Münchner Betrüger: Vier Jahre gratis im Hotel

Er führte alle an der Nase herum: Ein Münchner ohne festen Wohnsitz foppte jahrelang die Polizei und das Personal von 25 Hotels. Erst ein kleiner Fauxpas überführte ihn.
von  job
Bei seiner Festnahme hatte der Betrüger mehrere Hotelschlüssel einstecken.
Bei seiner Festnahme hatte der Betrüger mehrere Hotelschlüssel einstecken.

Er führte alle an der Nase herum: Ein Münchner ohne festen Wohnsitz foppte jahrelang die Polizei und das Personal von insgesamt 25 Hotels. Erst ein kleiner Fauxpas überführte ihn nun

München - Er trat freundlich und charmant auf. Wenn die Hotelangestellten den Gast später den ermittelnden Polizisten beschrieben, hoben sie immer hervor, dass der Fremde sehr sprachgewandt gewesen sei. Dass er gepflegt auftrat, versteht sich von selbst: Über einen Zeitraum von vier Jahren hat ein arbeitsloser Münchner in 25 Mittelklasse-Hotels in München und Umgebung jeweils mehrere Tage logiert, ohne zu zahlen. Er prellte die Hotels damit um rund 25.000 Euro.

Bemerkenswert, dass der Münchner so lange unbehelligt agieren konnte. „In den meisten Hotels hängen Videokameras in den Foyers. Die Fluktuation der Angestellten ist im Hotelgewerbe recht hoch – und damit die Gefahr für Betrüger oder Diebe, wiedererkannt zu werden. Auch warnen sich die Hotels untereinander vor Betrügern“, sagt Frank-Ulrich John vom Bayerischen Hotel- und Gaststättenverband der AZ.

Normalerweise verlangt auch der Portier in den meisten Hotels beim Einchecken einen Ausweis oder die Kreditkarte des Gastes. John: „Es kommt allerdings auch vor, dass in der häufig recht stressigen Anreise-Situation darauf verzichtet wird, weil sich der Gast ja wohlfühlen soll,“ sagt John.

Wie es der notorische Betrüger handhabte, will die Polizei nicht mitteilen. Sicher ist: Er wechselte ständig seine Identität und Adressen, die er angab. Es dauerte mehrere Jahre, bis Personenfahnder das Hotel-Phantom endlich zu fassen bekamen. Erst in dieser Woche schnappten sie den Betrüger in einem Café in der Theresienstraße. Der Mann hatte verschiedene, natürlich nicht bezahlte Hotelrechnungen sowie mehrere Originalschlüssel aus Hotels bei sich.

Überführt wurde der 47-Jährige letztlich, weil er einmal die Adresse seiner früheren Lebensgefährtin angegeben hatte. Die Polizei checkte alle Alias-Adressen, die der Ex-Freundin ergab dann die heiße Spur.

Trieb den Betrüger manchmal das schlechte Gewissen? Versuchte er sich zu entschuldigen – wenngleich mit Lügen? Eine Masche des Täters war es, nach seinen überstürzten Abreisen Mails mit wilden Erklärungen an die Hotels zu schicken. Einmal schrieb er, sein Vater sei plötzlich verunglückt. Deshalb habe er so plötzlich abreisen müssen.

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