LMU-Hörsaal besetzt: Studierende protestieren für Klimaschutz und Mitbestimmung
München - Am Dienstagvormittag haben mehrere Studierende einen Hörsaal der Ludwig-Maximilians-Universität (LMU) in der Schellingstraße 3 besetzt. In dem Gebäude in der Maxvorstadt befindet sich unter anderem das Institut für Phonetik und Sprachverarbeitung.
Laut eigenen Angaben begann die Besetzung um 10 Uhr während einer Vorlesung, wie die Aktivisten der AZ vor Ort erzählten. "Die erste Vorlesung haben wir noch stattfinden lassen, die Dozentin hat uns auch sprechen lassen und das befürwortet." Im Hörsaal waren kurz nach Mittag rund 20 Personen, sie haben ein Programm bis 15 Uhr angekündigt. Zwei Besetzerinnen sagten im Gespräch mit der AZ, sie hätten "ohne Präferenz irgendeinen Vorlesungssaal" für die Besetzung ausgesucht.
Die Leitung der Universität habe im Vorfeld gesagt, wenn es noch einmal eine Besetzung gebe (wie im vergangenen Dezember, AZ berichtete), gebe es "definitiv eine Anzeige". Dieses Risiko wollten die Besetzer dennoch eingehen.

Polizei und Präsidium der Universität hatten nach kurzer Zeit auch schon mit den Aktivisten das Gespräch gesucht: "Es war ein sehr absurdes Szenario", sagte eine Besetzerin. Die Beamten und Univertreter seien "mit einer gewissen Arroganz aufgetreten" und nicht auf ihre Forderungen eingegangen.
Die Protestierenden fordern unter anderem mehr studentische Mitbestimmung an der Universität, zudem richtete sich ihre Aktion gegen die steigenden Preise und die Klimakrise. Die Aktion ist Teil der Kampagne "End Fossil", die seit Dienstag zu Besetzungen an Schulen und Universitäten weltweit aufruft.

"Angesichts steigender Preise, wachsender Armut und einer eskalierenden Klimakrise sehen Studierende einer völligen Perspektivlosigkeit entgegen", sagte Paula Sieber, die Sprecherin der Besetzung. "Steigende Miet- und Energiekosten werden für immer mehr Menschen zur existenziellen Bedrohung, gerade auch für Studis."
Studierende fordern mehr Mitbestimmung an der LMU
Doch die Aktivisten kritisierten auch direkt das Präsidium der LMU, die studentische Mitbestimmung ist dabei eines der Hauptanliegen. "Wir wollen Räume für unabhängige politische Projekte von Studierenden. Mit der Besetzung wollen wir einen Ort schaffen, an dem sich Studierende gegen soziale und ökologische Missstände organisieren können", erklärte Sieber.
Bereits im vergangenen Dezember gab es eine Besetzungs-Aktion im LMU-Hauptgebäude am Geschwister-Scholl-Platz. Der Raum wurde schließlich von der Polizei geräumt. "Wir erwarten, dass die Unileitung unseren Forderungen Gehör schenkt, statt mit Repression auf studentisches Engagement zu reagieren", sagte Sieber.
Auch am Dienstag wird schnell deutlich, dass die Besetzer nicht damit rechnen, dass sie lange im Hörsaal an der Schellingstraße 3 bleiben können: "Wir haben definitiv nur für heute geplant. Nach den Erfahrungen vom letzten Mal denken wir auch nicht, dass das so super lang halten wird".
Gegen 15 Uhr kam dann laut Teilnehmern der Besetzung ein Vertreter der Universität mit zwei Polizeibeamten in den Hörsaal: "Es fand gerade eine sehr schöne Diskussion unter Studierenden statt, darüber wie man die Uni demokratisch mitgestalten kann", sagte die Teilnehmerin der AZ. Der Uni-Vertreter habe sich die Diskussion kurz angehört und dann die Studierenden aufgefordert, den Hörsaal innerhalb von 15 Minuten zu verlassen. Dem kamen die Besetzer dann auch nach, es gab keinen weiteren Polizeieinsatz.
Die LMU hat auf AZ-Anfrage ihren bereits von der Besetzung im vergangenen Dezember bekannten Kurs bestätigt: "Der Ausfall eines voll ausgelasteten Hörsaals der LMU während des laufenden Vorlesungsbetriebs" könne "von Seiten der Universität nicht toleriert werden". Es habe im Vorfeld keine Kommunikation zwischen Besetzern und Hochschulleitung gegeben. Diese habe die Besetzer "daher aufgefordert, die Besetzung der LMU unverzüglich und dauerhaft zu beenden und die Universität zu verlassen".