Münchens sicherste Küche
MÜNCHEN - In der ehemaligen Bayerischen Börse wird bald zwischen dicken Stahlwänden gekocht. Die neue Großküche wird in einem ehemaligen Tresorraum untergebracht. Allerdings: So ganz stand dies nicht auf dem Menüplan der Erbauer.
Über eins müssen sich die Köche, die demnächst im ehemaligen Gebäude der Bayerischen Börse arbeiten werden, mit Sicherheit keine Gedanken machen: Dass ihnen ihre Rezepte, Kochtöpfe oder gar die fertigen Speisen entwendet werden. Ihre Küche, die gerade im Erdgeschoss des Prachtbaus eingebaut wird, dürfte jedenfalls annähernd so sicher sein wie die Bank von England. Wo sonst werden Speisen in einem ausrangierten Tresorraum angerichtet?
Zwölf mal zwölf Meter misst der ehemalige Stahlbeton-Koloss, der einst der Deutschen Bank als Kundentresor diente und jetzt die neue Küche des Restaurants beherbergen soll, das in einem Jahr in den Neurenaissance-Bau einziehen wird. Lediglich die Decke und Teile der Wände sollen von dem tonnenschweren Raum in den kommenden Tagen entfernt werden. Doch selbst das ändert nichts daran, dass die sicherste Küche der Stadt bald am Lenbachplatz stehen wird.
Ursprünglicher Plan aufgegeben
„Geplant war das nicht“, gibt Projektleiter Robert Felsch zu. Vielmehr wollte die Baufirma, die Kondor Wessels Bouw Berlin GmbH, die ehemalige Vermögensaufbewahrung ursprünglich mit einem großen Kran aus dem Gebäude hieven. Doch da hatten die Berliner die Rechnung ohne den Bezirksausschuss Maxvorstadt gemacht.
Da zum Aufstellen des Krans einige Bäume vor dem historischen Gebäude hätten abgeholzt werden müssen, lief der BA-Vorsitzende Klaus Bäumler Sturm gegen die Pläne. Die Berliner, die nicht zwischen die Fronten geraten wollten, lenkten ein und ließen den Stahl-Koloss, wo er war: „Deshalb wird der Tresor jetzt nur zum Teil abgerissen“, erklärt Felsch.
Bereits am Dienstag wurde die Sprengung der Tresordecke vorbereitet. Sie soll durch eine normale Decke ersetzt werden. Außerdem sollen fünf große Öffnungen in die Geldschrank-Wände gesägt werden. Köche brauchen schließlich mehr Türen, als eine einzige schwere Tresor-Pforte.
In elf Monaten will der Bauträger die Umbauarbeiten am Gebäude abgeschlossen haben. Dann wird im Erdgeschoss ein Restaurant mit Bar-Bereich einziehen. In den oberen Stockwerken sind Büroräume geplant.
Daniel Aschoff