Nach dem Urteil gibt es Blumen vom Imam
Imam Abu Adam: Die Zweitfrau nimmt ihre Prügelvorwürfe zurück—und bekommt eine Bewährungsstrafe. Der Friedensprediger schenkte ihr Blumen.
München - Es war ein seltsamer Prozess um häusliche Gewalt. Der gestern mit einer Bewährungsstrafe (neun Monate) wegen falscher Verdächtigung und Freiheitsberaubung für das angebliche Prügel-Opfer endete. Die Syrerin Shaza H. (31) hatte ihren Mann durch falsche Aussagen und die Vortäuschung einer Straftat vorübergehend ins Gefängnis gebracht.
Ihr Mann, das ist der bekannte Münchner Imam und Friedensprediger Abu Adam. 79 Tage hat der in Stadelheim absitzen müssen, nachdem seine Frau – genauer: die Zweitfrau – ihn angezeigt hatte (AZ berichtete). Im Februar machte sie ihre belastenden Aussagen rückgängig, sprach von einem Rolltreppensturz: Ihr sei schwindlig geworden. Am Dienstag erklärte sie dann, dass es zwar Streit gab, dass die Aggression aber von ihr ausgegangen sei und sich der Imam lediglichmit einem Schlag gewehrt habe. Sie sei zur Polizei gegangen, weil die Ehe nicht mehr funktioniert habe und sie das Sorgerecht für ihre beiden Töchter wollte. Das gelang: Die Mädchen sind derzeit in Syrien bei den Eltern der Frau.
Ein erster Prozess gegen Shaza H. war geplatzt: Da hatte sich die Frau geweigert, vor Gericht ihren schwarzen Niqab-Schleier abzunehmen. Im zweiten Anlauf nun kam sie erneut verschleiert. Sie war jedoch einverstanden, eine Aussage ohne Schleier zu machen – allerdings unter Ausschluss der Öffentlichkeit. Am 24. November 2010 hatte sie bei der Polizei ausgesagt, Abu Adam habe sie mit der Faust ins Gesicht geschlagen, ihr in den Bauch getreten und gedroht, er werde sie umbringen. Die Gerichtsmedizinerin fand das plausibel: Die Verletzungen sprächen für Schläge und nicht etwa für einen Rolltreppensturz.
Die Gutachterin konnte einen solchen aber nicht ausschließen. Shaza H. sagte nun: „Ich möchte mich noch einmal entschuldigen.“ Das war nicht nötig. Noch vor dem Urteilsspruch sagte der Imam zur AZ: „Ich habe ihr schon am 24. November verziehen.“ Nach dem Urteil stürmte er mit einem Blumenstrauß auf sie zu, nahm sie fest in den Arm, posierte mit ihr und seinen beiden anderen Frauen im Gang des Justizzentrums. Trotz der großen Versöhnung wird Shaza H. aber nicht zu ihm zurückkehren. Sie bleibt aber in München
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