Münchens Straßenkehrer sauer wegen neuer Besen

München - Das Glockenbach- Viertel mit seinen vielen Kneipen und Bars ist die Partymeile in München. Täglich sammelt sich hier der Müll auf den Straßen. Kaugummis, Servietten, Pappbecher, Flaschen, brechend volle Mülleimer.
Und wer macht den Dreck weg? Im Glockenbachviertel sind das Frank „Franky“ Eydner und seine Kollegen von der Straßenreinigung. Anerkennung erhalten sie selten – trotzdem kehren sie aus Leidenschaft. Seit jeher mit dem Reisigbesen.
Doch genau der soll jetzt das Zeitliche segnen. Die meisten der Männer sind seit den 80er Jahren fest bei der Straßenreinigung dabei. Sie haben die Entwicklung von der Eisernen Schneeschaufel und dem Handwagen mit Petroleumlampe zum modernen Schneepflug und dem Laubbläser miterlebt.
Ein Arbeitsmittel hat bis heute überlebt: der gute, alte Reisigbesen. Jetzt scheint’s ihm an den Kragen zu gehen. Die Stadt hat im Sommer 2012 rund 500 Kunststoffbesen an die Reinigungstruppen in den einzelnen Bezirken verteilt.
Die neuen Helfer aus Plaste sollen bis zum Frühjahr getestet werden. Effizienter und billiger sollen sie sein. Ein Schmarrn, finden die Straßenkehrer. „Die Testphase geht noch bis zum Frühling. Dann wird endgültig der restliche Split abgekehrt. Das ist sozusagen die Härteprobe für die Besen. Erst danach werden wir entscheiden, ob weiterhin mit dem Kunststoffbesen gearbeitet wird oder nicht“, sagt Dagmar Rümenapf vom Baureferat.
„Für uns ist der original Reisigbesen so wichtig wie der Taktstock für einen Dirigenten", sagt Franky. Weshalb er und seine Männer weiterhin mit dem Traditions-Besen kehren wollen. Das Material dafür bekommen sie aus Italien.
Jeden Morgen binden die Männer ihren eigenen Besen, mit dem sie später den Dreck von der Straße kehren. Den Wechsel auf die Plastik-Variante verstehen sie nicht. „Für uns ist das Gefühl, morgens einen frisch gebundenen Besen in den Händen zu halten, das gleiche, als wenn täglich ein neues Auto vor der Tür stünde“, schwärmt einer von ihnen. Und die neuen Kunststoffbesen? Die seien vor allem unpraktisch.
„Die Borsten des Plastikbesens lassen sich nur schwer biegen und machen es schwierig, in Ecken und Nischen zu kehren“, sagt Hakan Yavuz. Und wenn der neue Kunststoffbesen doch dauerhaft eingeführt wird?. Die Sauberkeit würde nicht mehr die Gleiche sein.
„Nicht weil wir bockig sind, sondern weil es das Material nicht mehr zulässt“, sagt Franky. Sobald man sich aber beschwert, heißt es: „Seid froh, dass ihr eine Arbeit habt..." Franky und seine Kollegen sind mehr als nur Straßenfeger im Münchner Glockenbachviertel. Sie räumen nicht anderer Leute Müll weg, um zu arbeiten, sondern weil sie schlicht Spaß an ihrem Beruf haben. Nur bei Plastik – da hört bei ihnen der Spaß recht schnell auf.