Nach Abriss: Hier sollen in München bald mehr als 200 neue Wohnungen entstehen

Das Ladenzentrum mit Mietshaus am Schweizer Platz in Fürstenried West wird abgerissen und neu gebaut – mit 100 Wohnungen mehr. Ein nicht unerheblicher Anteil davon soll gefördert sein.
von  Eva von Steinburg
Diese Ladenzeile am Schweizer Platz verschwindet. Hier soll ein modernes Quartier mit mehr als doppelt so vielen Apartments entstehen.
Diese Ladenzeile am Schweizer Platz verschwindet. Hier soll ein modernes Quartier mit mehr als doppelt so vielen Apartments entstehen. © Daniel von Loeper

München - Das Zentrum von Fürstenried ist der Schweizer Platz. Hier ist auch die U3-Endhaltestelle Fürstenried-West, samt einer großen Bushaltestelle – mit dem "Bananendach". Der Platz hat auch den beliebten Wochenmarkt des Viertels. Sechziger-Jahre-Bauten rahmen ihn ein: das große dreistöckige Einkaufszentrum – und ein typisches Sechziger-Jahre-Mietshaus. Der Großvater der heutigen Eigentümer hat die Ladenzeile und die umliegenden Wohnungen gebaut. "Nach einem halben Jahrhundert sind sie in die Jahre gekommen", schreiben die Eigentümer, die Immobilien Kontor GmbH aus München.

Neubau soll Laden- und Wohnfläche verdoppeln

Es gebe hohen Sanierungsbedarf, auch neue technische Anforderungen. Die Ladenbetreiber brauchen weit mehr Fläche. So ist der Abriss des alten Ladenzentrums und eines Miethauses geplant. Moderne Neubauten an gleicher Stelle sollen die Ladenfläche und die Zahl der Wohnungen von 100 auf 220 in etwa verdoppeln. Dazu wird ein Kindergarten gebaut auf einer Fläche von 600 Quadratmetern. Die neuen Wohnungen (insgesamt 14.300 Quadratmeter) sollen auf vier Gebäude in unterschiedlichen Höhen aufgeteilt werden. 40 Prozent werden als kostengünstiger Wohnraum zur Verfügung stehen.

Erste Pläne: Viel mehr Grün, dafür weniger Autos

Das ist ein Ziel, an dem die Stadtverwaltung arbeitet. "Die neuen Wohnungen sollen für junge Menschen interessant sein und für Ältere, die sich barrierefrei verkleinern möchten", erklärt der Bauherr. In der Kommission für Stadtgestaltung stellte Architekt Peter Zottmann am Dienstag die ersten Pläne vor: Dazu gehört ein Hochpunkt mit 43 Metern an der Graubündner Straße, Dachgärten, Fassadengrün, Photovoltaik, ein Restaurant mit Dachterrasse zum Schweizer Platz hin – sowie ein begrünter Hof. Der heutige Parkplatz soll zu einer zentralen Grünfläche mit Bäumen werden. Autos sollen in einer Tiefgarage verschwinden. "Das stärkt die Mitte des Stadtteils und trägt auch zur Sicherheit bei", finden die Eigentümer.

In einer neuen Passage vom Schweizer Platz zur Engadiner Straße sollen sich ein großer Lebensmittelmarkt, kleine Läden und Gastronomie ansiedeln, sagt Architekt Peter Zottmann bei der Vorstellung des Entwurfs. Die Architekturexperten der Kommission für Stadtgestaltung gaben am Dienstag im Rathaus dem Architekten und der Immobilien Kontor GmbH in dieser frühen Planungsphase zahlreiche Anregungen auf den Weg. Zentrale Forderung der Experten war übereinstimmend: Baut höher! Nämlich bis zu 60 Meter, statt den bislang geplanten 43 Metern.

In die Höhe bauen - Architektin: "Man muss nicht so zurückhaltend sein"

Heimatpfleger Bernhard Landbrecht hat "kein Problem mit der geplanten Höhenentwicklung". Die nahen Denkmäler, die Kirche St. Matthias von 1965 und das brutalistische Gymnasium Fürstenried, erbaut 1975, würden nicht beeinträchtigt. Die unterschiedliche Höhe der einzelnen neuen Gebäudeteile gefiel dem Heimatpfleger jedoch nicht. "Es wäre mir sehr viel sympathischer, das zu beruhigen", so Landbrecht. Der Münchner Architekturprofessor Rudolf Hierl regte konkret an, weiter in die Höhe zu bauen: "Wohnungsbau ist grundsätzlich gut. Das braucht die Stadt. Die Hochhausgrenze liegt bei 60 Metern, warum hören Sie bei 43 Metern auf?"

Architektin Rita Ahlers aus München meint: "Rundum in Fürstenried ist die Bebauung so stringent und gleichmäßig. Ich glaube, an dieser Stelle darf man sich etwas trauen. Ich könnte mir einen Hochpunkt vorstellen. Man muss nicht so zurückhaltend sein." In Amsterdam arbeitet Architekt Olaf Gipser. Er regt an, für die künftigen Mieter Treppen und Rampen von den Wohnungen in den Hof anzubauen. "So eine Durchlässigkeit wäre bereichernd für den Hof. In Zürich kenne ich sehr gute Beispiele dafür, wie ein Innenhof so besser begehbar wird." Das Fürstenrieder Bauprojekt am Schweizer Platz soll über einen neuen "sektoralen Bebauungsplan" umgesetzt werden: Die Stadt hat dieses Instrument geschaffen: mit einem schlanken Verfahren und weniger Festsetzungen. Auflage: 40 Prozent geförderte Neubauwohnungen.

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