"Münchner Lichtblicke": Wenn Kleine Großes leisten

Für ein friedliches Zusammenleben von Deutschen und Ausländern: Der gebürtige Kenianer David Rashid (42) wurde für sein Projekt „Artistenschule München“ mit dem Förderpreis „Münchner Lichtblicke“ des Ausländerbeirates der Stadt ausgezeichnet.
von  Abendzeitung
Artist David Rashid
Artist David Rashid © Daniel von Loeper

MÜNCHEN - Für ein friedliches Zusammenleben von Deutschen und Ausländern: Der gebürtige Kenianer David Rashid (42) wurde für sein Projekt „Artistenschule München“ mit dem Förderpreis „Münchner Lichtblicke“ des Ausländerbeirates der Stadt ausgezeichnet.

Lilly schaut ein bisserl skeptisch nach unten. Sie steht auf den Schultern ihres Trainers David Rashid. „Und jetzt ganz langsam die Beine durchdrücken“, ermuntert er sie. Geschafft! Die 7-Jährige ist plötzlich ganz groß. David Rashid, der am Donnerstag mit dem Förderpreis „Münchner Lichtblicke“ ausgezeichnet wurde, ist stolz auf seine junge Schülerin: „Mit solchen Übungen möchte ich Vertrauen schaffen. Auch die Kleinen können schon Großes leisten.“

Den Förderpreis verleihen jährlich die Landeshauptstadt München, der Ausländerbeirat der Stadt und der Verein Lichterkette. Ausgezeichnet werden Münchner, die sich für ein friedliches Zusammenleben von Deutschen und Ausländern in München einsetzen. Worüber sich Bildungs- und Sozialexperten schon seit Jahren die Köpfe einschlagen, das lebt der 42-Jährige ganz einfach vor. Seine Akrobatik-Kurse im Turnhallenkomplex vom Olympiadorf und in der Karwendelstraße am Harras sind gelebte Integration.

„Die Kinder kommen aus den verschiedensten Ländern. Meist sind sie schon ab dem Grundschulalter bei uns“, sagt der gebürtige Kenianer. Egal, ob sie danach aufs Gymnasium, auf die Real- oder auf die Hauptschule gehen - hier in der Gruppe bilden sie ein Team und lernen voneinander. Durch das Training bilden sich Freundschaften. Kinder, die auf Grund ihrer Hautfarbe oder ihrer Sprache in der Schule ausgegrenzt werden, finden hier wichtige Bezugspersonen.

Rashid kennt sein Handwerk: Schon in früher Kindheit wurde er in Artisten-Schulen in Kenia und Tansania ausgebildet. Mit 17 Jahren tourte er dann mit Akrobatik-Gruppen um den Globus. Amerika, Europa, Afrika - Rashid lernte die Welt kennen. Seit 1991 lebt er in München. Zwar hat er schon lange einen festen Job, die Akrobatik ist aber immer noch seine Herzensangelegenheit Sein Projekt „Artistenschule München“, bei dem er mit kleinen Nachwuchs-Akrobaten arbeitet, hat er vor fünf Jahren aus der Taufe gehoben. „Es ist toll, wenn man sein Wissen weitergeben kann“, sagt David Rashid.

Die Workshops sind dabei keine normalen Turnkurse. Keiner schreibt Übungen vor, die alle mitmachen müssen. Stattdessen probieren sich die Kleinen aus, eifern den größeren Kindern nach. Cheftrainer Rashid und zwei weitere Mitarbeiter geben Hilfestellung, unterstützen und loben ihre Schützlinge. „Alles muss aus eigenem Antrieb kommen“, sagt Rashid und lacht. „Der Spaß darf nicht verloren gehen.“Tobias Langenbach

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