Münchner Olympiapark: Dieser Schatz war unter der Timofej-Kirche versteckt
München - "Ab einem bestimmten Alter sollte man aufhören, sein Geld an geheimen Orten zu verstecken", sagt ein hörbar gut gelaunter Christian Ude am Montagnachmittag ins Telefon und lacht.

Ude war am Vormittag mit seinen Mitstreitern vom Verein Ost-West-Friedenskirche, Angelika Stahnke-Kiesmüller und Serge Kaiser, vor Ort im südlichen Olympiapark. Der Grund: Die Bagger sind aufgefahren, um sämtliche Überreste des im Juni 2023 abgebrannten Timofej-Kirchleins abzuräumen.

Alt-OB Christian Ude über den überraschenden Geldfund am Timofej-Kirchlein
Dabei kamen unter anderem zum Vorschein: Tausende D-Mark in Scheinen und Münzen, eingepackt in Plastiksäcken. Die waren wiederum in Blechdosen verstaut. "Dass da Stapel von Geldscheinen und Silberschätze auftauchen, habe ich wirklich nicht erwartet", sagt der Alt OB.

Was damit passiert, ist laut Ude aber klar: Einige Scheine werden im neu errichteten Kirchlein ausgestellt, zusammen mit einer Spendendose. "Den Großteil werden wir schlichtweg einlösen, das geht ja noch", sagt Ude. "Das Geld kommt dem Wiederaufbau zugute."

"Tierschützerische Gründe" gab es laut Ude, warum die Bagger mit dem Abriss noch warten mussten. Nur vor dem Frühling und nach dem Sommer dürften diese Arbeiten verrichtet werden. Das habe man jetzt plangemäß gemacht.

"Genehmigung liegt vor": So geht es weiter mit dem abgebrannten Timofej-Kirchlein
Und es ist auch klar, wie es dann weiter geht mit dem Wiederaufbau: "Die Genehmigung liegt bereits vor", so Ude. "Die Planungen müssen noch konkretisiert werden, damit das architektonisch umgesetzt werden kann", sagt der Alt-OB zur AZ. Alle weiteren Schritte ergeben sich dann im Rahmen des Bestandsschutzes, so der Verein.

Er habe die Hoffnung, dass das Kirchlein dieses Jahr noch aufgebaut werden kann, sagt Ude. "Dann ist die ganze Anlage wieder komplett, das Wohngebäude, das Museum und die Kapelle sowie das Kirchlein." Und zwar: "In seiner äußeren Gestalt, wie man es kennt." Das Kirchlein soll ein Raum werden, in dem man sich treffen und informieren kann.
Kleines Wunder: Bei Abrissarbeiten nach Brand tauchen unversehrte Kerzen auf
Aber nicht nur viel altes Geld kam zum Vorschein bei den Abräumarbeiten am Montag, sondern auch ein kleines Wunder: "Wir haben einen großen Vorrat von Kerzen gefunden, die die Hitze des Brands überstanden haben, weil sie tief genug gelagert waren", erzählt Ude. Und zwar völlig unbeschädigt.

Damit hätten sie im Vorfeld nicht gerechnet, viel eher mit Stücken von verbranntem Holz, mit Resten des Blechdachs, des Fundaments oder mit spirituellen Dingen wie eisernen Kerzenhaltern. Das wollte der Verein für die Zukunft sichern.
Dank Brandversicherung, Schatz und Spenden: Noch dieses Jahr soll das Timofej-Kirchlein wieder stehen
Die stellvertretende Vorsitzende des Vereins, Angelika Stahnke-Kiesmüller, war außerdem "besonders begeistert", dass nach mehreren Stunden die drei Glocken und eine verkohlte Marienstatue noch geborgen werden konnten.
Wenn die Abräumarbeiten fertig sind, wird in einem nächsten Schritt ein neues Fundament gebaut, teilt der Verein mit.
Auch die Pläne zur Finanzierung stehen: Eine "kleine Anschubfinanzierung" sei durch eine Brandversicherung gewährleistet, dazu kommt jetzt noch Timofejs am Montag gehobener Schatz. Der Rest soll durch Spenden zustande kommen.

In der Nacht zum Sonntag, 11. Juni 2023 ist das Timofej-Kirchlein abgebrannt. Ein technischer Defekt an der Elektronik im Inneren der Kirche hatte das Feuer ausgelöst. Seither setzt sich der Verein für den Wiederaufbau dieses einzigartigen Orts ein.

1952 hat der russische Eremit Timofej Wassiljewitsch Prochorow das Kirchlein und die anderen Häuser gebaut, aus Resten vom Schuttberg, der später der Olympiaberg wurde. Timofej starb 2004, angeblich mit 110 Jahren.
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