Münchner Polizei feiert Fahndungserfolg: Schockanruf-Center in Polen ausgehoben

In einem Video, das die polnische Polizei veröffentlichte, sieht man, wie schwer bewaffnete Beamte durch die Tiefgarage in ein Mehrfamilienhaus vordringen. Einer der Polizisten bricht mit einem Vorschlaghammer eine Wohnungstür auf, die Spezialkräfte stürmen die Räume.
Die Trickbetrügerbande hatte ihr Callcenter perfekt getarnt. Nichts deutete darauf hin, dass sich in einer Wohnung in einem x-beliebigen Mietshaus in Poznan (früher Posen) eine Schaltzentrale befand. Als die Beamten mit Unterstützung von zwei Polizisten aus München am vergangenen Donnerstag die Wohnung stürmten, wurde die Bande völlig überrumpelt.
Zwei Männer und vier Frauen mit deutscher Staatsangehörigkeit wurden festgenommen. "Ihnen soll in Polen der Prozess gemacht werden"; sagte Maximilian Beer von der Staatsanwaltschaft München I.
Trickbetrüger entlarvt: Münchner Polizisten feiern Fahndungserfolg in Polen
Bei der Münchner Polizei feiert man die Razzia in Posen als großen Erfolg. Das Callcenter, von dem aus vor allem Senioren in Bayern, Baden-Württemberg, Brandenburg, Hessen, Niedersachsen, Thüringen, Sachsen-Anhalt und Rheinland-Pfalz angerufen wurden, ist zerschlagen. Eine wichtige Schaltzentrale ist damit ausgeschaltet. "Es wurde umfangreiches Beweismaterial sichergestellt, Dutzende Handys, SIM-Karten, Laptops, Tablets und Speichermedien", sagt Thomas Schedel, Chef des K61 im Präsidium München.

Aber was die Fahnder noch viel mehr freut, es ist auch gelungen, die Hintermänner- und Frauen zu fassen. An sie kommen die Ermittler nur schwer ran, weil sie im Ausland sitzen. Es handelt sich um sogenannte "Keiler". Personen, die die Abholer vor Ort steuern. "Sie zu ersetzen geht nicht so einfach, das erfordert Zeit, um die Nachfolger zu schulen und auszubilden", sagt der K61-Chef.
Die Anrufer versetzten ihre Opfer in Angst und Schrecken. Sie behaupten, ein naher Angehöriger habe einen tödlichen Verkehrsunfall verursacht, ohne eine hohe Kaution müsse der Betreffende in U-Haft. Die Bande aus Posen soll mindestens 17 Opfer aus Bayern hereingelegt haben, aber kein Opfer ist aus München.