Münchner Kardinal Marx stiftet Missbrauchsopfern sein privates Vermögen

München - Dieser Schritt dürfte in der gesamten katholischen Kirche für Aufsehen sorgen - und möglicherweise andere Bischöfe unter Druck setzen: Kardinal Reinhard Marx stiftet den "allergrößten Teil" seines Privatvermögens - insgesamt eine halbe Million Euro - um Menschen zu helfen, die in der katholischen Kirche Opfer sexueller Gewalt geworden sind.
Mit der von ihm gegründeten gemeinnützigen Stiftung "Spes et Salus" ("Hoffnung und Heil") will Reinhard Marx den Missbrauchsopfern "einen Weg zu Heilung und Versöhnung" eröffnen. Die Stiftung soll das Engagement der Kirche in der Prävention sowie in der Aufarbeitung und Anerkennung des Leids ergänzen.
Kardinal Marx gilt in Kirchenkreisen als bescheiden
Im Laufe seines beruflichen Lebens als Bischof (24 Jahre), Professor und Institutsdirektor kirchlicher Bildungseinrichtungen, hat Reinhard Marx ein ansehnliches Privatvermögen angespart. Derzeit bezieht er vom Freistaat ein monatliches Grundgehalt von 13.654 Euro brutto. Dieser Betrag richtet sich nach der Besoldungsgruppe B 10, nach der auch Ministerialdirektoren bezahlt werden.
Zum Geldausgeben kommt der Kardinal dem Vernehmen nach aber kaum. Er gilt in Kirchenkreisen - im krassen Gegensatz zum ehemaligen Limburger "Protzbischof" Franz-Peter Tebartz-van Elst - als sehr bescheiden. Hobbys hat der als hochgebildeter Workaholic geltende Erzbischof außer Lesen und Bücherschreiben offenbar keine.
"Sexueller Missbrauch im Verantwortungsbereich der Kirche ist ein Verbrechen"
Reinhard Marx sagte jetzt, er habe Zeit seines Lebens versucht, "verantwortlich mit den finanziellen Mitteln umzugehen", die er für seine Tätigkeiten bekommen hat. Die 500.000 Euro, die im Laufe der Jahre zusammenkamen, sollten "nicht für mich, sondern für Heil und Heilung von Menschen eingesetzt werden".
Die schonungslose Aufklärung von sexuellem Missbrauch in der katholischen Kirche und die Verhinderung weiterer Taten, sind Kardinal Marx seit Jahren ein großes Anliegen. Auch, dass die Kirche zu ihrer Verantwortung stehen muss.
"Sexueller Missbrauch im Verantwortungsbereich der Kirche ist ein Verbrechen. Es zerstört das Leben vieler Menschen und bedeutet schwere Belastungen der unmittelbar Betroffenen, aber auch für deren Familien und Freunde."
Missbrauch habe systemische Ursachen und Folgen. "Umso mehr ist es mir ein Anliegen, sowohl im Amt des Erzbischofs von München und Freising als auch als Privatperson alles mir Mögliche zu tun, um Missbrauch zu bekämpfen und aufzuarbeiten." Dabei sei ihm klar: "Geld kann keine Wunden heilen. Aber es kann dazu beitragen, dass Bedingungen geschaffen werden, die Heilungs- und Wandlungsprozesse ermöglichen."