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LMU-Hörsaal besetzt: Studierende protestieren für Klimaschutz und Mitbestimmung

Am Dienstag haben Studierende einen Hörsaal der LMU in der Schellingstraße 3 besetzt. Neben klimapolitischen Forderungen richtete sich der Protest auch direkt an die Universität und ihren Präsidenten. Mittlerweile ist die Besetzung wieder vorbei.
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Ein Banner am Eingang des Gebäudes in der Schellingstraße 3.
Ein Banner am Eingang des Gebäudes in der Schellingstraße 3. © Jan Krattiger

München - Am Dienstagvormittag haben mehrere Studierende einen Hörsaal der Ludwig-Maximilians-Universität (LMU) in der Schellingstraße 3 besetzt. In dem Gebäude in der Maxvorstadt befindet sich unter anderem das Institut für Phonetik und Sprachverarbeitung.

Laut eigenen Angaben begann die Besetzung um 10 Uhr während einer Vorlesung, wie die Aktivisten der AZ vor Ort erzählten. "Die erste Vorlesung haben wir noch stattfinden lassen, die Dozentin hat uns auch sprechen lassen und das befürwortet." Im Hörsaal waren kurz nach Mittag rund 20 Personen, sie haben ein Programm bis 15 Uhr angekündigt. Zwei Besetzerinnen sagten im Gespräch mit der AZ, sie hätten "ohne Präferenz irgendeinen Vorlesungssaal" für die Besetzung ausgesucht.

Die Leitung der Universität habe im Vorfeld gesagt, wenn es noch einmal eine Besetzung gebe (wie im vergangenen Dezember, AZ berichtete), gebe es "definitiv eine Anzeige". Dieses Risiko wollten die Besetzer dennoch eingehen.

"Uni Besetzen 2023": Eine Gruppe von Studierenden hat einen Hörsaal an der LMU in der Schellingstraße besetzt.
"Uni Besetzen 2023": Eine Gruppe von Studierenden hat einen Hörsaal an der LMU in der Schellingstraße besetzt. © Jan Krattiger

Polizei und Präsidium der Universität hatten nach kurzer Zeit auch schon mit den Aktivisten das Gespräch gesucht: "Es war ein sehr absurdes Szenario", sagte eine Besetzerin. Die Beamten und Univertreter seien "mit einer gewissen Arroganz aufgetreten" und nicht auf ihre Forderungen eingegangen.

Die Protestierenden fordern unter anderem mehr studentische Mitbestimmung an der Universität, zudem richtete sich ihre Aktion gegen die steigenden Preise und die Klimakrise. Die Aktion ist Teil der Kampagne "End Fossil", die seit Dienstag zu Besetzungen an Schulen und Universitäten weltweit aufruft.

Studentische Aktivisten haben am Dienstag, 2. Mai 2023 einen Hörsaal der LMU an der Schellingstraße 3 besetzt.
Studentische Aktivisten haben am Dienstag, 2. Mai 2023 einen Hörsaal der LMU an der Schellingstraße 3 besetzt. © Jan Krattiger

"Angesichts steigender Preise, wachsender Armut und einer eskalierenden Klimakrise sehen Studierende einer völligen Perspektivlosigkeit entgegen", sagte Paula Sieber, die Sprecherin der Besetzung. "Steigende Miet- und Energiekosten werden für immer mehr Menschen zur existenziellen Bedrohung, gerade auch für Studis."

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Studierende fordern mehr Mitbestimmung an der LMU

Doch die Aktivisten kritisierten auch direkt das Präsidium der LMU, die studentische Mitbestimmung ist dabei eines der Hauptanliegen. "Wir wollen Räume für unabhängige politische Projekte von Studierenden. Mit der Besetzung wollen wir einen Ort schaffen, an dem sich Studierende gegen soziale und ökologische Missstände organisieren können", erklärte Sieber.

Bereits im vergangenen Dezember gab es eine Besetzungs-Aktion im LMU-Hauptgebäude am Geschwister-Scholl-Platz. Der Raum wurde schließlich von der Polizei geräumt. "Wir erwarten, dass die Unileitung unseren Forderungen Gehör schenkt, statt mit Repression auf studentisches Engagement zu reagieren", sagte Sieber.

Auch am Dienstag wird schnell deutlich, dass die Besetzer nicht damit rechnen, dass sie lange im Hörsaal an der Schellingstraße 3 bleiben können: "Wir haben definitiv nur für heute geplant. Nach den Erfahrungen vom letzten Mal denken wir auch nicht, dass das so super lang halten wird".

Gegen 15 Uhr kam dann laut Teilnehmern der Besetzung ein Vertreter der Universität mit zwei Polizeibeamten in den Hörsaal: "Es fand gerade eine sehr schöne Diskussion unter Studierenden statt, darüber wie man die Uni demokratisch mitgestalten kann", sagte die Teilnehmerin der AZ. Der Uni-Vertreter habe sich die Diskussion kurz angehört und dann die Studierenden aufgefordert, den Hörsaal innerhalb von 15 Minuten zu verlassen. Dem kamen die Besetzer dann auch nach, es gab keinen weiteren Polizeieinsatz.

Die LMU hat auf AZ-Anfrage ihren bereits von der Besetzung im vergangenen Dezember bekannten Kurs bestätigt: "Der Ausfall eines voll ausgelasteten Hörsaals der LMU während des laufenden Vorlesungsbetriebs" könne "von Seiten der Universität nicht toleriert werden". Es habe im Vorfeld keine Kommunikation zwischen Besetzern und Hochschulleitung gegeben. Diese habe die Besetzer "daher aufgefordert, die Besetzung der LMU unverzüglich und dauerhaft zu beenden und die Universität zu verlassen". 

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  • Der wahre tscharlie am 03.05.2023 17:12 Uhr / Bewertung:

    "Angesichts steigender Preise, wachsender Armut und einer eskalierenden Klimakrise sehen Studierende einer völligen Perspektivlosigkeit entgegen", sagte Paula Sieber, die Sprecherin der Besetzung. "Steigende Miet- und Energiekosten werden für immer mehr Menschen zur existenziellen Bedrohung, gerade auch für Studis."

    Allein diese Aussage der Sprecherin muß man sich mal langsam durchlesen und zu Gemüte führen.

    Und dann liest man sich die Kommentare hier dazu durch. Jetzt könnte man zu dem Schluß kommen, dass die meisten Kommentierer es in Ordnung finden, dass die Preise weiter steigen.
    Aber in Wirklichkeit geht es gegen die Student*innen als solches, die, Zitat, "noch nie etwas geleistet haben".
    Ok, jetzt könnte man auch sagen, ohne Student*innen und abgeschlossenem Studium, keine Wissenschaft, in welche Richtung auch immer.
    Aber diese Zusammenhänge zu erklären, würde dann doch zu weit führen.

  • Durchblicker am 03.05.2023 19:19 Uhr / Bewertung:
    Antwort auf Kommentar von Der wahre tscharlie

    Ihrem letzten Satz stimme ich uneingeschränkt zu. Es würde tatsächlich zu weit führen, zu erklären, dass die Universitätsleitung oder der böse Freistaat an steigenden Preisen schuld sein soll.
    Im Übrigen wage ich zu bezweifeln, dass ausgerechnet Studenten, angehende Akademiker, von Armut bedroht sind, sofern sie ihr Studium ernst nehmen.

  • Der wahre tscharlie am 04.05.2023 16:10 Uhr / Bewertung:
    Antwort auf Kommentar von Durchblicker

    ".....angehende Akademiker, von Armut bedroht sind, sofern sie ihr Studium ernst nehmen."

    Wenn ich mein Studium ernst nehme, habe ich noch keinen Euro verdient. Denn bekanntermaßen kostet ein Studium erstmal Geld. Dafür gibts zwar das Bafög, aber die meisten Studenten haben keine reichen Eltern zuhause.
    Also die Frage, Studium ernstnehmen und gleichzeitig verhindern, dass ich von Armut bedroht werde. Wie geht das?

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