Mutige Schüler fassen bewaffneten Ladendieb

Sie wollen Fotos an der Isar machen und werden dabei Zeugen eines Verbrechens: Fünf Kinder fangen in der Au einen Einbrecher – und lassen sich selbst von Blut im Schnee nicht einschüchtern
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Fritz (links) und ein Freund am Tatort an der Isar
Ronald Zimmermann Fritz (links) und ein Freund am Tatort an der Isar

MÜNCHEN - Sie wollen Fotos an der Isar machen und werden dabei Zeugen eines Verbrechens: Fünf Kinder fangen in der Au einen Einbrecher – und lassen sich selbst von Blut im Schnee nicht einschüchtern

Dass ihre alten Räuber- und Gendarm-Spiele einmal Ernst werden könnten, das haben sich Fritz (Name geändert) und seine Freunde nicht träumen lassen. Bis zum Freitag vergangener Woche jedenfalls. Da bewiesen die fünf 12-Jährigen, dass sie auch im echten Leben zu tapferen Verbrecher-Jägern taugen.

Bis 14 Uhr hatten sie noch in der Schule Latein gebüffelt. Als sie der Pausengong erlöste, spazierten die fünf Freunde zur Corneliusbrücke in der Au. Dort wollten sie Fotos schießen – als Geburtstagsgeschenk für ihre Klassenkameradin Annabelle. Kaum hatten sie ihre Digicam gezückt, ergab sich jedoch ein so spektakuläres wie beängstigendes Motiv.

„Wir haben einen Mann gesehen, er rannte zur Brücke runter – und er hat geblutet“, erinnert sich Fritz an die schockierende Beobachtung. Mit offenen Mündern sahen sie zu, wie der Mann mit einem Messer in der Hand ein schuhschachtelgroßes Päckchen im Schnee unter der Brücke deponierte. So ganz wohl war ihnen bei der Sache nicht. Während der Unbekannte türmte, blickte Fritz in die Runde und sagte: „Ich glaube, wir müssen die Polizei rufen.“ Die Freunde wirkten ratlos – da wählte Fritz kurzentschlossen selbst die 110.

Einige seiner Kumpels hätten sich lieber schnell aus dem Staub gemacht, erzählt der Bub. Doch nur eine Minute nach seinem Notruf fuhren schon Streifenwagen vor. „Da ist er hingerannt!“ riefen die Schüler und zeigten den Beamten den Weg. In der Erhardstraße klickten schließlich die Handschellen.

„Es war ziemlich gruselig“, erinnert sich Fritz. „Überall im Schnee waren blutige Handabdrücke.“ Der Mann war in eine Tengelmann-Filiale in der Zeppelinstraße eingebrochen und hatte dort aus dem Büro die Kasse geklaut. Mit seinem Messer musste er sich an der Hand selbst verletzt haben. So hinterließ er eine blutrote Spur im Schnee.

„Ich bin erst erschrocken – dann war ich stolz auf meinen Buben“, sagte Mutter Luise H. Später kam heraus: Der 28-jährige Dieb ist ein Intensiv-Täter, unter der Brücke hatte er seine Beute versteckt. Am Freitag schenkten die Schüler Annabelle die Fotos. Besser als die Bilder kam bei der Party jedoch ihre Geschichte an – von Fritz dem Juniorpolizisten, dem Dieb und seinem Blut im Schnee. rke

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