Ein halbes Jahr geschlossen: Kultkneipe "Schwabinger 7" macht bald wieder auf
Mit dem Begriff Kultkneipe wird ja inflationär um sich geworfen, doch wenn sich in München ein Lokal diese Bezeichnung verdient hat, dann ist es die "Schwabinger 7" oder "Schwasi", wie sie von den Stammgästen auch liebevoll genannt wird.
Seit 1947 lud die legendäre Rockkneipe zum sehr langen Verweilen, man mag es auch Absacken nennen, ein, zunächst in der Feilitzschstraße 7. Im Jahr 2012 wurde die legendäre Absturz-Nacht-Kellerkneipe in einer Nachkriegsbaracke abgerissen, um einem schicken Neubau zu weichen. Im Vorfeld zogen bei Protesten tausende auf die Straßen, sogar die Politik mischte sich ein. Während sich der damalige OB Christian Ude gegen den Erhalt der "Schwasi" aussprach, setzten sich die SPD-Landtagsabgeordneten Hans-Ulrich Pfaffmann und Franz Maget sowie die Münchner CSU dafür ein. Es gab sogar erstmals eine Pressekonferenz in der "Schwabinger 7", der knapp 20 Journalisten beiwohnten.
Jahrzehntelang auf einer scharfen Fliegerbombe gefeiert
Dann der Hammer: Beim Abriss wurde am 27. August 2012 etwa einen Meter unter der Oberfläche, wo einst die "Schwasi" stand, eine 250-Kilo-Fliegerbombe aus dem 2. Weltkrieg entdeckt, deren chemisch-mechanischer Langzeitzünder noch intakt war. Wirt Gerd "Manila" Waldhauser sagte damals scherzhaft zur SZ: "Offenbar haben wir nicht wild genug gefeiert, sonst wäre sie ja hochgegangen. Das wirft ja fast ein schlechtes Licht auf die 7!"
Die Bombe konnte damals weder entschärft noch entfernt werden, daher wurde sie am 28. August kontrolliert gezündet. Trotz bestmöglicher Vorbereitungen entstanden im Umfeld Schäden in Millionenhöhe. Zu diesem Zeitpunkt war die "Schwabinger 7" aber schon umgezogen, ein paar Meter weiter zur Hausnummer 15.
Erstmals seit 55 Jahren war die "Schwabinger 7" an Weihnachten geschlossen
1969 übernahm Waldhauser als Wirt die "Schwabinger 7". Seitdem konnte man sich einer Sache sicher sein: an Heiligabend hat die "Schwasi"geöffnet.Diese Tradition fand dann 2024 ein jähes Ende. Wegen eines Wasserschadens blieb die Tür der Kultkneipe erstmals seit 55 Jahren an Weihnachten verschlossen.

Wegen des Schadens sollte das Lokal eigentlich nur vorübergehend geschlossen bleiben. Doch Anfang des Jahres trieb ein handgeschriebener Aushang von Wirt Waldhauser den Stammgästen die Sorgenfalten auf die Stirn. "2025: und jetzt nach einem turbulenten, aber wunderbaren Leben in Schwabing zur Regeneration ins künstliche Koma versetzt und wie ihr seht 'unzerstörbar' bald wieder erwacht", war auf dem Zettel zu lesen.

Doch was war mit dieser kryptischen Botschaft gemeint? Sollte nach fast 80 Jahren das Ende der "Schwasi" in Schwabing besiegelt sein? Macht sie für immer zu? Zieht sie woanders hin? Fällt die Kultkneipe etwa einer Luxussanierung des Altbaus zum Opfer, wie sie laut Journalist Dorin Popa vom neuen Besitzer der Immobile, der "Feilitzschstraße 15 GmbH & Co. KG", geplant sei?
Bereits im März sollte die "Schwasi" wieder öffnen
Zwar beruhigte Gerd "Manila" Waldhauser seine Stammgäste und erklärte, dass die "Schwasi" im März wieder öffnen würde, sobald die Probleme mit der Theke beseitigt wären. Doch damit sollte nichts werden. Auch im April und Mai stand man in der Feilitzschstraße 15 vor einer verschlossenen Kneipentür.
Gibt man bei Google den Begriff "Schwabinger Sieben" ein, dann ist dort in einem roten Balken "Vorübergehend geschlossen" zu lesen.

Mit Plakaten und Video: "Schwabinger 7" kündigt Wiedereröffnung an
Doch nun kam die erlösende Botschaft, auf die alle Stammgäste gewartet haben. Mit Plakaten an der Eingangstür und auf Facebook wird mit einem Video unter dem Motto "Eine Tür. 55 Jahre. Sieben Leben." zum Grand Opening der "Schwabinger Sieben" geladen. Auf einem Bild sind zahlreichen Kartons mit Biergläsern und Bierdeckel zu sehen.
Und lange wird es nicht mehr dauern. Schon in wenigen Tagen, am Freitag, dem 20. Juni, ab 21 Uhr sind Stammgäste und Nachtschwärmer in der legendären Rockkneipe wieder herzlich willkommen, um sich die Nächte bei dem ein oder anderen Bierchen und lautem Rock’n’Roll um die Ohren zu schlagen.