Münchner Olympiapark: Dieser Schatz war unter der Timofej-Kirche versteckt

Bevor das abgebrannte Timofej-Kircherl wieder aufgebaut werden kann, muss erst alles abgeräumt werden. Die Arbeiten haben jetzt angefangen – und Unglaubliches zutage gefördert.
Jan Krattiger
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Bagger räumen die Reste des abgebrannten Timofej-Kirchleins im südlichen Teil des Olympiaparks ab.
Bagger räumen die Reste des abgebrannten Timofej-Kirchleins im südlichen Teil des Olympiaparks ab. © Sigi Müller

München - "Ab einem bestimmten Alter sollte man aufhören, sein Geld an geheimen Orten zu verstecken", sagt ein hörbar gut gelaunter Christian Ude am Montagnachmittag ins Telefon und lacht.

Serge Kaiser und  Alt-Ob Christian Ude sortieren die Funde.
Serge Kaiser und Alt-Ob Christian Ude sortieren die Funde. © Sigi Müller

Ude war am Vormittag mit seinen Mitstreitern vom Verein Ost-West-Friedenskirche, Angelika Stahnke-Kiesmüller und Serge Kaiser, vor Ort im südlichen Olympiapark. Der Grund: Die Bagger sind aufgefahren, um sämtliche Überreste des im Juni 2023 abgebrannten Timofej-Kirchleins abzuräumen.

Bagger räumen die Überreste des Timofej-Kirchleins ab, damit es wieder aufgebaut werden kann.
Bagger räumen die Überreste des Timofej-Kirchleins ab, damit es wieder aufgebaut werden kann. © Sigi Müller

Alt-OB Christian Ude über den überraschenden Geldfund am Timofej-Kirchlein

Dabei kamen unter anderem zum Vorschein: Tausende D-Mark in Scheinen und Münzen, eingepackt in Plastiksäcken. Die waren wiederum in Blechdosen verstaut. "Dass da Stapel von Geldscheinen und Silberschätze auftauchen, habe ich wirklich nicht erwartet", sagt der Alt OB.

Tausende D-Mark wurden gefunden. Sie sollen dem Wiederaufbau zugute kommen.
Tausende D-Mark wurden gefunden. Sie sollen dem Wiederaufbau zugute kommen. © Sigi Müller

Was damit passiert, ist laut Ude aber klar: Einige Scheine werden im neu errichteten Kirchlein ausgestellt, zusammen mit einer Spendendose. "Den Großteil werden wir schlichtweg einlösen, das geht ja noch", sagt Ude. "Das Geld kommt dem Wiederaufbau zugute."

Große Überraschung bei den Abräumarbeiten: Große Mengen D-Mark in Scheinen und Münzen tauchen auf.
Große Überraschung bei den Abräumarbeiten: Große Mengen D-Mark in Scheinen und Münzen tauchen auf. © Sigi Müller

"Tierschützerische Gründe" gab es laut Ude, warum die Bagger mit dem Abriss noch warten mussten. Nur vor dem Frühling und nach dem Sommer dürften diese Arbeiten verrichtet werden. Das habe man jetzt plangemäß gemacht.

Viele Fundstücke wurden zutage gefördert, mal mehr, mal weniger gut erhalten.
Viele Fundstücke wurden zutage gefördert, mal mehr, mal weniger gut erhalten. © Sigi Müller

"Genehmigung liegt vor": So geht es weiter mit dem abgebrannten Timofej-Kirchlein

Und es ist auch klar, wie es dann weiter geht mit dem Wiederaufbau: "Die Genehmigung liegt bereits vor", so Ude. "Die Planungen müssen noch konkretisiert werden, damit das architektonisch umgesetzt werden kann", sagt der Alt-OB zur AZ. Alle weiteren Schritte ergeben sich dann im Rahmen des Bestandsschutzes, so der Verein.

Kümmern sich um den Wiederaufbau: Angelika Stahnke-Kiesmüller, Christian Ude und Serge Kaiser vom Verein Ost-West-Friedenskirche.
Kümmern sich um den Wiederaufbau: Angelika Stahnke-Kiesmüller, Christian Ude und Serge Kaiser vom Verein Ost-West-Friedenskirche. © Sigi Müller

Er habe die Hoffnung, dass das Kirchlein dieses Jahr noch aufgebaut werden kann, sagt Ude. "Dann ist die ganze Anlage wieder komplett, das Wohngebäude, das Museum und die Kapelle sowie das Kirchlein." Und zwar: "In seiner äußeren Gestalt, wie man es kennt." Das Kirchlein soll ein Raum werden, in dem man sich treffen und informieren kann.

Kleines Wunder: Bei Abrissarbeiten nach Brand tauchen unversehrte Kerzen auf

Aber nicht nur viel altes Geld kam zum Vorschein bei den Abräumarbeiten am Montag, sondern auch ein kleines Wunder: "Wir haben einen großen Vorrat von Kerzen gefunden, die die Hitze des Brands überstanden haben, weil sie tief genug gelagert waren", erzählt Ude. Und zwar völlig unbeschädigt.

Kaum zu glauben: Kerzen haben den Brand überlebt.
Kaum zu glauben: Kerzen haben den Brand überlebt. © Sigi Müller

Damit hätten sie im Vorfeld nicht gerechnet, viel eher mit Stücken von verbranntem Holz, mit Resten des Blechdachs, des Fundaments oder mit spirituellen Dingen wie eisernen Kerzenhaltern. Das wollte der Verein für die Zukunft sichern.

Dank Brandversicherung, Schatz und Spenden: Noch dieses Jahr soll das Timofej-Kirchlein wieder stehen

Die stellvertretende Vorsitzende des Vereins, Angelika Stahnke-Kiesmüller, war außerdem "besonders begeistert", dass nach mehreren Stunden die drei Glocken und eine verkohlte Marienstatue noch geborgen werden konnten.

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Wenn die Abräumarbeiten fertig sind, wird in einem nächsten Schritt ein neues Fundament gebaut, teilt der Verein mit.

Auch die Pläne zur Finanzierung stehen: Eine "kleine Anschubfinanzierung" sei durch eine Brandversicherung gewährleistet, dazu kommt jetzt noch Timofejs am Montag gehobener Schatz. Der Rest soll durch Spenden zustande kommen.

Reste des Kirchleins nach der Tragödie, Juni 2023.
Reste des Kirchleins nach der Tragödie, Juni 2023. © Imago/Wolfgang Maria Weber

In der Nacht zum Sonntag, 11. Juni 2023 ist das Timofej-Kirchlein abgebrannt. Ein technischer Defekt an der Elektronik im Inneren der Kirche hatte das Feuer ausgelöst. Seither setzt sich der Verein für den Wiederaufbau dieses einzigartigen Orts ein.

So sah's aus: das Timofej-Kirchlein im Garten des südlichen Teils des Olympiaparks.
So sah's aus: das Timofej-Kirchlein im Garten des südlichen Teils des Olympiaparks. © Camilla Kraus

1952 hat der russische Eremit Timofej Wassiljewitsch Prochorow das Kirchlein und die anderen Häuser gebaut, aus Resten vom Schuttberg, der später der Olympiaberg wurde. Timofej starb 2004, angeblich mit 110 Jahren.

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8 Kommentare
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  • Wickie712 am 19.03.2025 21:48 Uhr / Bewertung:

    Wurde der Fund von Herrn Ude oder einem anderen einfach an sich genommen? Wenn ja, dann könnte man es als Fundunterschlagung betrachten. Es ist bei der zuständigen Behörde abzugeben, meldet sich der Besitzer nicht, erhält der Finder es in 6 Monaten.

  • FredC2 am 19.03.2025 22:55 Uhr / Bewertung:
    Antwort auf Kommentar von Wickie712

    Einfach mal zur nächsten Polizeiwache gehen, und vorsorglich Anzeige erstatten. Wir sind ja schließlich in Deutschland.

  • Xaverl Weissnix am 19.03.2025 19:47 Uhr / Bewertung:

    Paragraf 965 Abs. 2 BGB:
    „ 2) Kennt der Finder die Empfangsberechtigten nicht oder ist ihm ihr Aufenthalt unbekannt, so hat er den Fund und die Umstände, welche für die Ermittlung der Empfangsberechtigten erheblich sein können, unverzüglich der zuständigen Behörde anzuzeigen. Ist die Sache nicht mehr als zehn Euro wert, so bedarf es der Anzeige nicht.“

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