Nach Kritik an düsterer Zukunftsvision: Polizei München löscht KI-Bilder auf Instagram wieder

München – Die Münchner Polizei versucht in den sozialen Medien mit Humor und Lockerheit Bürgernähe herzustellen. Das merkt jeder, der sich auf dem Instagram-Account der Beamten umsieht. Da läuft plötzlich in einem Video der Parkautomat aus Pappe davon, ein Polizist rennt hinterher. Oder eine Polizeibeamtin verleiht symbolisch die Goldenen Handschellen an einen Graffiti-Künstler.
Doch ein Posting vom Donnerstag irritierte die Nutzer dann doch ein wenig. Darin zu sehen: Drei Fotos, die man durchklicken kann. Dazu die Einleitung: "Wie schaut Polizeiarbeit in München im Jahr 2100 aus? Hier zeigen wir euch, wie sich zumindest die KI das vorstellt: Unsere Polizeihunde tragen leistungssteigernde Wearables und steuern damit ihre eigenen Drohnen. Unsere Pferde reiten gepanzert durch den Englischen Garten und München ist weiterhin die sicherste Stadt Deutschlands."
Das erste Foto kam noch einigermaßen harmlos daher: Eine mutmaßliche Polizistin oder Zivilistin sitzt einem Schäferhund zugewandt, der Hund macht auch Sitz. Und im Hintergrund geht die Sonne über den Dächern Münchens unter. Man erkannte zuerst gar nicht, dass der Schäferhund Roboter-Vorderpfoten hat. Im Hintergrund schwirrt auf Höhe des Olympiaturms eine mächtige Drohne in der Luft, die der Schäferhund steuert – warum auch immer. So stellt es sich eben die KI vor.
Eine hochgerüstete Polizei schützt in der Vision die menschenleere Stadt

Auf dem zweiten Bild ist dann die erwähnte berittene Einheit zu sehen gewesen, die am Monopteros vorbei patrouilliert, zusammen mit einem Polizeiauto. Darüber schwebt eine noch größere Drohne, größer als der Monopteros, so wirkt es. Und das dritte Foto der KI, beauftragt von der Polizei, verstört dann völlig.

Am Marienplatz sind eine Art martialisch-bedrohliche Robocops mit leuchtenden Augen unterwegs. Sie tragen offensichtlich Maschinengewehre. Im Hintergrund ist der Mond bedrohlich groß, auch die Frauenkirche erkennt man. Hier scheint der Mensch gegen die Maschine längst verloren zu haben. Natürlich scheint die Stadt sicher zu sein. Denn Münchner sind hier nicht unterwegs. Wer daheim bleibt, setzt sich also keiner Gefahr aus?

Die ersten Kommentare zu den KI-Fotos sind verheerend. "Bitte holt mich aus dieser Simulation raus", schreibt User bleon132, "Beim dritten Bild habt ihr wohl den Faden verloren? Solche Kriegsgebiet-Gewaltfantasien sind unfassbar", kommentiert loki1978de. "Warum gerade 88mph?" fragt ein anderer User. Die Zahlenkombination steht in rechten Kreisen als Abkürzung für "Heil Hitler". Und in der verstörten Stimmung setzt sich das fort. Die AZ hatte am Donnerstag bei der Polizei nachgefragt. Soll so München in etwa 75 Jahren aussehen? Menschenleer, mit halbautomatischen oder vollautomatischen Beamten und Tieren, die Drohnen steuern?
Die Fotos sind laut Polizei das Ergebnis eines KI-Auftrags
Eine bundesweite KI-Challenge sei das gewesen, antwortet die Polizei auf unsere Anfrage. "Hinter dem Post steckt eine Challenge mit dem Namen Polizei 2100, bei welcher mehrere Polizeien bundesweit mitmachen und andere Polizeien nominieren. Wir wurden ebenfalls nominiert und haben spontan die KI gefragt, wie sie die Münchner Polizei im Jahre 2100 sieht", heißt es in der Antwortmail. Das Social-Media-Team der Polizei habe den Beitrag erstellt.
Den Usern, die das alles ziemlich kritisch kommentierten, können die Beamten nur beipflichten. Die Polizei schreibt uns. "Roboter und Hightech-Waffen lehnen wir ab." In einem angepinnten Kommentar habe man der kritischen Haltung recht gegeben.
Am Ende betont die Pressestelle: "...wir stehen als Münchner Polizei für eine bürgernahe, freundliche Polizei in einer lebensfrohen schönen Stadt, da passen Roboter und menschenleere Straßen und Parks nicht dazu. Es war ein Experiment, bei der wir der KI freien Lauf gelassen haben. Trotz der 3000 Likes werden wir zukünftig unsere Bilder wieder selber machen."
Inzwischen ist der Beitrag auf Instagram völlig verschwunden. Offenbar waren die Reaktionen auf das KI-Ergebnis so miserabel, dass sich die Beamten gegen Freitagmittag entschlossen haben, die Fotos und das Posting insgesamt zu löschen.