Nachbar nimmt Rentnerin aus: Jetzt muss er büßen

Versicherungsmakler Frank E. fälscht die Überweisungen von Elsa G. – nimmt der Rentnerin jahrelang das Geld. Die Beute: 14750 Euro. Jetzt steht er vor Gericht.  
John Schneider |
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Elsa G. in ihrer Wohnung: Ihr Nachbar hat ihr Konto geplündert.
Hansi Trompka Elsa G. in ihrer Wohnung: Ihr Nachbar hat ihr Konto geplündert.

Versicherungsmakler Frank E. fälscht die Überweisungen von Elsa G. – nimmt der Rentnerin jahrelang das Geld. Die Beute: 14750 Euro. Jetzt steht er vor Gericht.

MÜNCHEN - Am Ende kann Elsa G. ihre Tränen im Gerichtssaal nicht mehr zurückhalten. Die Verhandlung hat sie zu sehr mitgenommen. Die 77-Jährige musste noch einmal erzählen, wie sie über Jahre von ihrem Nachbarn nach Strich und Faden ausgenommen wurde (AZ berichtete exklusiv).

Am Ende schaffte es der ehemalige Versicherungsmakler Frank E., mit dem sie seit 30 Jahren Tür an Tür wohnt, ihre gesamten Ersparnisse an sich zu bringen. Insgesamt 14750 Euro. „Schuldig des 99-fachen Betruges in Tateinheit mit Urkundenfälschung”, urteilte das Amtsgericht gestern. Zwei Jahre und acht Monate muss der 67-Jährige ins Gefängnis.
Von Milch und Semmeln hat Elsa G. danach leben müssen – „sehr lange”, berichtet sie vor Gericht. Nur mühsam kam sie nach dem Schock wieder auf die Beine. Doch sie hat auch Hilfe erfahren. Viele AZ-Leser haben für sie gespendet. Dafür ist sie dankbar. Der Weiße Ring hat sie unterstützt. Das Geld wanderte auf ein sicheres Sparkonto.

So funktionierte der Betrug: Der vermeintlich nette Nachbar erledigte Überweisungen für die in Geld-Angelegenheiten unbewanderte Frau. So kam er in den Besitz einer unterschriebenen Überweisung. Er kopierte die Unterschrift, bestellte Überweisungsvordrucke, stellte Überweisungen auf das Konto eines Spezl aus und ließ sich das Geld von diesem auszahlen.
Elsa G. merkte nichts. Verräterische Kontoauszüge fischte ihr Nachbar dank eines Nachschlüssels aus ihrem Briefkasten. Das Ende vom Lied: Am 28. Juli 2010 weigerte sich die Bank, Elsa G. Geld auszuzahlen. Sie stand bereits mit 2000 Euro in den Miesen. Anwältin Kowalski: „Sie hat nicht verstehen können, wie das Konto ins Minus geraten konnte.” Die alte Dame, die ein Leben lang hart gearbeitet hat - zuletzt als Reinigungskraft im Bayerischen Nationalmuseum – und sehr bescheiden lebt, hat keine Angehörigen mehr. „Sie hat Angst mit leeren Händen dazustehen, wenn etwas passiert”, erklärt ihre Anwältin Kowalski. Der AZ hatte Elsa G. gestanden, dass sie auch an Selbstmord gedacht hatte. Doch jetzt kämpft sie wieder. Trotz der großen menschlichen Enttäuschung.

Frank E. zeigte sich reumütig. Seine Spielsucht sei für seine Taten verantwortlich. Er entschuldigte sich, leistet Wiedergutmachung. Aber nur 50 Euro im Monat. Mehr kann sich der Hartz-IV-Empfänger derzeit nicht leisten. Um gutes Wetter zu machen, hatte er sich vor Verhandlungsbeginn noch einmal 1000 Euro geliehen und an Elsa G. überwiesen. Doch es wird Jahre, wenn nicht Jahrzehnte dauern, bis der Schaden bezahlt ist.

Sogar sein Verteidiger nennt sein Verhalten „niederträchtig”, beantragte aber eine Bewährungsstrafe. Auch, damit die Wiedergutmachungszahlungen weitergehen können. Elsa G. selbst hat kein Interesse daran, dass ihr Nachbar ins Kittchen wandert.
Doch trotz Geständnisses, Entschuldigung und Spielsucht-Therapie sah das Gericht keine Möglichkeit, dem nicht vorbestraften Mann eine Bewährung zuzugestehen. Zu schwer wiegen die Vorwürfe, zu systematisch ist Frank E. vorgegangen, um sich an seiner Nachbarin zu bereichern.

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