Nach Flaschen-Attacke: Angeklagte sprechen von Notwehr

Weil sie ihr Opfer mit einer Flasche am Kopf getroffen und schwer verletzt haben, sitzen zwei junge Männer auf der Anklagebank des Münchner Amtsgerichts.
von  John Schneider

München - Staatsanwältin Veronika Rabl ist "not amused". Nach Aktenlage hatte sie auf ein umfassendes Geständnis der beiden Angeklagten gehofft. Die jungen Männer (17 und 20 Jahre alt) auf der Anklagebank sollen am Platzl einen Rikschafahrer angegriffen und durch einen Flaschenwurf schwer am Kopf verletzt haben.

Doch statt wie von der Staatsanwältin erhofft, die gefährliche Körperverletzung zu gestehen, präsentierten die Angeklagten im Prozess am Mittwoch plötzlich eine Notwehrsituation. Der angeklagte Flaschenwurf soll nicht dem Mann auf der Rikscha gegolten haben, sondern der Wand neben ihm. Zur Warnung.

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Einer der beiden Spezl auf der Anklagebank will auch nicht gesagt haben, dass er das Opfer umbringen wolle. "Ich habe nur gesagt, dass ich Kampfsport mache", erklärte der Angeklagte. Die Mahnung der Staatsanwältin, dass die Zeugen anderes berichten, verhallte ohne Effekt.

Stattdessen soll der Mann auf der Rikscha provoziert haben. Mit welchen Worten, wusste der Angeklagte aber nicht mehr. Er soll zu diesem Zeitpunkt sechs bis sieben Halbe intus gehabt haben. Bei einem Geständnis hätte man auf die Aussage des Opfers vor Gericht verzichten können. So aber müssen die Tatumstände genauer geprüft werden.

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Doch dazu kam es Mittwoch nicht. Da der Rikschafahrer nur spanisch spricht, musste ein Dolmetscher her. Doch seine Anwältin hatte diesen Umstand erst am Vortag ins Gericht gefaxt. Der zuständige Richter wurde auf dem falschen Fuß erwischt, die spontane Suche nach einem Dolmetscher blieb erfolglos.

Der Amtsrichter setzte die Verhandlung daher aus. Am 18. Oktober wird der Prozess neu gestartet. Dann mit Spanisch-Dolmetscher.

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