Naturschützer schlagen Alarm: Immer weniger Eulen wegen Giftgefahr an Münchner Wahrzeichen
München - Der Nymphenburger Schlosspark ist ein Paradies in der Stadt – für erholungsuchende Menschen, aber vor allem auch für Tiere – und ganz speziell Eulen. Viele Parkbesucher haben hier schon das ein oder andere Reh hüpfen sehen, besonders liebevolle Erinnerungen haben die meisten aber sicher an den Waldkauz Kasimir, der in einer alten Linde sein Zuhause hatte und fast schon eine Art Nymphenburger Maskottchen war.
Heuer nur zwei statt sonst vier Brutpaare
Freilich ist Kasimir nicht der einzige seiner Art im Schlosspark. Der Landesbund für Vogel- und Naturschutz (LBV) betreut alle Nistkästen im Park und beobachtet die dortige Vogelwelt und Veränderungen genau.
In diesem Jahr sind die Vogelschützer sehr besorgt: Im Februar wurden deutlich weniger Waldkäuze in Baumhöhlen beobachtet und merklich seltener gesichtet als in den vergangenen Jahren, so der LBV. Das deute auf einen Rückgang der Population hin. Normalerweise, so die Experten auf AZ-Anfrage, gebe es vier Waldkauz-Brutpaare im Schlosspark, heuer konnten nur zwei festgestellt werden.

Weggeworfenes Essen lockt Ratten an
Gründe dafür sehen die Naturschützer gleich mehrere: "Der Verlust an Altbäumen mit geeigneten Baumhöhlen und der steigende Besucherdruck sind negative Einflussfaktoren", meint Heinz Sedlmeier, Geschäftsführer des LBV München. Doch auch eine andere Gefahr bedrohe die Eulenvögel, und zwar Rattengift.

"Wir gehen davon aus, dass dafür auch Gifte aus der Rattenbekämpfung verantwortlich sind", erklärt Isabel Rohde, Leiterin Vogelkunde und Vogelschutz beim LBV München. "Und das wiederum hängt mit Essensresten zusammen, die im und um den Park weggeworfen werden."
Bedroht seien davon übrigens nicht nur die Waldkäuze. Neben den bekannten Brutpaaren schauen auch weitere Waldkäuze als Nahrungsgäste im Park vorbei; ebenso, wenn auch eher selten, andere Eulenvögel wie die Waldohreule oder der Uhu, so der LBV. Außerdem lebten im Park auch Mäusebussarde, Turmfalken kommen ebenfalls als Nahrungsgäste in den Park. Sie alle seien durch vergiftete Nager bedroht.
Die Tiere sterben qualvoll – auch die Jungvögel sind gefährdet
Dass München ein Rattenproblem hat, ist immer wieder Thema. Dank immer milderer Winter und bedenkenlos weggeworfenen oder in der Kanalisation entsorgten Essensresten vermehren Ratten und Mäuse sich rasant. Das macht auch vor der Schlossanlage nicht Halt.
Um das Schlossrondell laufen derzeit Maßnahmen zur Rattenbekämpfung, was bei einem Befall vorgeschrieben sei, so der LBV. "Mäuse und Ratten stehen bei den Waldkäuzen im Schlossgarten ganz oben auf dem Speiseplan", erklärt Rohde. "Frisst eine Eule eine Ratte, die mit sogenannten Rodentiziden kontaminiert ist, spricht man von einer Sekundärvergiftung. Das kann dazu führen, dass die Eule qualvoll stirbt." Besonders dramatisch sei, dass die Waldkäuze jetzt zur Brutzeit auch vergiftete Beute an ihre Jungvögel verfüttern.
Wie viele der Eulen exakt dadurch bereits verendet sind, könne man nicht eindeutig nachverfolgen, sagt Heinz Sedlmeier. Es gelte aber als sicher, dass alle Käuze des Schlossparks bereits kontaminierte Nager erbeutet haben. Neueste Untersuchungen zeigten außerdem, dass Nagetiergifte eine wichtige Todesursache für Greif- und Eulenvögel darstellten.
LBV appelliert an Parkbesucher
Was also tun? Der LBV empfiehlt, die Rattenbekämpfung mit Giftködern auf ein notwendiges Minimum zu reduzieren. Noch viel wichtiger sei aber: "Besucher sollten sich des Müllproblems bewusst werden und Lebensmittelreste nicht auf Wiesen, Wegen oder Sitzbänken entsorgen", bittet Eulenexpertin Isabel Rohde. Denn dies locke Ratten und Mäuse an und mache eine Rattenbekämpfung erst nötig.
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