Münchner Society-Liebling Roger Fritz stirbt mit 85
"Schlafen kann ich, wenn ich tot bin." Ein Satz, den Roger Fritz gern und oft sagte. Schließlich traf er mehr als 100 Prozent auf ihn zu. Roger Fritz war irgendwie überall, immer am längsten, während andere schon unterm Tisch oder im Bett lagen. Und er machte selbst nach der wildesten, aber kürzesten Nacht auch am nächsten Tag wieder einen ausgeschlafenen und ausgeglichenen Eindruck.
Roger Fritz war ein Münchner Tausendsassa
Der Münchner Tausendsassa – Star-Fotograf, Gastronom (Visconti, Pappasito, Mamasita), Schauspieler ("Boccaccio 70"), Regisseur ("Mädchen, Mädchen") und Verleger ("Twen") – war ein Phänomen an Kondition, voller Lebenslust und Lebensfreude.
Umso bestürzter reagierten nun seine vielen Freunde, fluteten Facebook mit gemeinsamen Bildern und liebevollen Nachrufen. Der Roger war doch verlässlich immer da, noch gern auf ein oder zwei Gläser Weißwein oder Wodka-O, der kann nicht plötzlich weg sein.
Nach einem Schlaganfall starb der Society-Liebling
Leider ist das aber so. Nach einem Schlaganfall ist Münchens Society-Liebling vergangenen Freitag gestorben – mit 85 Jahren, die man ihm partout nicht angemerkt hatte.
Am 9. November war er noch auf seiner eigenen Ausstellung bei Ed Meier, gut gelaunt, fröhlich, wie immer. Er war nie ein Lautsprech, mehr der smarte Charmeur und Beobachter im Hintergrund. Selbst seine Beliebtheit in der Glitzer-Welt zwischen den Filmemachern Luchino Visconti, bei dem er einst assistiert hatte, und Rainer Werner Fassbinder (Fritz war Setfotograf), bis hin zu Romy Schneider (mit der er drehte) oder Alain Delon (mit dem er zeitweise sehr eng war) ließen ihn abheben.
Bei seiner Vernissage Anfang November ahnte keiner seiner Freunde, dass es das letzte große Treffen sein sollte. Genauso wenig wie Roger Fritz’ Lebensliebe Margit Friedrich.

Nach einer ersten Ehe mit Schauspielerin Helga Anders (†1986), mit der er Tochter Leslie hat, waren Roger und die aparte wie stets stil- und liebevolle Margit unzertrennlich. 45 glückliche Jahre lang, bis zu seinem letzten Atemzug.
"Es ist so furchtbar! Ich kann es nicht glauben"
Als die AZ sie am Montag am Telefon erreichte, weinte Margit Friedrich bitterlich. "Es ist so furchtbar. Ich kann und will es nicht glauben. Ich kann mir ein Leben ohne Roger nicht vorstellen. Ich weiß gar nicht, wie das überhaupt gehen soll. Der Roger war trotz seines Alters so gesund und plötzlich ist er daheim einfach umgekippt."
Ein Schlaganfall. Sofort hatte sie in Bogenhausen den Notruf alarmiert, der ihn in die Klinik gebracht hat. Vier Tage kämpfte er dort um sein Leben. Am vergangenen Freitag erlag Roger Fritz auf der Intensivstation seiner Gehirnblutung.
Margit, um die sich nun ihr Sohn Alexander und enge Freunde kümmern, war in dem Moment bei ihm: "Ich hatte das tiefe Gefühl, dass Roger noch mal all seine Kraft gesammelt und mich angeschaut hat – zu unserem Abschied."
Roger Fritz: Sein Leben durch die Linse
Vielleicht war es ja das Schicksal, das in München ein bisserl nachgeholfen hat – sonst wäre alles anders gekommen. Doch Roger Fritz lernte in jungen Jahren, nach seiner Ausbildung zum Großhandelskaufmann in Mannheim, hier 1955 den Fotografen Herbert List kennen. Er assistierte ihm – und neben seiner Freude, das Leben durch die Linse genauer betrachten zu können, kam sein großes Talent hinzu, auf das schnell viele andere Menschen aufmerksam wurden.
Als 20-Jähriger gewann Roger Fritz bei der Photokina seinen ersten Preis, zwei Jahre später folgte der nächste.
Er fotografierte für Kult-Filmemacher Rainer Werner Fassbinder, brachte unzählige Bildbände und Bücher heraus – und war immer gerngesehener Ausstellungsgast in Galerien.
Fritz’ Foto-Geheimnis? Vielleicht dieses: So unaufgeregt, bodenständig und sensibel er stets war, so ließ er auch die größten Stars – von Romy Schneider bis Alain Delon – vor seiner Kamera sein. Echte Menschen eben, denen man durch Roger Fritz ein klein wenig in die Seele schauen konnte.