlauf folgt. Dahinter noch ein paar Straßen, Wohngebiet – das war’s.
Ein Geschäft oder Gemeindehaus sucht man in Langwied vergebens. Das einzige Wirtshaus im Dorf, mit wunderschönem Biergarten dahinter, hat schon länger geschlossen. Was soll man also in Langwied?
Es ist ein Fleckchen, das sich nach Land anfühlt, nicht nach Millionenstadt: Mit der Hektik liegen jetzt auch die Schicki-Micki-Allüren mancher Städter hinter einem. In und um Langwied gibt es noch Platz und geschützte Natur, der man beim Wachsen zusehen kann.
Den meisten Zentrums-Münchnern ist Langwied vor allem wegen des gleichnamigen Sees bekannt. Gemeinsam mit dem Lußsee und dem Birkensee, nach dem Empfinden der Autorin, die schönsten Seen innerhalb des Stadtgebiets. Das Wasser türkisblau, das Ufer ist gesäumt von feinem Kies und einem großzügigen Band satter, weicher Wiese mit stattlichen Laubbäumen, die Schatten spenden. Obwohl die Parkplätze oft voll sind, ist die Atmosphäre am Seeufer vergleichsweise ruhig und man findet meist noch ein schönes Plätzchen für die eigene Decke.

Aber die Langwieder Naturoase geht über die Seenlandschaft hinaus: Mit dem Rad erreicht man von dort in unter zehn Minuten eine bunt-blühende Heidelandschaft. Das geschützte Areal beheimatet seltene wilde Blumen, Schmetterlinge und Vögel.
Auch kulinarisch bietet die Gegend gesunde und naturnahe Kost: Etwa im Beerencafé Hofreiter, wo man Himbeeren oder Zwetschgen selbst pflücken kann. Oder im Gartencafé ein Stück Kuchen oder etwas Herzhaftes bestellen kann. Ein Stück weiter mit dem Fahrrad bei Lochhausen versteckt sich die Waldwirtschaft Bienenheim. Das Konzept des Wirts hier heißt "Slow Food". Das bedeutet, die Gerichte werden frisch, möglichst aus regionalen und nicht industriell verarbeiteten Zutaten zubereitet.
Wer sich also nicht vom ersten Eindruck täuschen lässt, kann Langwied und die Gegend drumherum als schönes Ausflugsziel mit Naherholungscharakter entdecken.
Im Beerencafé: Wo die Himbeeren leuchten
Zwischen Langwied und Lochhausen betreibt die Familie Hofreiter eines von drei Beerencafés in München. Auf riesigen Feldern wachsen hier Erdbeeren, Himbeeren und Heidelbeeren, aber auch Tomaten, Gurken und Zucchini zum Selbstpflücken. Gerade ist Himbeerzeit. Die Sträucher sind so gezogen und angebunden, dass auch kleine Kinder an Beeren in den unteren Reihen kommen.

Die hellrote Färbung mancher Gesichter verrät, dass ein Teil der Ausbeute direkt im Mund landet. Aber so ist es hier auch gedacht. Um das Feld zu besuchen, zahlen Kinder über drei Jahre und Erwachsene fünf Euro, am Wochenende sechs Euro Eintritt. Das Kilo Himbeeren kostet zusätzlich circa 18 Euro. Sicher, umgerechnet auf eine 500-Gramm-Schale á neun Euro ist das nicht günstig. Aber die Beeren sind so frisch wie aus dem eigenen Garten.
Im zugehörigen Beerencafé, einer großen Gartenfläche mit Sitzinseln und Spielgeräten, gibt es Kaffee und Kuchen mit Beeren vom Feld oder verschiedene Mittagsgerichte. An heißen Sommerferien-Tagen ist der Wasserspielplatz bei Kindern beliebt. Viele der Zwei-, Dreijährigen trainieren ihre Fahrkünste im Bobbycar-Parcours. Dazu gibt es außerdem einen Holzparcours zum Balancieren und Strohballen zum darauf herumhüpfen. Für die größeren Kinder ist hinten bei den Feldern ein Maislabyrinth angelegt.
Langwieder Heide: Ein wilder Blumenteppich
Gerade in diesem eingequetschten Stück Land zwischen Mittlerem Ring und der A8 vermutet man so ein wildes Blütenmeer nicht. Die Langwieder Heide wurde bereits 1995 von der Stadt unter Schutz gestellt. Seitdem wird nicht mehr bewirtschaftet und gedüngt. Die Magerwiese ist Teil einer Reihe an Ausgleichsflächen, die zum Erhalt der Artenvielfalt beitragen sollen.
Schlendert man entlang der schmalen Wiesenpfade, leuchten einem die pinken kleinen Blüten der Karthäusernelke entgegen. Zwischen Gräsern schimmern trockene, silberne Köpfe der weißen Distel und die lila Blüten vom wilden Salbei.

Besonders geschützt wird hier auch die Feldlerche – ein kleiner, braun-gescheckter Singvogel. Lerchen sind Bodenbrüter. Deshalb dürfen Hunde in der Heide nicht ohne Leine Gassi geführt werden. Und Spaziergänger dürfen die schmalen Pfade zwischen Mai und August nicht verlassen.
Auch wenn die bunten Farben der wilden Wiese dazu einladen, empfiehlt es sich nicht, einen Blumenstrauß zu pflücken, in geschützten Gebieten kann das mehrere Hundert Euro Strafe kosten.
Die Münchner Seenplatte: Drei Seen für alle Bade-Bedürfnisse
Die drei Badegewässer im Nordwesten Münchens sind glasklar und schillern in Blau- und Grüntönen. Der Lußsee gilt als einer der saubersten Seen der Stadt. Alle drei säumen schöne und weitläufige Ufer. Einzigartig ist: Von Mai bis September fährt eine Sonderbuslinie die Badegäste an die Seen. Die Route startet vom Lochhauser Bahnhof und fährt alle 20 Minuten.
Dann hat der Badegast die Wahl: Mit Kindern ist man am besten am Lußsee aufgehoben. Nord- und Westufer haben jeweils einen breiten Kiesstrand, ideal für den Einstieg. Auch im Wasser bleibt es noch länger flach, sodass auch Kleinkinder stehen können. Am Westufer gibt es zusätzliche Liegewiesen, einen schönen Holzspielplatz und gut ausgestattete Volleyballfelder. Ein kleiner Kiosk an der Nordseite versorgt Badegäste mit den Klassikern wie Currywurst, Leberkas-Semmel, Pommes (4,50 Euro), Bier, Saftschorle oder Cappuccino.

Wer es dagegen wildromantisch mag, der findet ein Plätzchen am Ufer des Langwieder Sees gleich daneben. Das Wasser schimmert von oben noch etwas türkiser als das im Lußsee. Wer nicht lange über Ufersteinchen oder Schlick waten will, der kann vom Steg aus mit der Leiter ins Wasser.
An flachen Uferseiten treiben hellgrüne Seerosenblätter. Jetzt im Sommer tragen die Pflanzen einzelne weiße Seerosenblüten. Es schwimmt sich herrlich hier. Durch das absinkende Ufer fühlt man sich wie verschluckt und abgekoppelt von den Notwendigkeiten des Alltags. Das dritte und kleinste Gewässer der Platte ist der Birkensee. Hier sind diejenigen richtig, die am liebsten nackig baden und am Ufer in der Sonne liegen.
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