Nach 50 Jahren: Eine der bekanntesten Messen der Stadt verlässt München
Mit dieser Nachricht wollte die Messe München wohl lieber bis nach dem Bürgerentscheid zu Olympia warten: Die Sportartikel-Messe ISPO wird München verlassen und ab 2026 in Amsterdam stattfinden.
Ganz aufgeben will die Messe München die ISPO allerdings nicht. Sie gründet mit der "Racoon Media Group" ein Gemeinschaftsunternehmen, um die Sportartikel-Messe gemeinsam neu auszurichten. So geht es aus einer Mitteilung der Messe hervor.
Zum ersten Mal soll die ISPO vom 4. bis 5. November 2026 auf dem RAI-Gelände, dem Messezentrum in Amerstdam, stattfinden. Heuer findet die ISPO noch ein letztes Mal ab dem 30. November in München statt.
Der ursprüngliche Name der ISPO lautete "Internationale Fachmesse für Sportartikel und Sportmode". 1970 wurde sie von der Messe München gegründet. "Olympia-Messe" war ihr Spitzname in den Anfangsjahren. Mit einer Skipiste und einer Kunsteisbahn lockte die ISPO die Besucher an. Diese goldenen Zeiten sind schon seit einer ganzen Weile vorbei.
"Sind wir der Wirtschaftsförderer von Amsterdam?"
Die Anzahl der Aussteller ist in den vergangenen Jahren immer weiter zurückgegangen: von 3300 im Jahr 2018 auf rund 1900 im Jahr 2024. So teilt es die Messe München mit. Einer, der sich mit der Messe gut auskennt, aber lieber nicht öffentlich sprechen will, erzählt der AZ, dass die ISPO schon lange als "schwierig" galt. Die Idee sei gewesen, die ISPO weiterzuentwickeln. Sie sollte mehr Eventcharakter bekommen und so gerettet werden. "Wenn die ISPO funktioniert, dann tut sie das doch in Amsterdam genauso wie in München. Deshalb wundert mich das Ganze. Und ich weiß auch nicht, ob wir der Wirtschaftsförderer für Amsterdam sein sollten."
Viele große Sportartikelfirmen sitzen in Amsterdam
Auch in der Pressemitteilung der Messe klingt an, dass sich die ISPO verändern wird. Besucher- und Ausstellerzahlen seien gesunken. "Gleichzeitig besteht in der Industrie ein großes Bedürfnis nach einem internationalen Netzwerk und Austausch", heißt es in der Mitteilung. Doch warum sollte das in Amsterdam besser klappen als hier?
Tatsächlich sitzen viele große Sportartikelhersteller in und um Amsterdam: Nike hat dort seinen Europa-Hauptsitz ebenso wie der Laufschuh-Hersteller Brooks, die Ski-Firma Head und die Bekleidungsmarke "Under Armour". Bei der ISPO 2025 in München sind diese Firmen alle nicht vertreten – und auch sonst nicht viele besonders bekannte Marken.
"Wir reagieren mit Sorgfalt und Bedacht auf Marktveränderungen. Das Joint Venture mit der Raccoon Media Group ist ein echter Neuanfang und bringt Chancen für die Fortführung unserer Traditionsveranstaltung mit sich", lassen sich die CEOs der Messe München Stefan Rummel und Reinhard Pfeiffer zitieren.
Das britische Unternehmen Racoon Media Group, mit der sich die Messe München nun zusammentut, wurde erst 2018 gegründet. Sein Fokus liegt auf Sportmessen. Zum Beispiel organisiert es Laufmessen, Cycling-Shows, eine Outdoor-Expo, eine Messe für Wintersport. Kurz: Die Racoon Media Group scheint Sport-Experte zu sein. Anders als die Messe München, deren größten Messen die Baumaschinen-Messe "bauma" und die "elektronica", eine Fachmesse der Elektronikindustrie, gehören.
Messen auch in China, Indien oder Südafrika
Auch der Termin ist laut der Messe München ein Problem gewesen. 2026 soll die ISPO in Amsterdam schon ab dem 4. November stattfinden. Dieser Termin geht auf "besonderen Wunsch der Industrie zurück" und sei im Jahr 2026 nicht mit dem Veranstaltungskalender der Messe München vereinbar. "Eine spätere Rückkehr zum Standort München ist explizit möglich", heißt es in der Mitteilung.
Es ist nicht das erste Mal, dass die Messe München im Ausland Geschäft macht: Sie organisiert Fachmessen unter anderem in China, Indien, Südafrika. Momentan liegt der Umsatz nach eigenen Angaben bei 488 Millionen Euro, nach Frankfurt sei München damit der größte Messestandort Deutschlands. Etwa 34 Prozent des Umsatzes würden im Ausland erwirtschaftet. Die Messe München hat sich das Ziel gesetzt, zu wachsen. Und offensichtlich glaubte sie nicht mehr, dass das mit der ISPO funktioniert.
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