Nach Großrazzia: Bordell-Chefin aus München sitzt in U-Haft
DACHAU/MÜNCHEN/AUGSBURG - Gegen die 57-Jährige wird jetzt wegen ausbeuterischer Zuhälterei sowie Menschenhandel ermittelt.
Ihr luxuriöse Wohnung in München muss die Chefin einer Edel-Bordell-Kette gegen eine karge Zelle in einem Untersuchungsgefängnis eintauschen. Die ermittelnde Staatsanwaltschaft in Augsburg wirft der 57-Jährigen dirigistische und ausbeuterische Zuhälterei sowie Menschenhandel vor. Bei einer Großrazzia durchsuchten in den vergangenen Tagen 110 Polizeibeamte Rotlichtetablissements in Hannover, Stuttgart, Ulm, Augsburg, Ingolstadt, Landshut und Dachau (AZ berichtete).
Die Herren, die normalerweise die Etablissements besuchen legen, größten Wert auf Diskretion. Nicht so die Beamten, die zeitgleich zwölf Appartements und Wohnungen von Hannover bis München auf den Kopf stellten. Bei der Razzia trafen sie 15 Frauen an, davon neun aus Osteuropa und zwei aus Afrika. Die jüngste war gerade mal 21 Jahre alt.
Die Bordelle waren allesamt unauffällig in größeren Wohnanlagen angesiedelt. Nobel eingerichtete Appartements, in denen je drei Frauen lebten und arbeiteten. Die Damen des horizontalen Gewerbes waren strengen Regeln unterworfen. Es gab Schichtpläne und Preistabellen, nach denen sie anschaffen mussten. „Die Betriebe waren nach festen Regeln straff organisiert. Die Mädchen mussten einen erheblichen Teil ihrer Einnahmen abgeben“, erklärte ein Sprecher der Staatsanwaltschaft in Augsburg. Oberste Chefin war eine 57-jährige Deutsche, jugoslawischer Abstammung. Das Kommando in den jeweiligen Edel-Bordellen führten so genannte Wirtschafterinnen. Acht von ihnen wurden von der Polizei vorübergehend festgenommen und vernommen. Sie sind inzwischen alle wieder frei.
Bei der Razzia wurden auch größere Mengen Bargeld, sowie andere Wertgegenstände sichergestellt. Angeblich wurden auch Drogen gefunden. Die Fahnder prüfen inzwischen, ob mit Hilfe der Bordelle Geld gewaschen wurde.
Schwerpunkt der Polizeiaktion war Augsburg. Hier hatten die Fahnder Hinweise aus dem Milieu auf Menschenhandel und ausbeuterische Zuhälterei.
rah