Mysteriöse Entführung in München: Polizei steht vor einem Rätsel

München - Die Geschichte, die ein Student aus München der Polizei erzählt, klingt wie eine echte Räuberpistole: Der 18-Jährige behauptet, er sei am 23. Februar kurz vor Mitternacht auf dem Weg zum U-Bahnhof Moosach von zwei Männern in ein Auto gezerrt worden. Etwa eine dreivierte Stunde habe er sich in der Gewalt der Entführer befunden, ehe man ihn wieder im Münchner Norden laufenließ.
An der Ecke Allacher- und Baubergerstraße sei ihm ein mit einem Tuch maskierter Mann begegnet, erzählte der Student aus dem Münchner Süden der Kripo. Gleichzeitig hielt ein BMW und der Fahrer stieg aus. Beide Männer hätten ihn gepackt, auf die Rückbank des Autos gezerrt und seien mit ihm losgefahren.
Opfer in München fleht Entführer an: "Ihr habt den Falschen erwischt"
"Es folgte eine circa 20-minütige Fahrt quer durch den Münchner Nord-Westen und Karlsfeld", sagt Polizeisprecher Werner Kraus. Die Entführer sollen die ganze Zeit über kein Wort gesagt haben. "Was wollt ihr von mir?", soll der 18-Jährige sie gefragt haben und drauf hingewiesen haben, dass bei ihm "nichts zu holen" sei. "Ihr habt den Falschen erwischt", soll er seinen Entführern versucht haben, klar zu machen.
Als der 18-Jährige mit seinem Handy zu telefonieren versuchte, habe man ihm das Smartphone abgenommen und aus dem Wagen geworfen. Nach weiteren 20 Minuten hielt das Auto an einem bisher unbekannten Ort an. Der Beifahrer habe den 18-Jährigen aus dem Fahrzeug gezerrt, anschließend gab der Fahrer Gas, die Entführer verschwanden. Insgesamt soll sich der Student etwa 40 Minuten in der Gewalt der Entführer befunden haben. Die Männer sagten angeblich weder, was sie von dem 18-Jährigen wollten, noch stellten sie Forderungen, beispielsweise nach Lösegeld oder Ähnlichem.
Nach seiner Freilassung hielt der Student nach eigenen Angaben zunächst ein Fahrzeug einer Sicherheitsfirma an, das ihn ein Stück mitnahm. Anschließend sei er von einem weiteren Fahrzeug bis zum Olympia-Einkaufszentrum mitgenommen worden. Dort stieg er schließlich in ein Taxi und ließ sich nach Hause in den Süden von München fahren.
Die vielen unbekannten Helfer des Opfers
Zu Hause konnte der 18-Jährige sein Handy im Umfeld des S-Bahnhofes Karlsfeld orten. Als er am Samstag danach suchte, sei er einem Passanten begegnet, der ihm erzählt habe, seine Tochter habe das Handy gefunden. Die Frau, deren Identität ebenso unbekannt ist, wie die der Sicherheitsdienstmitarbeiter, oder des Taxifahrers, habe ihm das Handy wieder gegeben.
Trotz vieler Ungereimtheiten und noch mehr offener Fragen, nimmt die Kripo die Angaben des Studenten ernst. "Es gibt keinen nachvollziehbaren Grund, sich so etwas auszudenken", sagt Werner Kraus. Das Kommissariat K 25 ermittelt derzeit wegen Freiheitsberaubung gegen unbekannt. Es könnte sich tatsächlich um eine Verwechslung bei einer Entführung handeln, aber ebenso gut um einen Studentenulk, eine Wette, einen Challenge, wie sie bei Tiktok und ähnlichen Foren oft üblich sind.
Die Polizei bittet um Unterstützung bei den Ermittlungen. Die Mitarbeiter des Sicherheitsdienstes, der Taxifahrer und die Frau, die das Handy fand, werden gebeten, sich mit dem Präsidium in Verbindung zu setzen. Ebenso können sich Zeugen melden, denen am Tattag, dem 23. Februar 2024, gegen 23.50 Uhr in Moosach bzw. Karlsfeld verdächtige Personen oder Fahrzeuge aufgefallen sind.