Nach 30 Jahren Warten: Ellmauer Almwirt erfüllt sich Christbaum-Traum

Als der neue Münchner Christbaum Donnerstagfrüh (6.11.) um sechs Uhr von der Feuerwehr am Marienplatz in die Höhe gelupft wurde, hatte er schon 110 Kilometer abenteuerliche Fahrt auf einem Tieflader hinter sich. Vom Tiroler Ellmau über den steilen Irschenberg – und auf dem letzten Stück durch die Stadt sogar eskortiert von der Polizei.
Und dann hat einer nicht bloß sehr glücklich dreingeschaut– sondern auch ein bisserl aufgeatmet, dass alles geklappt hat: Es ist Andreas Hörhager (49), Hausherr auf der Wochenbrunner Alm, die auf 1080 Meter Höhe über Ellmau in herrlicher Lage steht – im Rücken das Kaisergebirge, nach vorne raus die Kitzbüheler Alpen.

30 Jahre Wartezeit bis zur Baumspende
Fast 30 Jahre wartete der Tiroler Landwirt, Alm- und Chalet-Gastgeber darauf, dass er München mal mit einem Christbaum beglücken durfte. "Ich mag die Münchnerinnen und Münchner einfach gern. Viele kommen als Gäste zu uns nach Ellmau“, sagt er zur AZ. "Ich wollt ihnen halt mal ein Weihnachtsgeschenk machen.“
Die Idee sei ihm gekommen, als er Mitte der 1990er Jahre (als Forstwirtsohn) einen Christbaumtransport aus dem Zillertal zum Marienplatz begleitet hat. "Der Empfang in München war sowas von schön!“ Worauf er höchstselbst ans OB-Büro geschrieben habe, dass er Baumspender werden will.

Schöne Fügung nach dem Sturm
Dass der Zuschlag nach der langen Wartezeit ausgerechnet für dieses Weihnachten kam, ist eine besonders schöne Fügung. Letztes Jahr sei ein Sturm so heftig über die Gemeinde gefegt, dass die 24 Meter hohe und 4,8 Tonnen schwere Fichte, die etwa 500 Meter unterhalb der Alm an der Straße runter nach Ellmau steht, am Wurzelwerk gelitten hat. "Wir hätten sie aus Sicherheitsgründen sowieso fällen müssen – und dann in unserem eigenen Heizkraftwerk an der Alm verheizt.“

Drei Christbäume zur Auswahl
Drei seiner Bäume im 40 Hektar großen Forst, der zur Wochenbrunner Alm gehört, hatte Hörhager der Baumbesichtigungsdelegation aus München zur Auswahl als Geschenk angeboten. Man entschied sich für die Prachtfichte – nicht nur wegen ihrer besonders schönen Christbaumform, sondern auch, weil sie ideal stand, um heil gefällt und transportiert zu werden. "Es ist ja nicht so einfach", sagt Hörhager, "einen Baum so aus einem Wald zu holen, dass nachher noch alle Äste schön ausschauen und nichts kaputt geht."
Jahresringe: Der Almwirt zählt 87
Letzten Montag schließlich war es soweit, Andreas Hörhager schritt mit der Motorsäge zur Tat. Vor der Fällung aber hat er den Fichtenstamm, der über dem Boden immerhin 98 Zentimeter Durchmesser hatte, auf 50 Zentimeter geschrumpft. "Damit der Baum am Marienplatz genau in die Verankerung passt." Und dann hat der Ellmauer Almbetreiber die Jahresringe gezählt. "Es sind 87", sagt er. "So viele Jahre ist die Fichte uns gestanden, mit allerschönster Aussicht." Jetzt bekommt sie als Christbaum ein zweites Leben. "Ich hoffe, München freut’s.“
Da steht sie!
Am Donnerstag (6.11.) stellte die Münchner Berufsfeuerwehr den neuen Christbaum ab 6 Uhr früh vor dem Rathaus am Marienplatz auf.

Um 20 vor acht ertönte Applaus am Marienplatz. 24 Meter ragt die Fichte aus Tirol nun in die Höhe vor dem Rathaus. Schon um drei Uhr morgens startete der Stifter Andreas Hörhager (49) mit seinem Team im 110 Kilometer entfernten Ellmau. Nach über vier Stunden Fahrt und Aufbauarbeiten ist das Gröbste geschafft – München darf sich über seinen neuen Christbaum freuen.

Wenn der Baum das erste Mal leuchtet
Erleuchtet wird er am Montag, 24. November, um 17 Uhr zur Eröffnung des Christkindlmarkts. Eine Delegation aus Ellmau reist mit Bürgermeister Klaus Manzl an, um den Baum offiziell zu übergeben, ab 16.30 Uhr spiel die Bundesmusikkapelle Ellmau ein Standkonzert. Im Innenhof des Rathauses schenkt Baumspender Andreas Hörhager mit seiner Wochenbrunner Alm Glühwein aus. Der Ellmauer Christbaum bleibt bis 6. Januar am Marienplatz.