Münchner Regenbogen-Parkbänke: Ein Platz in bunten Farben

München - Normalerweise ist Thomas Michel im flachen München nicht viel unterwegs. Er bewegt sich lieber dort, wo aus Hügeln Berge werden. Michel ist Chef des "Gay Outdoor Club" (GOC) , das ist die schwul-lesbische Sektion des Deutschen Alpenvereins. Corona allerdings setzte ihn – zumindest eine Zeit lang – innerhalb der Stadtgrenze fest. Auf seinen Spaziergängen kam ihm eine Idee.
Parkbänke in Regenbogenfarben: Zeichen für Vielfalt, Akzeptanz und Offenheit
Er will der queeren Community in München einen Platz zum Niederlassen geben. Und gleichzeitig ein Zeichen für Vielfalt, Akzeptanz und Offenheit schaffen. Was eignet sich dafür besser als eine Parkbank? Und welche Farbkombination wäre passender als die des Regenbogens, dem Symbol der LGBTIQ-Szene?
Vier Regenbogen-Bänke spendete sein Verein an die Stadt. Zwei davon stehen inzwischen: Eine am St.-Jakobs-Platz und eine am Stephansplatz im Glockenbachviertel. Es sollen noch Bänke am Karl-Heinrich-Ulrichs-Platz und auf dem Aussichtshügel im Luitpoldpark dazukommen.

Trotz mehr Sichtbarkeit: Gewalt gegen LGBTIQ* in München steigt
Bei Thomas Niederbühl, der in der Stadtratsfraktion der Grünen und Rosa-Liste sitzt und der sich für die Rechte von Schwulen, Lesben und Transgender einsetzt, kommen die Bänke gut an. Er findet es wichtig, der queeren Community zu zeigen, dass sie einen Platz in München hat. Aber tut die Stadt das nicht sowieso oft? Es ist noch nicht lange her, da hingen die Regenbogenflaggen vor dem Rathaus und sogar die Allianz Arena war zum CSD bunt beleuchtet.
"Den Vorwurf: 'Jetzt reichts aber mal'", höre ich seit 20 Jahren, von Leuten, die sich noch nie mit dem Thema auseinandergesetzt haben", kontert er. Zwar gebe es tatsächlich mehr Sichtbarkeit von Homosexuellen, gleichzeitig nehme aber auch die Gewalt gegen sie zu, so Niederbühl.
Tatsächlich verzeichnet "Strong", die LGBTIQ*-Fachstelle gegen Diskriminierung und Gewalt, immer mehr Fälle: 2021 wurden laut dem neuesten Bericht insgesamt 165 Vorfälle gemeldet – darunter waren 30 Fälle von physischer Gewalt, fast ebenso viele Fälle von sexuellen Übergriffen und Vergewaltigungen. 1993 waren es gerade mal 54 Fälle insgesamt.
"Sich zu verstecken hat noch nie funktioniert"
Ob es aber tatsächlich mehr Fälle gibt oder ob sich inzwischen bloß mehr Menschen trauen, sich zu melden? Diese Frage kann Michael Plaß, der die Fachstelle leitet, nicht beantworten. Die Bänke hält er trotzdem für sinnvoll: " Sie geben Betroffenen Selbstvertrauen und vermitteln das Gefühl, nicht alleine zu sein."
Dass die Regenbogen-Bänke die Aggressionen schüren könnten, ist für Thomas Michel vom "Gay Outdoor Club" kein Grund gegen sie: "Sich zu verstecken hat noch nie funktioniert."
Auch Stadtrat Niederbühl will deshalb die Sichtbarkeit lieber steigern. Er fordert einen Gestaltungswettbewerb, um herauszufinden, wo sich die Fahne dauerhaft in München etablieren ließe. Eine Idee hat er schon: einmal um den Gärtnerplatz.