Nach Raser-Unfall mit zwei Toten: Was dem Münchner Porschefahrer (19) jetzt droht

Zwei Tote und mehrere Verletzte, das ist die traurige Bilanz eines Raser-Unfalls am Samstagabend in Milbertshofen. Ein 19-Jähriger war mit einem Porsche Macan an einer Kreuzung über eine rote Ampel gerast und hat einen Renault Mégane gerammt. Der Wagen wurde dabei glatt in zwei Teile gerissen.
Wie schnell der Münchner und seine Beifahrerin (19) in dem Sportwagen unterwegs waren, lässt sich nur erahnen. Die Polizei spricht von „deutlich überhöhter Geschwindigkeit“. Genaueres soll das „Ergebnisse des unfallanalytischen Gutachtens“ bringen, das in Auftrag ist, sagte Polizeisprecherin Sina Rathß. Die Wucht des Aufpralls war so gewaltig, dass der Porsche Macan sich überschlug und nach Feuerwehrangaben erst etwa 200 Meter von der Unfallstelle entfernt auf dem Dach zum Liegen kam.
Unfallfahrer angezeigt: Er hat erst seit einem Jahr den Führerschein
Der 19-jährige Fahrer hat laut Polizei erst seit Sommer 2024 den Führerschein. Ein Drogen- und Alkoholvortest verlief nach Polizeiinformationen unauffällig. Nach dem Unfall wurde zudem eine Blutentnahme bei ihm angeordnet. Das Ergebnis steht noch aus. Wegen Verkehrsverstößen ist der Münchner bisher nicht aufgefallen, allerdings ist er bei der Polizei aktenkundig wegen Körperverletzung.
Über den Gesundheitszustand der Verletzten lagen am Montag keine neuen Informationen vor. Die 19-jährige Beifahrerin aus dem Porsche und der Fahrer des Renault (27) wurden am Wochenende im Krankenhaus behandelt. Der 48-jährige Beifahrer und ein 21-Jähriger auf der Rückbank des Renault wurden dagegen so schwer verletzt, dass sie später im Krankenhaus starben.
Gegen den Münchner wurde ein Ermittlungsverfahren wegen des Verdachts der fahrlässigen Tötung eingeleitet, teilte Juliane Grotz, Sprecherin der Staatsanwaltschaft München I am Montag mit. Fahrlässige Tötung liegt laut Strafgesetzbuch (§ 222 StGB) vor, wenn „eine Person durch sorgfaltswidriges, aber unabsichtliches Verhalten den Tod eines anderen Menschen verursacht“. In diesem Fall war der Porsche laut Polizei nicht nur zu schnell unterwegs, der 19-Jährige überfuhr an der Kreuzung Schleißheimer- und Max-Diamand-Straße auch eine rote Ampel.

Nach tödlichem Unfall: Porschefahrer könnten bis zu fünf Jahren Haft drohen
Der Führerschein des 19-Jährigen wurde noch an der Unfallstelle von der Polizei beschlagnahmt. Unklar ist, welche weiteren Konsequenzen dem Münchner juristisch darüber hinaus drohen. „Erst nach Abschluss der Ermittlungen können Angaben zu einem möglichen Strafrahmen gemacht werden“, sagte die Sprecherin der Staatsanwaltschaft. Juliane Grotz: „Die Ermittlungen werden voraussichtlich mehrere Monate in Anspruch nehmen.“ Dem 19-Jährigen droht am Ende eines Gerichtsverfahrens bei einer Verurteilung nicht nur eine Geldstrafe, sondern möglicherweise auch eine Freiheitsstrafe von bis zu fünf Jahren (§ 222 StGB).
Hinweise auf ein illegales Autorennen mit einem weiteren Fahrzeug liegen den Ermittlern bisher nicht vor. Seit 2017 sind illegale Autorennen in Deutschland eine Straftat. Für ein illegales Kraftfahrzeugrennen braucht es juristisch gesehen allerdings nicht unbedingt zwei Fahrzeuge. Wer als sogenannter Alleinraser unterwegs ist, so der ADAC, kann sich gemäß § 315 d Absatz 1 Nr. 3 StGB ebenfalls strafbar machen. „Das gilt immer dann, wenn sich der Fahrer oder die Fahrerin - wie im Gesetzestext festgelegt - mit nicht angepasster Geschwindigkeit und grob verkehrswidrig und rücksichtslos fortbewegt, um eine möglichst hohe Geschwindigkeit zu erreichen.“
In besonders schweren Fällen könnte sogar eine Anklage vor Gericht wegen Totschlags oder Mordes die Folge sein. Bei einer Verurteilung drohen einem Fahrer dann bis zu zehn Jahre Haft oder sogar eine lebenslange Freiheitsstrafe.

In einem Prozess am Landgericht Gera ist im Mai dieses Jahres ein 25-jähriger Raser wegen Mordes verurteilt worden. Eine 21-Jährige starb bei dem Unfall. Nach Einschätzung der Richter hatte der Fahrer vorsätzlich gehandelt und „den Tod eines Zufallsopfers“ billigend in Kauf genommen.
Auf Münchens Straßen wird immer mehr gerast. Die Zahl der Geschwindigkeitsunfälle ist zuletzt um +5,7 % auf 463 (438) gestiegen, heißt es im aktuellen Verkehrsreport 2024 des Präsidiums. Bei den Geschwindigkeitsunfällen wurden 331 (292) Personen verletzt, 41 (29) Personen erlitten schwere Verletzungen. „Fünf Menschen starben bei Unfällen, verursacht durch überhöhte Geschwindigkeit.“ Die neuesten Zahlen für 2025 liegen noch nicht vor.
Nicht der erste Fall: Immer wieder Raserunfälle
Erst Anfang November hat ein 21-Jähriger aus München in Allach-Untermenzing im Bereich der Eversbuschstraße eine rote Ampel überfahren. Er hatte keinen Führerschein und stand zudem unter Drogen.
Ein 22-Jähriger aus München in einem BMW hat sich Mitte November in Schwabing ein illegales Wettrennen mit einem nicht identifizierten grauen VW auf der Leopoldstraße geliefert. Er rammte einen Mercedes, der dann in einen geparkten BMW krachte. Die Beifahrerin im Benz wurde verletzt.
Bei Rasern handelt es sich laut Statistik meist um junge Männer. Oft sind sie in hochmotorisierten Autos unterwegs, Modelle wie Mercedes-AMG oder BMW tauchen immer wieder in den Berichten der Münchner Polizei auf.