Nach Drama um Syrer: Mehr Mitgefühl und Solidarität

Der AZ-Chefredakteur Arno Makowsky schreibt über das Münchner Flüchtlingsdrama und fordert mehr Anstregung bei der Integration von Flüchtlingen.
Arno Makowsky |
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Der AZ-Chefredakteur Arno Makowsky schreibt über das Münchner Flüchtlingsdrama und fordert mehr Anstregung bei der Integration von Flüchtlingen.

München - Verzweifelte Menschen, die ihr Leben in Gefahr bringen, um in Europa als Flüchtlinge anerkannt zu werden – das war für uns bis jetzt weit weg: Vor der Mittelmeerinsel Lampedusa kenterten ihre Boote, an der Grenze zwischen der Türkei und Griechenland wurden sie von der Küstenwache beschossen. Und jetzt? Jetzt drohen sie mitten in München, sich zu Tode zu hungern. Oder von einem Kran zu springen.

Wie verzweifelt muss man sein, um eine solche Tat zu begehen? Welche Energie steckt in einem Mann, der es einen ganzen Tag lang auf einem wackeligen Kranausleger aushält? In 27 Meter Höhe, bei glühender Hitze. Solche Vorfälle werden sich wiederholen, das legen schon die steigenden Asylbewerberzahlen nahe. Deshalb muss die Politik gegensteuern. Seehofer ist auf dem richtigen Weg, wenn er die Zustände in den Flüchtlingsunterkünften verbessern und die Asylverfahren beschleunigen will. Aber natürlich reicht das längst nicht aus.

Unsere Gesellschaft muss sich fragen: Wie viel Mitgefühl, wie viel Solidarität wollen wir gegenüber Menschen entwickeln, die Todesgefahren in Kauf nehmen, um aus ihrer Heimat zu fliehen? Kann es richtig sein, sie möglichst schnell wieder abzuschieben, wenn sie nicht als politische Flüchtlinge anerkannt werden?

Vielleicht sollten wir mehr darüber nachdenken, ob ein Mann, der es zum Beispiel einen Tag lang auf einem Kran aushält, nicht vielleicht doch ehrgeizig genug ist, um zu arbeiten, zu studieren, sich sinnvoll in unser Land zu integrieren.

Wenn wir das wollen, müssen wir diesen Menschen eine Chance geben, anstatt sie in schäbigen Unterkünften auf ihre Abschiebung warten zu lassen.

 

 

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