Nach 25 Jahren: Polizei klärt Mordfall auf
MÜNCHEN - 1985 ist eine junge Münchnerin in der Studentenstadt brutal erschlagen worden. Doch erst jetzt, mit neuen Ermittlungs-Techniken, kann die Polizei den Täter (49) aufspüren.
Es war der Morgen seines 49. Geburtstages, als ihn seine Vergangenheit einholte. Der Mann wollte gerade sein Haus bei Bergisch-Gladbach verlassen, da warteten schon die Beamten aus München vor seiner Tür – und nahmen ihn fest. Und der Verhaftete, ein Kraftfahrer, wirkte dabei sogar noch erleichtert: „Ich bin froh, dass es rum ist.“
25 Jahre hatte er in der Angst gelebt, eines Tages doch noch geschnappt zu werden. Jetzt ist es endlich passiert. 1985 hatte der Mann in Freimann bei einem Einbruch eine junge Frau erschlagen.
Das Opfer, Karoline S., war eine begeisterte Bergsteigerin gewesen. Die damals 26-Jährige arbeitete in einem Münchner Sporthaus als Verkäuferin. Sie lebte in einem Apartment in der Christoph-Probst-Straße (Studentenstadt). Dort fand sie ein Jurastudent am 6.Juli 1985. Karoline S. lag nackt vor der Tür zum Badezimmer, eine blutige Wunde am Kopf. Tragischer Unfall oder ein brutales Verbrechen? Die Mordkommission übernahm den mysteriösen Fall. Der Freund der 26-Jährigen geriet in Verdacht. Doch die Ermittlungen blieben erfolglos.
Die Gerichtsmediziner konnten damals nicht mit Sicherheit sagen, ob Karoline S. beim Duschen ausgerutscht und mit dem Kopf gegen die Armaturen gefallen war – oder ob sie erschlagen worden war. „Die Ermittlungen wurden ergebnislos abgeschlossen“, sagt Markus Kraus, Chef der Münchner Mordkommission.
1998 wurde der Fall wieder aufgerollt: Gerichtsmediziner konnten dank neuer Techniken einen Unfall zweifelsfrei ausschließen. „Das Muster der Blutspuren am Tatort passt nicht zu einem Sturz“, sagt Staatsanwältin Nicole Selzam. Doch noch immer reichten die gesicherten Spuren nicht für einen konkreten Tatverdacht.
2010 wurde der Tod von Karoline S. erneut untersucht. Diesmal gelang der Durchbruch: Die Spurensicherung hatte 1985 einen Handabdruck am Bett der Toten gesichert, der aber erst mit den heutigen Mitteln der Technik auf die Spur des Täters führte.
Der 49-Jährige hat wegen mehrerer Einbrüche und Raubdelikte im Gefängnis gesessen. Später zog er nach NRW. Er wurde Kraftfahrer, heiratete, die Ehe scheiterte.
Zuletzt wohnte er in der Nähe von Bergisch-Gladbach. Auf der Fahrt nach München gestand er den Beamten die Tat: Er habe damals als Aushilfe im Aumeister gearbeitet, in Freimann brach er in mehrere Wohnungen ein. Darunter auch in die von Karoline S. Sie erwischte ihn, er griff zu einer Flasche – und schlug zu.
Inzwischen sitzt der Verdächtige in der JVA in Stadelheim. „Mord verjährt nicht“, betont Nicole Selzam. Dem Kraftfahrer droht eine lebenslange Haftstrafe.
Ralph Hub