Münchens lautester Ort
Am „Tag des Lärms“ unterwegs mit dem Dezibel-Messgerät. Überraschendes Ergebnis: Der Musikanten-Stammtisch im Hofbräuhaus liegt an der Spitze. Der Hauptbahnhof liegt auf Platz 2.
MÜNCHEN Lärm verursacht in Deutschland jährlich Schäden von mindestens neun Milliarden Euro – weil er Menschen krank macht und den Wert von Immobilien senkt. Zum heutigen „Tag des Lärms“ hat die Initiative „Hear the World“ ermittelt, an welchen frei zugänglichen Münchner Plätzen es besonders laut zugeht. Ganz vorne: der Musikanten-Stammtisch im Hofbräuhaus, an dem bis zu 100,6 Dezibel gemessen wurden.
Experten gehen davon aus, dass es bereits bei einer dauerhaften Lärmeinwirkung von mehr als 85 Dezibel zu Gehörschädigungen kommen kann. Dieser Wert wird auch am Münchner Hauptbahnhof überschritten. Vor den Gleisen stellten die Experten einen Geräuschpegel von bis zu 86,5 Dezibel fest.
Kaum leiser geht es im Biergarten am Chinesischen Turm zu. Dort wurden bis zu 83,5 Dezibel gemessen – in etwa so viel wie am viel befahrenen Luise-Kiesselbach-Platz (maximal 81,4 dB).
Laut Umweltbundesamt schadet der Krach nicht nur den Ohren. Er kann außerdem zu erhöhtem Blutdruck führen und verstärkt damit das Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen. Wissenschaftliche Studien deuten darauf hin, dass allein in Deutschland jährlich bis zu 4000 Herzinfarkt-Fälle durch den Straßenverkehrslärm verursacht würden.
Und schon jetzt sind Hörschäden laut Berufsgenossenschaft die Ursache für 48 Prozent aller anerkannten Berufskrankheiten in der Bauwirtschaft. Das hänge auch mit dem Freizeitverhalten der Auszubildenden zusammen: häufiger und zu lauter Musikkonsum in Diskotheken (bis zu 106 dB) und über den MP3-Player.
Doch selbst wer seine Freizeit ohne Kopfhörer und im Freien verbringt, bekommt mächtig was auf die Ohren. Am Stachus-Brunnen etwa dröhnen bis zu 77,3 Dezibel, auf dem Odeonsplatz sind es 74,7 Dezibel und unter dem Siegestor 74,4. Am Fischbrunnen (74,2) und am Friedensengel (71,3) ist die Lage nicht viel besser.
Doch all das ist eigentlich gar nichts im Vergleich zu dem, was Menschen ihren Ohren freiwillig antun. Wer in den Urlaubsflieger steigt, bekommt beim Start 160 Dezibel zu hören. Wer der Musik von Wolfgang Wagner gerne live lauscht, sollte auf 120 Dezibel eingestellt sein. Und wer sich zur Fußball-WM eine Vuvuzela zulegen möchte, sollte bedenken, dass die afrikanischen Tröten bis zu 124 Dezibel schaffen.
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