Museum zum Viehhof München geplant: AZ zeigt historische Fotos

Bis 2006 war jeden Monat Pferdemarkt in München. Bald soll ein Museum an diese ursprüngliche Nutzung des Viehhofs erinnern.
| Jasmin Menrad
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Einspänner statt Abdecker: Ab den 60er-Jahren wurden auf dem Münchner Markt immer weniger Pferde, sondern mehr Reit- und Sportpferde verkauft.
Andreas Bohnenstengel 7 Einspänner statt Abdecker: Ab den 60er-Jahren wurden auf dem Münchner Markt immer weniger Pferde, sondern mehr Reit- und Sportpferde verkauft.
Horsewalk: Auf der Vorführbahn wurden die Tiere präsentiert.
Andreas Bohnenstengel 7 Horsewalk: Auf der Vorführbahn wurden die Tiere präsentiert.
Zahnkontrolle: Einem gekauften Gaul schaut man halt ins Maul.
Andreas Bohnenstengel 7 Zahnkontrolle: Einem gekauften Gaul schaut man halt ins Maul.
Fotos aus dem Buch "Der Pferdemarkt München".
Andreas Bohnenstengel 7 Fotos aus dem Buch "Der Pferdemarkt München".
Fotos aus dem Buch "Der Pferdemarkt München".
Andreas Bohnenstengel 7 Fotos aus dem Buch "Der Pferdemarkt München".
Fotos aus dem Buch "Der Pferdemarkt München".
Andreas Bohnenstengel 7 Fotos aus dem Buch "Der Pferdemarkt München".
"Der Pferdemarkt München", Franz Schiermeier Verlag, 58 Seiten, 14 Euro
Andreas Bohnenstengel 7 "Der Pferdemarkt München", Franz Schiermeier Verlag, 58 Seiten, 14 Euro

München - Konzerte von Musikkapellen, Vorführungen der Reit- und Fahrvereine und der Polizeireitschule und: Pferde, Pferde, Pferde und Ponys. Bis 2006 war der monatliche Münchner Pferdemarkt auf dem Viehhof-Gelände ein Großereignis nicht nur für Viehhändler.

Der Fotograf Andreas Bohnenstengel hat zehn Jahre zuvor – im Jahr 1996 – den Rossmarkt umfassend dokumentiert: Das Anliefern der Tiere im Morgengrauen, der Einzug in die Halle, Gewimmel von Schaulustigen, verzückte Kindergesichter und die Rituale des Begutachtens und Handels.

Der Pferdemarkt München: Als wäre das letzte Tier erst vor zehn Minuten rausgetrieben worden

In "Der Pferdemarkt München" (Franz Schiermeier Verlag, 58 Seiten, 14 Euro) hat er die Fotos veröffentlicht und erzählt einen Teil der Geschichte des Marktes, der für die alte Isarvorstadt steht. Für eine Zeit, in der das Viertel nichts Besonderes war und die Arbeiter hier lebten.

Seit 1883 gab es monatlich Pferdemärkte, die meist drei Tage dauerten und zu denen nicht nur Viehhändler aus Bayern anreisten. 1993 etwa verzeichnete der Markt den Auftrieb von 676 Pferden. Damals wurde auch eine Lotterie veranstaltet. Bei einem Lospreis von 1,20 Mark gab’s zwölf Hauptgewinnen und 430 Geldgewinne unter 100 Mark. Der erste Preis war eine Viererzug-Kutsche im Wert von 7.000 Mark.

Im Laufe der Jahre hat sich das Verhältnis der verkauften Pferde stark verändert. Das Arbeitspferd und somit auch das Schlachtpferd sind schon in den 60er-Jahren fast komplett verschwunden. Stattdessen wurden vor allem Reit- und Sportpferde verkauft. Das zeigt sich auch daran, was um den Pferdemarkt herum geboten war: Anfang der 50er Jahre verkaufte ein Händler Peitschen und Seilerwaren, 1977 berichtet ein unbekannter Verfasser, der im Buch zitiert wird, sei die Zahl der Händler bereits auf über 20 angestiegen.

Die Pläne für den Neubau im Viehhof

Aus ganz Deutschland fuhren Menschen auf den Münchner Pferdemarkt

Weil es 1998 nur noch zwei monatliche Pferdemärkte in Deutschland gab, kamen Besucher aus dem gesamten deutschsprachigen Raum und sogar aus dem Ausland. Viele Münchner kamen aber schlicht zum Vergnügen.

"Es gibt Besucher, die fast zu jedem Markt erscheinen, um mit dem Pferd in nähere Beziehung zu kommen", schreibt jener unbekannte Verfasser 1977, "es zu streicheln und dann an der Vorführbahn zu stehen und Pferde zu beobachten. Das bringt dem interessierten Beobachter Ruhe und Erholung."

Vom alten Viehhof-Gelände mit seinen gigantischen Hallen ist heute wenig übrig. Hier entstehen das neue Volkstheater und 420 Wohnungen plus Gewerbebetriebe.

Doch ein Ort soll an die ursprüngliche Nutzung des Viehhofs erinnern: Der Kulturveranstalter Daniel Hahn von Wannda, der mit Künstlercontainern eine spannende Zwischennutzung auf dem Gelände angesiedelt hat und die Geschichtswerkstatt Isarvorstadt planen und sammeln für ein Viehhof-Museum. Mit Erlaubnis der Stadt haben sie Relikte auf dem Gelände gesammelt. "Die Winterstallungen sahen aus, als wäre die letzte Kuh vor zehn Minuten rausgetrieben worden", sagt Hahn. Viehwaage, Treibstecken, Futtergebläse, Halsbänder: All das soll in einer einfachen Ausstellung in einem Container gezeigt werden.

"Die Menschen sollen sich daran erinnern, wie’s früher im Viertel war", sagt Hahn. "Dass hier Viecher rumgelaufen und auch mal ausgebüchst sind."

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Der Abriss hat begonnen: Servus, lieber Viehhof!

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