Nach Tod einer Surferin: Neue Regeln für die Münchner Eisbachwelle

Mehr als neun Wochen hat die Staatsanwaltschaft nach dem tragischen Todesfall einer Surferin (33) an der weltberühmten Eisbachwelle ermittelt. Die Polizei hat Zeugen befragt und Surfer, die die Welle gut kennen; das Landeskriminalamt hat das Surfbrett der Verunglückten und ihre Leash (Sicherungsleine zwischen Knöchel und Board) untersucht.
Die Staatsanwaltschaft hat ärztliche Unterlagen eingeholt, die Tote untersuchen und den Eisbach absenken lassen, um das Bachbett abzusuchen. Doch letztlich bleibt ungeklärt, was die Unfallursache war.
Ein tragisches Unglück
Die Ermittlungen gegen Unbekannt wegen des Verdachts der fahrlässigen Tötung sind am Montag eingestellt worden. Das teilte Oberstaatsanwältin Anne Leiding am selben Tag mit. „Im Ergebnis handelt es sich nach Einschätzung der Staatsanwaltschaft München I beim Vorfall vom 16. April 2025 um ein äußerst tragisches (...) Unglück.“
Die junge Surferin war an jenem Mittwoch spätabends mit ihrem Lebensgefährten (35) zur Eisbachwelle gekommen. „Beide waren geübte Surfer und mit der Eisbachwelle vertraut“, so Anne Leiding. Das Paar hatte Scheinwerfer mitgebracht, die es auf die Brücke stellte, um die Welle zu beleuchten. Dann surften beide abwechselnd.

Gegen 23.28 Uhr, so Leiding, hörte der Lebensgefährte Hilfeschreie. Er war unmittelbar vorher gesurft und befand sich im Wasser. Als er sich umdrehte, sah er, wie seine Freundin zwei Mal aus dem Wasser auftauchte und dann mitsamt ihrem Surfbrett unter der Wasseroberfläche verschwand. „Mehrfache Versuche des Zeugen, seine Lebensgefährtin aus dem Wasser zu befreien, blieben erfolglos, da er durch die Wassermassen immer wieder abgetrieben wurde.“
Strömungsretter und Lebensgefährte im Wasser
Bereits um 23.34 trafen die ersten Polizisten und weitere drei Minuten später die ersten Feuerwehrleute ein. Passanten hatten sie verständigt. Ein Strömungsretter der Feuerwehr und der Lebensgefährte bekamen die Frau schließlich im Wasser zu fassen. Da auf der Leash aber so ein starker Zug war, musste der Feuerwehrmann sie zuerst durchschneiden. Kollegen von ihm zogen ihn mit der Frau schließlich ans Ufer. Dort wurde die 33-Jährige sofort reanimiert und wenig später in eine Klinik gebracht. Doch die Verletzungen waren zu schwer. Eine Woche später starb die 33-Jährige.

Laut Staatsanwaltschaft ist die wahrscheinlichste Ursache für das tragische Unglück, dass sich die Frau mit ihrem Surfbrett oder ihrer Leash an einem der 29 Störsteine im Eisbach verhakt hatte. Diese Störsteine liegen mit Absicht im Bachbett, sie tragen dazu bei, dass sich das Wasser zu der einzigartigen Welle formt.
Die Pressekonferenz der Staatsanwaltschaft München I im Livestream:
Eine strafrechtliche Verantwortung bei irgendjemandem sieht die Staatsanwaltschaft nicht. Auch nicht bei der Stadt München, die das Surfen dort duldet. In der Allgemeinverfügung für „das Brettsurfen am Eisbach“ vom 28. Mai 2010 ist ausdrücklich festgehalten, dass die Surfer und Surferinnen das Risiko selbst tragen.
Doch diese Allgemeinverfügung soll nun geändert werden, bevor die Welle wieder freigegeben wird. Und das kann noch ein bisschen dauern.
Krause: Eisbachwelle gehört zur Identität der Stadt
Münchens Zweiter Bürgermeister Dominik Krause (Grüne) teilte am Montag mit: „Das Ziel der Stadt ist jetzt, die Eisbachwelle so bald wie möglich wieder für die Surfenden freizugeben.“ Die Eisbachwelle gehöre zur Identität der Stadt. „Sie ist Ausdruck unseres entspannten Münchner Lebensgefühls“, so Krause. „Deshalb bin ich froh, dass bald wieder gesurft werden kann."

Doch die Stadtverwaltung will sich so gut wie möglich absichern. Bevor die Welle wieder freigegeben wird, wollen die städtischen Juristen Akteneinsicht haben. Vorige Woche wurde der Antrag gestellt. Krause: „Sollten sich darin (in den Akten) keine sicherheitsrelevanten Aspekte finden, steht einer Öffnung grundsätzlich nichts im Wege.“
Um das Unfallrisiko an der Welle zu reduzieren und weitere tragische Unfälle möglichst zu verhindern, hat die Stadtverwaltung in den vergangenen Wochen die Allgemeinverfügung angepasst und in Absprache mit der Interessengemeinschaft Surfen in München (IGSM) ein neues Sicherheitskonzept erstellt.
Es soll neue Regeln geben
Viel ist dazu bislang noch nicht bekannt. Nur eine wichtige Regel: So sollen die Surfer verpflichtet werden, eine Leash zu verwenden, die sich bei extrem starkem Zug selbst öffnet beziehungsweise löst.
Das Sicherheitskonzept, hieß es, befinde sich noch in der Endabstimmung. Dominik Krause: „Eine Überregulierung und Bürokratisierung der Welle wollen wir unbedingt vermeiden; gleichzeitig ist es unser Ziel, Gefahren und Haftungsrisiken zu minimieren.“ Krause dankte den Surfern für ihre Geduld und die konstruktive Zusammenarbeit. Den Hinterbliebenen der verunglückten Surferin wünschte er viel Kraft, den schweren Verlust zu verarbeiten.