Münchner Feuerwehr verzeichnet Rekordzahl an Einsätzen – die wenigsten haben mit Feuer zu tun
München - Die Feuerwache 8 in Unterföhring gehört wohl zu den weniger bekannten Räumen der Münchner Feuerwehr. Sie liegt als einzige außerhalb des Stadtgebiets in der Apianstraße 1. Dort blickte Oberbranddirektor Wolfgang Schäuble mit seinen Kollegen und Kreisverwaltungsreferentin Hanna Sammüller-Gradl (Grüne) auf 2024 zurück.
Münchner Feuerwehr blickt auf 100.981 Einsätze im Jahr 2024 zurück
Ein nagelneues Feuerwehrauto stand am Donnerstag auf dem Hof, der neue Gerätewagen der Höhenrettung. Dazu demonstrierten die Feuerwehrleute der Spezialeinheit an einem Turm die Rettung aus der Höhe. Demnächst bekommt die Münchner Feuerwehr noch viele weitere neue Fahrzeuge. 80 Löschfahrzeuge wurden in einem Großauftrag bestellt.
Die können sie gut gebrauchen, denn der Bedarf ist den Zahlen nach zu urteilen da. "Die Bilanz ist beeindruckend", stellte KVR-Chefin Hanna Sammüller-Gradl fest. Vergangenes Jahr verzeichnete die Feuerwehr einen neuen Höchststand bei den Einsätzen: 100.981 Mal rückten die Retter aus, um Münchnern in Not zu helfen.
"Es hat mich berührt": Oberbranddirektor über einen Brand vergangenen Dezember
Auch wenn die Zahl der Brände durch den zunehmenden Holzbau gestiegen ist, haben die wenigsten Einsätze mit Feuer zu tun. Meist handelt es sich etwa um Verkehrsunfälle, Tierrettungen oder Türöffnungen in Notfällen. 8547 Brandalarme zählten sie 2024 aber dann doch.
Einer davon besonders einschneidend: An Heiligabend brach ein Brand in einem Seniorenheim im Lehel aus. 15 Personen wurden verletzt, aber niemand starb. Oberbranddirektor Schäuble erzählte von dem Einsatz im Dezember: "Ich hatte selbst einen Teil der Leitung. Es hat mich berührt, dass wir alle Bewohnerinnen und Bewohner retten konnten."
Auch an den Surfunfall an der Eisbachwelle erinnert die Münchner Feuerwehr
Ein weiterer Einsatz, der ihn besonders bewegte, war der Anschlag auf den Demonstrationszug von Verdi am 13. Februar dieses Jahres. "Trotz aller Grausamkeiten haben die Einsatzabläufe mustergültig funktioniert, das hat mich sehr bewegt. Über Jahre haben wir für den Ernstfall Konzepte erarbeitet und etwa auch aus dem OEZ-Anschlag gelernt. Man hat nun gesehen, dass es auch in derart kritischen Fällen funktioniert."
Auch an den kürzlichen Surfunfall an der Eisbachwelle (siehe Seite 5) am 16. April wurde erinnert. Trotz Rettungsversuchen verstarb die Surferin eine Woche später. In solchen Fällen besonders wichtig: das sogenannte SkB-Team (Stressbewältigung und kollegiale Betreuung). Das Team um Joachim Heindle kümmert sich um die Helfer, wenn der Einsatz vorbei ist. Etwa in Gesprächsrunden sollen die Feuerwehrler das Erlebte verarbeiten.

Feuerwehrler kurz vor dem Ruhestand: "Ich würde heute wieder Feuerwehrmann werden"
Gegründet wurde die SkB vor 25 Jahren. Heindle berichtet am Donnerstag von den Anfängen: "Wir wurden von unseren Kolleginnen und Kollegen belächelt und sogar als Psychos bezeichnet. Es war eben Neuland, dass sich plötzlich jemand um uns kümmert, sonst sind wir nur für die anderen da. Aber wir haben uns nicht unterkriegen lassen. Und heute wissen wir alle, wie wichtig es ist, füreinander da zu sein."
Er selbst hat nur noch wenige Einsätze vor sich. In drei Monaten verabschiedet sich Heindle in den Ruhestand. Er sagte: "Ich würde heute wieder Feuerwehrmann werden. Ich habe mir damit einen Jugendtraum erfüllt."
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