Nach Sarahs Tod: Kommt jetzt ein Baby-TÜV für alle Eltern?

Spinnweben am Bobby Car: Die Eltern ließen die Dreijährige verhungern. Jetzt wird diskutiert, ob ein solches Drama verhindert werden kann – und wie. Das Sozialministerium prüft den Fall bereits.
von  Abendzeitung
Vernachlässigt: Neben dem Haus, in dem Sarah mit ihren Eltern lebte, steht ein Bobby-Car. Es ist mit Spinnweben überzogen.
Vernachlässigt: Neben dem Haus, in dem Sarah mit ihren Eltern lebte, steht ein Bobby-Car. Es ist mit Spinnweben überzogen. © dpa

MÜNCHEN - Spinnweben am Bobby Car: Die Eltern ließen die Dreijährige verhungern. Jetzt wird diskutiert, ob ein solches Drama verhindert werden kann – und wie. Das Sozialministerium prüft den Fall bereits.

Verhungert im eigenen Elternhaus. Das Schicksal von Sarah, die am Montag im Alter von nur drei Jahren starb, ist erschütternd. Jetzt wird nach den Gründen für ihren Tod gesucht. „Wir haben unverzüglich eine rechtsaufsichtliche Prüfung des Falles durch die Regierung von Mittelfranken veranlasst“, gab Familienministerin Christine Haderthauer tief betroffen bekannt. Doch hätte vielleicht eine gezielte Schulung der Eltern Sarah helfen können? Sollten alle Mütter und Väter zum Baby-TÜV?

„Elternkurse sind sehr sinnvoll“, sagt Heidrun Kaspar, Vorsitzende des Deutschen Kinderschutzbundes München. Darin wird Mama und Papa vermittelt, wie Erziehung sein sollte. „Die Sensibilität der Eltern wird gestärkt“, sagt Kaspar. „Und sie merken in der Gruppe, dass auch die anderen Probleme haben, dass sie nicht allein sind.“

Pflicht könne so ein Kurs für alle Eltern nicht werden. „Besser läuft es über den Weg der Einsicht“, meint Kaspar. Besonders gefragt seien aber Berater in Familienzentren und den Jugendämtern. „Sie können mit Einfühlungsvermögen Eltern zu so einem Kurs überreden.“ Und weil Jugendämter oft überlastet sind, „sollten sie Aufgaben vielleicht an soziale Dienste vor Ort übertragen“.

Wer Geld vom Staat will, muss sein Kind untersuchen lassen

Das fördert auch das Sozialministerium in Bayern. Christine Haderthauer fordert in allen Gemeinden Koordinierende Kinderschutzstellen (KoKi) bei den Jugendämtern, die ein Netzwerk zwischen allen knüpfen, die beruflich mit Kindern zu tun haben. Für dieses und kommendes Jahr stehen dafür 5,5 Millionen Euro bereit.

Bereitwillig einen Eltern-Führerschein machen viele nicht. Allerdings werden Mütter und Väter in Sachen Vorsorge in die Pflicht genommen. Wer in Bayern Landeserziehungsgeld in Anspruch nehmen will, muss die Vorsorgeuntersuchungen beim Kind nachweisen. Streng verpflichtend ist ansonsten allerdings nur die so genannte U9 vor der Einschulung. Sollte diese bei einem Kind fehlen, fordert das Gesundheitsamt die Nachuntersuchung an. Wenn die Eltern diese nicht machen lassen, wird das Jugendamt eingeschaltet.

An dieses müssen sich auch Kinderärzte und Mediziner wenden, wenn sie bei einem ihrer kleinen Patienten den Verdacht auf Vernachlässigung oder Gewalt in einer Familie haben. B. Brießmann

merken
Nicht mehr merken
X

Sie haben den Inhalt der Merkliste hinzugefügt.