Natürliche Ruhe oder Partyzone? Streit um die Isar-Treppen

Die Reanaturalisierung der Isar. Eines der gewünschten Ziele ist auch die Erholungsqualität. Doch die Anwohner befürchten das Gegenteil - dass die Stufen nämlich eine Partyzone abgeben.
von  Abendzeitung
Blick von der Reichenbachbrücke zur Corneliusbrücke: Hier rücken im Herbst die Bagger an
Blick von der Reichenbachbrücke zur Corneliusbrücke: Hier rücken im Herbst die Bagger an © Martha Schlüter

MÜNCHEN - Die Reanaturalisierung der Isar. Eines der gewünschten Ziele ist auch die Erholungsqualität. Doch die Anwohner befürchten das Gegenteil - dass die Stufen nämlich eine Partyzone abgeben.

Einmal noch rücken die Bagger an, dann ist die Renaturierung der Isar perfekt. Im Herbst sollen nach Plänen des Baureferats die Arbeiten im Bereich der Reichenbachbrücke beginnen und spätestens bis Juni 2011 abgeschlossen sein. Die Ziele: Natürlichkeit, Hochwasserschutz und mehr Erholungsqualität.

Einige Anwohner zweifeln jedoch daran, dass der neue Abschnitt ausschließlich Erholung bringt. Das liegt an den terrassenartigen Stufen, die zum Dorado der Nachtschwärmer werden könnten – mit Lärm als Nebenwirkung.

„Schon jetzt habe ich im Sommer schlaflose Nächte“, sagt Ramona Zuehlke, Isar-Anwohnerin aus der Eduard-Schmid-Straße. „Bald werden die Feiern vor meinem Fenster wohl noch zunehmen.“ Sie sorgt sich, dass durch die Renaturierung die Wiesenflächen kleiner werden und die Nachtschwärmer noch näher in Richtung ihrer Wohnung wandern. Zuehlke hat schon einen Umzug erwogen. Denn: „Von städtischer Seite ist keine Lösungsidee zu erkennen.“

Fest steht: Dort, wo die Isar bereits renaturiert ist, treffen sich noch mehr Münchner als früher. In der Innenstadt haben sich etwa die Stufen an der Wittelsbacherbrücke seit ihrer Fertigstellung im Juni 2008 zum - lautstarken - Treffpunkt entwickelt.

Adelheid Dietz-Will, Vorsitzende des Bezirksausschusses Au-Haidhausen, kennt die Bedenken: „Die letzte Bürgerversammlung hat gezeigt, dass einige Anwohner verunsichert sind.“ Außer um Lärm ging es auch um das Thema Baumfällungen. Um offene Fragen zu klären, veranstaltet der Bezirksausschuss Au-Haidhausen heute ab 19 Uhr eine Einwohnerversammlung im Pfarrsaal Mariahilf (Am Herrgottseck 2). Landschaftsplaner, Ökologen und Wasserfachleute wollen gemeinsam mit den Anwohnern diskutieren. Dietz-Will fordert: „Den Bürgern muss jetzt klar gemacht werden, was wirklich auf sie zukommt.“

Ramona Zuehlke ist selbst verhindert, schickt aber Nachbarn zur Versammlung. „Wir Anwohner sind wild entschlossen, weitere Lärmbelästigungen zu verhindern“, sagt sie. „Am besten wäre eine Lärmschutzwand, aber das ist unrealistisch.“ V. Assmann

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