Münchner Ärzte entdecken Herzinfarkt-Gen
München - Einer internationalen Forschergruppe unter der Leitung des Münchner Professors Heribert Schunkert (56) ist offenbar ein spektakulärer Erfolg im Kampf gegen den Herzinfarkt gelungen. Die Wissenschaftler haben eine Gen-Veränderung entdeckt, die das Infarktrisiko deutlich senken kann. „Das macht es wesentlich leichter, neue Medikamente zu entwickeln, die die Effekte dieser Mutation nachahmen“, erklärt der Kardiologe der AZ.
„Ich denke, dass bereits in etwa fünf Jahren entsprechende Medikamente an Patienten zur Anwendung kommen“, so Heribert Schunkert. Tierversuche mit Affen seien bereits erfolgreich gewesen.
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Enzym baut schädliche Blutfettstoffe ab
129 Wissenschaftler aus 15 Ländern hatten in den vergangenen vier Jahren 13 000 verschiedene Gene von fast 200 000 Infarktpatienten und gesunden Menschen analysiert. Dabei entdeckten die Forscher eine Mutation des Gens ANGPTL (Angiopoietin-like 4), die das Herzinfarkt-Risiko beeinflusst.
Im Zentrum der Forschungsergebnisse steht ein Enzym (LPL), das Blutfettstoffe (Triglyzeride) abbaut. Denn zu hohe Werte der Blutfettstoffe führen – genau wie zu hohe LDL-Cholesterinwerte – zu Herz-Kreislauf-Erkrankungen und Infarkten.
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„Die Bedeutung dieser Enzyme wurde bisher unterschätzt“, erklärt Professor Schunkert. Bislang habe man zwischen gesunden und schädlichen Cholesterinen unterschieden. „Inzwischen wissen wir aber, dass sich die Werte des gesunden HDL-Cholesterin genau umgekehrt wie die Triglyceride verhalten: Bei hohen HDL-Cholesterinwerten sind die Triglyceride niedrig und umgekehrt.“
Schutz vor Herzinfarkten
Die Konzentration der schädlichen Blutfettstoffe Triglyzeride wird durch Ernährung und Veranlagung beeinflusst. Wird das ANTPTL4-Gen neutralisiert, sinkt der Triglycerid-Spiegel drastisch. „Wir haben entdeckt, dass der Körper diese Gene gar nicht benötigt und bestens ohne sie zurechtkommt. Sie scheinen also überflüssig zu sein. Deshalb ist es einfacher, sie auszuschalten. Das wiederum kann letztendlich vor Herzinfarkt schützen.“ Unangenehme Nebenwirkungen soll es nicht geben.
Die Studie wurde jetzt in der renommierten Medizin-Fachzeitschrift „New England Journal of Medicine“ veröffentlicht.
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