Update

Mysteriöser Todesfall in München: Frau festgenommen – die Details sind brisant

Das Opfer hatte die 58-Jährige laut Polizei als Alleinerbin eingesetzt. Über 20 Jahre hinweg begleitete sie den Mann als Domina. Jetzt sitzt sie wegen Mordverdacht in U-Haft.
Hüseyin Ince,
Guido Verstegen
Guido Verstegen,
Ralph Hub
Ralph Hub
|
X
Sie haben den Artikel der Merkliste hinzugefügt.
zur Merkliste
Merken
1  Kommentar
lädt ... nicht eingeloggt
Teilen  AZ bei Google News
Ulrich Z. hat tagelang tot in seiner Wohnung gelegen. (Symbolbild)
Ulrich Z. hat tagelang tot in seiner Wohnung gelegen. (Symbolbild) © Daniel Karmann/dpa

Der mysteriöse Tod von Ulrich Z. (62) in seiner Wohnung in der Keyserlingstraße in Obermenzing hatte der Münchner Polizei Rätsel aufgegeben. Jetzt vermeldete die vom Kommissariat 11 eingerichtete und eng mit der Staatsanwaltschaft München I zusammenarbeitende Ermittlungsgruppe "EG Keyserling" die Festnahme einer Tatverdächtigen.

Als Alleinerbin eingesetzt: Mutmaßliche Täterin arbeitete als Domina

Update, 07. Oktober, 15.35 Uhr: Die Münchnerin hatte Ulrich Z. selbst bei der Polizei als vermisst gemeldet. Das war am 7. Juli. Am Dienstagmorgen wurde die 58-Jährige, die in München als Domina ihre Dienste anbietet, von der Mordkommission verhaftet. Sie sitzt inzwischen in der JVA Stadelheim in Untersuchungshaft, der Vorwurf: Mord, offenbar aus Habgier.

Der 62 Jahre alte alleinstehende Bankkaufmann hatte ihr sein gesamtes Vermögen vermacht. Die 58-Jährige gab sich alle Mühe, möglichst besorgt zu wirken, als sie im Juli auf der PI 15 (Sendling) erschien und ihren Stammkunden und guten Bekannten als vermisst meldete.

"Über die Jahre entstand wohl ein gewisses Vertrauensverhältnis"

Sie habe seit einem Monat keinen Kontakt mehr zu Ulrich Z. Sie könne ihn weder zu Hause in Obermenzing noch telefonisch erreichen. Es gebe kein Lebenszeichen von ihm, und das, obwohl der ehemalige Banker seit 20 Jahren die Dienste der Domina regelmäßig in Anspruch nahm.

Zwischen ihnen hatte sich offenbar im Lauf der Zeit so etwas wie eine freundschaftliche Beziehung entwickelt. "Dabei ist über die Jahre zwischen beiden wohl ein gewisses Vertrauensverhältnis entstanden", sagt Polizeisprecher Werner Kraus am Dienstag. Das ging so weit, dass der ehemalige Banker die Domina in seinem Testament als Alleinerbin einsetzte.

"Mögliche Motivlage": Domina als Alleinerbin eingesetzt

Sie sollte nach seinem Tod alles bekommen, darunter auch sein Einfamilienhaus in der Keyserlingstraße in Obermenzing, aber auch eine zweite Immobilie, eine Eigentumswohnung in der Keferloherstraße in Milbertshofen. Sie war sein Zweitwohnsitz, in dem sich der frühere Banker regelmäßig aufhielt.  

Die 58-jährige Domina hat nach Polizeiangaben vom Testament gewusst und davon, dass sie von ihrem Stammkunden als Alleinerbin eingesetzt worden war. "Wir gehen davon aus, dass das durchaus eine mögliche Motivlage gewesen ist", sagte Polizeisprecher Werner Kraus.

Staatsanwaltschaft beantragte Haftbefehl gegen  Hauptverdächtige

Ob Ulrich Z. letztendlich sterben musste, weil die 58-Jährige befürchtete, dass sie aus dem Testament wieder gestrichen werden könnte, oder ob sie einfach nicht mehr länger auf das ausstehende Erbe warten wollte, ist derzeit noch nicht geklärt.  

Das Testament machte die Domina in den Augen der ermittelnden Mordkommission offenbar zu einer Hauptverdächtigen. Die Staatsanwaltschaft beantragte schließlich Haftbefehl gegen die 58-Jährige.

58-Jährige wegen Mordverdachts in Untersuchungshaft 

Die Domina wurde am Dienstag in den frühen Morgenstunden in ihrer Wohnung in München von Beamten festgenommen und noch im Lauf des Tages dem Ermittlungsrichter vorgeführt. Der entschied, dass die Verdächtige wegen Mordverdachts in Untersuchungshaft in die JVA Stadelheim kommt. Die 58-Jährige ist vorher nie polizeilich aufgefallen, nur wegen ihres Jobs als Domina kannte man sie mancher bei der Kripo.  

Weitere Details zu dem spektakulären Mordfall will die Polizei aus ermittlungstechnischen Gründen nicht nennen. Weder gibt es Informationen zur Tatwaffe noch zum Tatablauf. Als die Polizei im Juli das Einfamilienhaus in der Keyserlingstraße betrat, lag der 62-Jährige am Fuß der Treppe.

Ulrich Z. starb durch "stumpfe Gewalteinwirkung gegen den Kopf"

Ulrich Z. war offenbar schon seit mehreren Tagen tot. Seine Leiche zeigte bereits Spuren von Verwesung. "Die Auffindesituation war aber nicht eindeutig", sagte Polizeisprecher Werner Kraus nur Stunden nach der Verhaftung der mutmaßlichen Täterin.

Zunächst konnten die Ermittler nicht ausschließen, dass der 62-Jährige möglicherweise an den Folgen eines Sturzes auf der Treppe gestorben sein könnte. Erst nach der Obduktion in der Rechtsmedizin stand zweifelsfrei fest: Der alleinstehende Münchner war Opfer eines Gewaltverbrechens geworden. "Er starb durch stumpfe Gewalteinwirkung gegen den Kopf", sagt Werner Kraus. Es gab am Haus keinerlei Einbruchspuren. Das sprach dafür, dass sich Opfer und Täter gekannt haben. Ulrich Z. lebte sehr zurückgezogen. Er hatte keine Kinder, wohnte alleine.

Auch keine Social-Media-Auftritte: Opfer Ulrich Z. lebte sehr zurückgezogen

Update, 16. Juli, 15.26 Uhr: "Die Ermittlungen sind in vollem Gange. Wir bauen darauf, dass sich aus der sehr aufwendigen Spurensicherung in der Wohnung wichtige Hinweise ergeben, aus denen wir weitere Schritte ableiten können", sagte Polizeisprecher Thomas Lentner am Mittwoch der AZ.

Ulrich Z. habe alleine und "sehr zurückgezogen" gelebt, sei auch in den Sozialen Medien nicht präsent gewesen. Auf die Frage, in welchem Zustand die Wohnung war, in der unter anderem eine Ausgabe der Abendzeitung aus dem Jahr 2004 lag, äußerte sich der Sprecher zurückhaltend: "Sagen wir mal so, es war nicht aufgeräumt. Aber der Mann lebte alleine, das war ihm vielleicht nicht wichtig."

Polizei setzt weiter auf Unterstützung aus der Bevölkerung

Der Aufruf der Polizei, sich mit sachdienlichen Hinweisen zu melden (Telefon 089/29100), verhallte bisher. Thomas Lentner: "Stand jetzt gibt es keine neuen Erkenntnisse."

Das ist das Foto von Ulrich Z., der tot in seiner Wohnung lag. Eine Obduktion brachte Gewissheit. Er starb gewaltsam.
Das ist das Foto von Ulrich Z., der tot in seiner Wohnung lag. Eine Obduktion brachte Gewissheit. Er starb gewaltsam. © Polizei München

Erstmeldung, 15. Juli, 17.31 Uhr:  Die Münchner Polizei ermittelt derzeit in einem Todesfall, der auch eine Tatort-Folge sein könnte. Und die Beamten haben so wenige Informationen über den verstorbenen 62-jährigen Ulrich Z., dass sie nun die Öffentlichkeit suchen.

Wer kannte den Mann, der offensichtlich sehr zurückgezogen lebte? Z. hatte keine Kinder, wohnte alleinstehend in seinem Haus an der Keyserlingstraße und hatte zwei Adressen. Sein Zweitwohnsitz war in Milbertshofen an der Keferloherstraße.

Durch die tagelange Hitze hatte sich der Tote stark verändert

Das größte Rätsel ist derzeit, wer ihn tötete. Denn nachdem eine etwas jüngere Bekannte den Mann vermisst gemeldet hatte, weil sie ihn nicht erreichte, fand man Ulrich Z. tot in seiner Wohnung vor. Am 7. Juli war das.

Das ist der Trolley, mit dem das Opfer offenbar regelmäßig unterwegs gewesen ist. Zufällig darunter: Eine Ausgabe der Abendzeitung von 2004.
Das ist der Trolley, mit dem das Opfer offenbar regelmäßig unterwegs gewesen ist. Zufällig darunter: Eine Ausgabe der Abendzeitung von 2004. © Polizei München

"Der Mann lag schon mehrere Tage in dem Obermenzinger Haus", sagte der Vizechef des ermittelnden Kommissariats 11, Mathias Heidtmann, während einer Presserunde im Münchner Polizeipräsidium. In seinem Haus wurde auch ein Trolley gefunden, mit dem der Mann wohl Einkaufen war. Unter dem Trolley: eine Ausgabe der Abendzeitung von 2004!

Zunächst keine Hinweise auf einen gewaltsamen Tod

Z. ist also nicht natürlich gestorben. Der 62-Jährige wurde mit Gewalt getötet. Wie genau, das möchten die Beamten derzeit noch nicht sagen. Zunächst war völlig unklar, was passiert ist. UIlrich Z. hätte auch wegen eines Herzinfarkts gestorben sein können. Die Beamten entdeckten erst keine Hinweise auf ein Tötungsdelikt. Doch eine Obduktion am 10. Juli ließ keine Zweifel. "Er wurde eindeutig getötet", sagte Heidtmann.

Nach mehrmaligen Versuchen war Ulrich Z. nicht erreichbar

Die Beamten konnten das in der Form nicht sofort erkennen. Denn der Mann lag schon länger leblos in dem Obermenzinger Haus. "Wie Sie wissen, war es in den Tagen vor dem 7. Juli teilweise sehr heiß", sagte Heidtmann. Deshalb hatte sich wohl der Leichnam sehr stark verändert.

Der Rucksack des Verstorbenen: Damit war Ulrich Z. wohl auch öfters in der Stadt unterwegs. Möglicherweise hat der Rucksack also auch Wiedererkennungswert.
Der Rucksack des Verstorbenen: Damit war Ulrich Z. wohl auch öfters in der Stadt unterwegs. Möglicherweise hat der Rucksack also auch Wiedererkennungswert. © Polizei München

Die Polizei konnte bislang keine Einbruchsspuren feststellen. Am 16. Juni hat ihn seine Bekannte zum letzten Mal lebend gesehen. Ausgemacht wurde an dem Tag, dass die Frau und Ulrich Z. ein geplatztes Treffen nachholen, irgendwann nach dem 25. Juni.

Lädt
Anmelden oder registrieren

Zum Login
Zu meinen Themen hinzufügen

Hinzufügen
Sie haben bereits von 15 Themen gewählt

Bearbeiten
Sie verfolgen dieses Thema bereits

Entfernen
Um "Meine AZ" nutzen zu können, müssen Sie der Datenspeicherung zustimmen.

Zustimmen
 
  • FredC2 vor 2 Stunden / Bewertung:

    Wenn das Opfer mit Namen und Bild in der Zeitung erscheint, müssen wohl noch handfeste Beweise fehlen. Gut, dass der Mann laut Bericht keine Hinterbeliebenen hat.

    Antworten lädt ... Kommentar melden
merken
Nicht mehr merken
X

Sie haben den Inhalt der Merkliste hinzugefügt.