"Könnte ja so bleiben": Müssen sich Autofahrer an diese Änderung in München gewöhnen?

Die Hackerbrücke ist ein beliebter Treffpunkt – vor allem bei jungen Münchnern. Demnächst wird sie saniert. Für die Zeit danach hat ein Bürger eine Vision, die jetzt viel Beifall gefunden hat.
Eva von Steinburg
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Ein abendlicher Treffpunkt im Frühling und Sommer: Junge Menschen sitzen entspannt in den Brückenbögen.
Ein abendlicher Treffpunkt im Frühling und Sommer: Junge Menschen sitzen entspannt in den Brückenbögen. © IMAGO

Junge Leute, die im Sonnenuntergang auf den Streben der Hackerbrücke abhängen, dieses Bild gehört seit einigen Jahren zu München – wie die Eisbachwelle und der Olympiapark. Doch die ikonische Brücke mit den Rundbögen, ein Stahlbauwerk von 1894, ist in die Jahre gekommen.

Für 50 Millionen Euro wird die Hackerbrücke ab Mitte 2027 saniert, das hat das Baureferat der Stadt jetzt angekündigt. Für die Bauzeit von drei Jahren, bis 2030, soll die Brücke komplett für den Autoverkehr gesperrt sein. Nur Fußgänger und Radler dürfen hier weiter die Gleise zwischen Landsberger Straße und Neuhausen queren.

Eine autofreie Hackerbrücke – diese Vision gefällt einer Reihe von Anwohnern. Auf der jüngsten Bürgerversammlung der Ludwigsvorstadt-Isarvorstadt hat einer von ihnen – Industriedesigner Holger Quick – seine Idee vorgestellt und spontanen Applaus geerntet. Seine Visualisierung, wie die emblematische Hackerbrücke mit einem grün eingefärbten Fahrradweg statt einer Autostraße aussehen könnte, hat eingeschlagen.

Die Vision: Die autofreie Hackerbrücke mit einer grün gefärbten Fahrbahn für Radler.
Die Vision: Die autofreie Hackerbrücke mit einer grün gefärbten Fahrbahn für Radler. © Visualisierung: Holger Quick

Vision samt Bänken und Pflanztrögen

Denn es gibt einen Leidensdruck. Jetzt quetschten sich Radl- und Autofahrer auf der denkmalgeschützten Brücke in gefährlicher Weise, sagt Quick, der im Bahnhofsviertel wohnt. "Auch der Gehweg ist mit einer Breite von weniger als drei Metern zu schmal." Er sei unterdimensioniert für das große Fußgängeraufkommen hier an der S-Bahn und am ZOB.

Der Münchner arbeitet als Industriedesigner. Zur Illustration seiner Idee hat er eine markante Grafik entworfen: Die Mitte der Hackerbrücke gehört ganz den Radlern, mit viel Platz daneben für Fußgänger. Es gibt auch Bänke und Tröge für Rankpflanzen, die die Pfeiler hochklettern. "Die Hackerbrücke ist ein exponierter Ort. Ich sehe sie als Münchner Wahrzeichen im Wandel. Eine attraktive Brücke für Fuß- und Radverkehr unterstützt die Ziele der Stadt, wie Klimaneutralität und Stärkung des Umweltverbunds", sagt der 60-Jährige.

Holger Quick hat auf der Bürgerversammlung seine Idee präsentiert. Die kam gut an.
Holger Quick hat auf der Bürgerversammlung seine Idee präsentiert. Die kam gut an. © Nina Ruehr

Seinen Antrag für eine autofreie Hackerbrücke über 2030 hinaus hat er als Bürger gestellt. "Die Renovierung bietet jetzt eine einzigartige Gelegenheit, die Umwandlung zu einem Bereich für Menschen zu Fuß und auf dem Radl nahezu kostenfrei zu haben."

Autofahrer, Radler und Fußgänger teilen sich im Moment die Fahrbahn auf der Eisenbogenbrücke.
Autofahrer, Radler und Fußgänger teilen sich im Moment die Fahrbahn auf der Eisenbogenbrücke. © IMAGO/imageBROKER/A. Scholz

Autofreie Hackerbrücke: Kein neues Thema

Viel Platz für Autos – wenig Platz für Menschen: der Wunsch nach einer Verkehrsberuhigung auf der Hackerbrücke ist schon länger Thema: "Ich finde diesen Vorstoß erfreulich. Der Bürger-Antrag geht an die Stadtverwaltung", sagt Benoît Blaser (Grüne), BA-Chef der Ludwigsvorstadt-Isarvorstadt. Sein Gremium hat bereits zwei Mal die Umwandlung der Hackerbrücke in eine Fahrradstraße beantragt, in der Radler Priorität haben. Der Nachbarbezirk Schwanthalerhöhe hatte sich hier ebenfalls von der Stadt eine Fahrradstraße gewünscht – bislang ohne Erfolg.

Lokalpolitiker Blaser sieht jetzt eine neue Chance: "Der Radverkehr hat zugenommen und die Hackerbrücke ist keine Hauptachse. Wenn der Autoverkehr sich drei Jahre lang umgewöhnen muss, könnte es ja so bleiben", sagt er. "Die Münchner kennen die autofreie Hackerbrücke sowieso von der Wiesn-Zeit. Das ist nichts Neues."

Eine der wichtigsten Querungen über die Gleise

Mobilitätsreferat schließt dauerhafte Lösung nicht aus

Was Initiator Holger Quick bedenkt: "Die Hackerbrücke ist eine der wichtigsten Querungen über die Gleise. Sie sind wie ein Fluss, eine Grenze." Deswegen solle die Straße so umgebaut werden, dass die Brücke temporär doch für Autos genutzt werden kann, wenn die Donnersbergerbrücke saniert wird. "Die Traglast und Funktionsfähigkeit soll erhalten bleiben. Wenn notwendig, sollen hier Autos und Lkw fahren können", sagt Quick.

Das Mobilitätsreferat hat auf der Bürgerversammlung schon kommentiert, dass es eine "dauerhaft autofreie Hackerbrücke nicht ausschließt". Während der Renovierungszeit solle eine Verkehrszählung stattfinden, als Grundlage für eine Entscheidung.

Radentscheid-Demo mit Weihnachtsbaum auf der Brücke

In der Bürgerversammlung hat Holger Quick als Privatmensch gesprochen. Im Ehrenamt ist er Sprecher des Radentscheids München.

Der Radentscheid hat organisiert, dass die Hackerbrücke diesen Donnerstag eine Stunde autofrei ist: Von 17 bis 18 Uhr stellen Engagierte als Demo einen Weihnachtsbaum auf die Brücke. Auf Leinwand läuft der Hackerbrücken-Animationsfilm von Künstler Jan Kamensky: "Wie Leitplanken brechen und Vögel wiederkommen, das ist schon ein Hingucker", sagt Holger Quick.

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  • Radl Rainer vor 23 Minuten / Bewertung:

    Erst gestern habe ich auf YouTube eine Dokumentation über den Radschnellweg von Mannheim nach Weinheim gesehen, der an niederländische Radwege erinnert. Bayern und insbesondere München ist vollkommen rückständig und handlungsunfähig, selbst wenn die Absichten gut sind, kommt selten etwas Gutes dabei raus.

    Bei der letzten Bürgerversammlung wollte mir ein Mitarbeiter vom Gartenbauamt klarmachen, dass die Wurzelschäden auf dem Radweg Pasing-Hauptbahnhof nahe Backstage vollkommen okay und wären, er würde mit seinem Trekkingrad da ohne Problem drüber kommen.

    Das kommt immer von Ü55 Boomern, die 1x im Jahr bei schönem Wetter mit 12km/h durch die Stadt fahren und ansonsten mit dem Auto. Auch grüne Stadträte fahren selbst die neuen Wege nicht regelmäßig, sonst hätten sie längst die gepfuschten Stellen und kaputten Ampelschaltungen entdeckt.

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  • Radl Rainer vor 22 Minuten / Bewertung:
    Antwort auf Kommentar von Radl Rainer

    "Deutschlands beste Radinfrastruktur? Radschnellweg Mannheim-Weinheim im Test" lautet der Titel, falls mal jemand schauen möchte, wie es im besten Bundesland aussieht.

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  • kartoffelsalat vor einer Stunde / Bewertung:

    Großartige & wichtige Initiative, denn der Leidensdruck besteht ja nicht nur auf der Hackerbrücke selbst sondern auf ganzer Länge von Laimer Unterführung bis Hauptbahnhof gibt es heute de facto keine adäquate, zuverlässig sichere und leistungsfähige Querungsmöglichkeit für den Radverkehr.

    - Laimer Unterführung: Kein Radweg
    - Friedenheimerbrücke: Durchgängige zu schmale Radwege durch Bushaltestelle und Fußgängerampel. Ständig Konflikte durch Fußgänger, kein Überholen an der Steigung möglich
    - Donnersbergerbrücke: Keine eigenen Radwege. Gefährliche Engstellen während der Kraftverkehr dort absurde 8 (!) Spuren in Anspruch nimmt.
    - Anrulfsteg: Kein Radweg. Lediglich Gehweg “Radfahrer frei”:
    - Hackerbrücke: siehe oben
    - Paul-Heyse-Unterführung: Viel zu schmale bauliche Radwege ungeschützt direkt neben 4spurigem Kraftverkehr, ständig Fußgänger auf dem Radweg

    Und allesamt vollkommen ungenügend an das Radwegenetz angebunden.
    Wird Zeit für wenigstens eine (!) ordentliche Radverkehrsquerung!

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