Nach 60 Jahren: Das Café Deml muss schließen

  Der neue Besitzer des Harlachinger Anwesens hat den Pachtvertrag nicht verlängert  
von  Myriam Siegert
„Schick ist es bei uns nicht - aber gemütlich“, sagt der Chef. Das Gebäck in der Auslage ist vor allem bei Stammkunden beliebt.
„Schick ist es bei uns nicht - aber gemütlich“, sagt der Chef. Das Gebäck in der Auslage ist vor allem bei Stammkunden beliebt. © Petra Schramek

 

Der neue Besitzer des Harlachinger Anwesens hat den Pachtvertrag nicht verlängert

Harlaching Hausgemachte Kuchen wie zu Omas Zeiten – das findet man nicht mehr oft in München. Im Café Deml am Tiroler Platz gibt es sie noch, schon seit den 50er Jahren.

50 bis 60 Schnitten oder Cremetorten duften an einem Sonntag in der Auslage. „Ich find’s einfach schön, hinten zu produzieren und vorne zu verkaufen“, sagt Konditormeister Walter Baptist.

Leider nicht mehr lange. Im Januar ist Schluss.

Baptist und sein Kompagnon Sergio Padovani führen das Café seit 20 Jahren. Die Gründerin und frühere Inhaberin Franziska Deml ist vor knapp elf Jahren verstorben. In ihrem Testament hatte sie verfügt, dass das Haus mit dem Café zehn Jahre lang nicht verkauft werden darf. Diese Frist ist jetzt abgelaufen.

Ihr Erbe hat den Grund und das Haus mit dem Café und acht Wohnungen im September für über eine Million verkauft. An die Wohnbau- und Immobilienfirma Schlehuber Niedner aus Grünwald.

Es kam, wie es wohl kommen muss heutzutage. Die neuen Besitzer verlängerten den Pachtvertrag für das Café nicht. Auch viele Mieter sind bereits ausgezogen. Die Wohnungen stehen leer.

Zum Januar 2013 muss das Café Deml schließen. „Der Besitzer hat uns aber schon mitgeteilt, dass er es begrüßen würde, wenn wir früher rausgehen“, sagt Walter Baptist.

Offenbar will der neue Eigentümer das Haus sanieren. Seit Jahrzehnten wurde nichts mehr an der Fassade gemacht. Auch das Café ist in die Jahre gekommen. „Schick ist es bei uns nicht“, gibt Baptist zu, „aber gemütlich“. Etwas für Normalos und Stammkunden, „die werden uns vermissen“.

Konditor Baptist glaubt, dass das Haus abgerissen und der Grund neu bebaut wird. Betrachtet man das Portfolio der neuen Eigentümer, wäre das naheliegend. Die Firma baut schicke Ein- und Mehrfamilienhäuser „in Münchens Toplagen“.

Geschäftsführer Heinz Schlehuber beteuert: „Der Tiroler Platz ist das Tor nach Harlaching. So etwas Modernes würde da nicht hinpassen.“ Deswegen wolle er das Haus erhalten. „Mein Vater war selbst vor 30 Jahren oft und gerne in dem Café“, sagt Schlehuber. „Drum mussten wir das Haus einfach kaufen.“

Walter Baptist hat sich schon vor Jahren mit einem weiteren Café am Harras ein zweites Standbein aufgebaut. „Sonst stünde ich mit 56 Jahren vor der Arbeitslosigkeit.“

Seinen zwei Festangestellten und zwei Aushilfen muss er wohl kündigen, sein Geschäftspartner wird einfach in Rente gehen. Dann gibt’s die 60 verschiedenen Deml-Kuchen, -Cremes und -Torten nur noch in Sendling.

 

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