Nach sechs Jahren: Nächste große Mietendemo in München geplant

Ein Münchner Bündnis plant für den 7. Februar eine große Mietendemo auf dem Odeonsplatz. Betroffene erzählen von ihren Schicksalen. 
Jan Krattiger
Jan Krattiger
|
X
Sie haben den Artikel der Merkliste hinzugefügt.
zur Merkliste
Merken
1  Kommentar
lädt ... nicht eingeloggt
Teilen  AZ bei Google News
Das Bündnis, das zur Mietendemo am 7. Februar aufruft: Ausspekuliert, Mehr Lärm für München, die Kampagne Mietenstopp, das Münchner Forum, der DMB Mieterverein München, Der Paritätische Wohlfahrtsverband BV.Oberbayern, die Mietergemeinschaft Palais Südfriedhof, Abbrechen Abbrechen.
Das Bündnis, das zur Mietendemo am 7. Februar aufruft: Ausspekuliert, Mehr Lärm für München, die Kampagne Mietenstopp, das Münchner Forum, der DMB Mieterverein München, Der Paritätische Wohlfahrtsverband BV.Oberbayern, die Mietergemeinschaft Palais Südfriedhof, Abbrechen Abbrechen. © Jan Krattiger

Es passt zu München: Genau in dem Moment, wo einzelne Mitglieder dieses neuen Mieten-Bündnisses Gründe aufzählen, warum sie am 7. Februar auf die Straße gehen wollen, fährt eine dicke BMW-Limousine an der Türkenstraße 52 vor. Der Fahrer hupt, man muss kurz ausweichen.

Der wohlsituierte ältere Herr lässt die Scheibe herunter und lässt die Mietaktivisten wissen, dass sie hier eigentlich nicht stehen dürften. Dann fährt er durch das edle Garagentor in den Tiefgaragen-Aufzug und in seine Wohnung.

Entmietung, Bodenspekulation, Luxussanierung: Mietendemo in München am 7. Februar geplant

Die Häuserzeile an der Türkenstraße 50 bis 54 ist einer der Orte in der Stadt, an dem sich die ganze Wohnraumproblematik deutlich zeigt. Die Schlagworte: Entmietung, Bodenspekulation, Luxussanierung.

2007 hat ein Investor eines der Mietshäuser erworben und später teurer weiter verkauft. 2019 folgte der Abriss. Lange klaffte eine Baulücke, nichts passierte. Trotzdem stieg der Wert des Grundstücks um 370 Prozent. Das weiß sogar OB Dieter Reiter (SPD), er war dort vor drei Jahren zu Besuch, um Kritik am Freistaat zu üben.

Hier ruft das Bündnis an diesem kalten und regnerischen Novembervormittag zur Mietendemo im Februar auf. Neben den Initiativen wie "Ausspekuliert", "Mehr Lärm für München", dem DMB Mieterverein, dem Münchner Flüchtlingsrat, dem Paritätischen Wohlfahrtsverband oder der Kampagne Mietenstopp sind auch Betroffene mit dabei, die hier lange gewohnt hatten.

25 Jahre lang hat Stefan Sasse in der Türkenstraße 50 gewohnt. Dann wurde er rausgedrängt. Auch er ruft darum zur Mietendemo in München am 7. Februar auf.
25 Jahre lang hat Stefan Sasse in der Türkenstraße 50 gewohnt. Dann wurde er rausgedrängt. Auch er ruft darum zur Mietendemo in München am 7. Februar auf. © Jan Krattiger

"Das ist eine tierische Belastung": Betroffener erzählt von Entmietung in der Türkenstraße

Stefan Sasse ist einer von ihnen. Er hat 25 Jahre lang in der Türkenstraße 50 gewohnt, die Stück für Stück entmietet wurde und wo jetzt die "Max Höfe" entstehen: hochpreisige Eigentumswohnungen. Zwei Zimmer mit 51 Quadratmetern werden aktuell für 1.095.000 Euro angeboten.

Sasse hat damals erst über Anfragen beim Bezirksausschuss von den Plänen erfahren, die für sein Haus geschmiedet wurden. "Ironisch ist es, dass man als Nachbar eines Hauses, das vom Abriss bedroht ist, Auskunft erhält", sagt Sasse. "Denn man könnte ja durch den Baulärm belästigt werden".

Sasse hat es dann noch lange ausgehalten, war der letzte von 62 Mietern im Haus und ist dann vor ein paar Jahren nach Haidhausen gezogen. "Das ist eine tierische Belastung", sagt Sasse, wenn man als Mieter damit konfrontiert wird, dass die eigene Mietwohnung luxussaniert werden soll. "Ich habe den Prozess herausgezögert, so lange es ging", sagt Sasse.

Was Sasse fast am meisten empört: "Hier wird legal gehandelt. Ob es legitim ist, wage ich aber zu bezweifeln".

Nach 2018: Nächste große Mietendemo in München geplant

Vor bald sechs Jahren gab es die letzte große Mietendemo in München. Mitorganisiert hatte sie Tilman Schaich, er ist auch jetzt wieder dabei. Mit seiner Initiative "Ausspekuliert" und dem "Mieter*inennstammtisch" kämpft er schon seit bald zehn Jahren für bessere Wohnverhältnisse in München. Mit der ersten Mietendemo sei ein "wahnsinniges Solidaritätsgefühl entstanden", sagt Schaich.

Aber: "Alles, was sich seit 2018 politisch getan hat, lässt uns nicht ruhig schlafen. Keine einzige Regierungspartei in Berlin hat auch nur einen Versuch gestartet, das Thema anzugehen." Im Gegenteil sei sogar der Mieterschutz weiter beschnitten worden und die Immobilienpreise weiter gestiegen. Und damit auch die Mietpreise: In München sind diese laut Schaich seit 2018 um 22 Prozent gestiegen.

Der Termin für die Demo ist laut den Organisatoren bewusst noch vor der Kommunalwahl am 8. März angesetzt. Es soll aber, nach der großen bundesweiten Mietendemo in Berlin im Jahr 2021, hier in München auch eine bundesweite Aktion werden.

Mietendemo in München am Samstag, 7. Februar 2026 um 14 Uhr auf dem Odeonsplatz. Mehr Informationen

Lädt
Anmelden oder registrieren

Zum Login
Zu meinen Themen hinzufügen

Hinzufügen
Sie haben bereits von 15 Themen gewählt

Bearbeiten
Sie verfolgen dieses Thema bereits

Entfernen
Um "Meine AZ" nutzen zu können, müssen Sie der Datenspeicherung zustimmen.

Zustimmen
 
  • CO2 Voodoo vor 43 Minuten / Bewertung:

    Der Termin wäre dann kurz vor den Kommunalwahlen. Ich wette, dass Didi und Grünling das Event für sich kapern werden. Mal schaun, ob das die Veranstalter durchgehen lassen.

    Antworten lädt ... Kommentar melden
merken
Nicht mehr merken
X

Sie haben den Inhalt der Merkliste hinzugefügt.