Münchner Experte: So gefährlich ist EHEC wirklich

Zwei EHEC-Tote in Deutschland, zwei Erkrankungen in Bayern: Was man jetzt beachten muss, erklärt der Münchner Impfmediziner Nikolaus Frühwein im AZ-Interview.
Interview: Michael Heinrich |
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Der Münchner Impfmediziner Nikolaus Frühwein hat der AZ erklärt, was man bei EHEC jetzt beachten muss.
dapd/Martha Schlüter Der Münchner Impfmediziner Nikolaus Frühwein hat der AZ erklärt, was man bei EHEC jetzt beachten muss.

Zwei EHEC-Tote in Deutschland, zwei Erkrankungen in Bayern: Was man jetzt beachten muss, erklärt der Münchner Impfmediziner Nikolaus Frühwein im AZ-Interview.

In Bayern sind nach Behördenangaben zwei Menschen nach Infektionen mit dem gefährlichen Darmkeim EHEC erkrankt. Ein entsprechender Verdacht habe sich in beiden Fällen nach entsprechenden Untersuchungen bestätigt, teilte das bayerische Landesamt für Gesundheit und Lebensmittelsicherheit (LGL) am Dienstag in Erlangen mit.

Beide Erkrankungen stünden im Zusammenhang mit den Infektionen in anderen Bundesländern, sagte eine Behördensprecherin. Ein weiterer Verdachtsfall werde derzeit noch untersucht. In welchen Regionen die beiden Erkrankten leben, wollte die Behördensprecherin nicht sagen.

Die AZ hat den Münchner Impfmediziner Nikolaus Frühwein über die Gefahren des Darmkeims EHEC berfragt:

AZ: Herr Dr. Frühwein, wie gefährlich ist EHEC?

NIKOLAUS FRÜHWEIN: Ich halte es für übertrieben, in Panik zu verfallen: Die Ausbreitung der lebensbedrohenden Darmerkrankung ist nicht so gefährlich, wie es den Anschein erweckt. Die Übertragung dieses Keimes von Mensch zu Mensch ist nur in ganz wenigen Ausnahmen möglich. Wir haben jährlich etwa 1000 gemeldete Fälle des Hämolytisch-urämischen Syndroms. Allerdings ist der jetzt grassierende Erreger wesentlich stärker als frühere.

Woran liegt das?

Jedes Bakterium verändert sich immer wieder durch Mutationen, EHEC ist jetzt offenbar in einer Phase, in der es mehr des tückischen Giftes produziert. Wir müssen aber auch bedenken, dass der Keim sich nicht gegen den Menschen richtet, der Tod seines Wirtes ist ja auch sein eigener Tod.

Wo haben sich die Erkrankten angesteckt?

Das muss jetzt herausgefunden werden. Normalerweise gibt es den Keim in rohen Fleisch, rohen Fisch oder Rohmilch. Doch in diesem Fall scheint könnte auch ein verseuchtes Gemüse die Ursache sein – wir wissen es aber nicht.

Wie kann EHEC an Gemüse gekommen sein?

Auch das wissen wir nicht, bevor wir nicht die Quelle der Erkrankungen kennen. Theoretisch vorstellbar wäre, dass Gemüse mit befallenen Fäkalien gedüngt worden ist, zum Beispiel in der Bio-Produktion. Das muss aber nicht sein.

Was soll man machen, wenn man jetzt an Durchfall erkrankt?

Vor allem Ruhe bewahren und nicht in Panik verfallen. Wir haben in den letzten Tagen in München viele Durchfallpatienten gehabt, ohne dass jemand Symptome von HUS hatte und ohne dass jemand zu Tode gekommen ist.

Wie groß ist die Gefahr, sich in München anzustecken?

Ich würde sagen, eher gering. Offenbar wurden die verseuchten Lebensmittel in Norddeutschland in den Verkehr gebracht. Die in Bayreuth erkrankte Frau war zuvor im Norden gewesen. Und eine Ansteckung von Mensch zu Mensch ist ja, wie gesagt, sehr unwahrscheinlich.

Wenn ich die Erkrankung trotzdem fürchte, was kann ich tun?

Es ist die gute Gelegenheit, mal wieder auf die allgemeinen Hygieneregeln hinzuweisen, die man eigentlich immer beherzigen sollte: Mehrmals täglich die Hände waschen, vor allem nach dem Gang zur Toilette. Wichtig ist auch die Sauberkeit in der Küche: Geschirr, Küchenbretter und besteck nach jedem  Gebrauch abwaschen, nicht mehrmals hintereinander verwenden.

Was muss man bei der Ernährung beachten?

Verzichten Sie auf rohes Fleisch, rohen Fisch und Rohmilch. Gemüse sollten Sie gründlich waschen und kochen. Es ist nicht bekannt, dass es den Keim an Salat gibt.

 

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