Münchens gemeinste Radarfalle: die Blitzer-Tonne
MÜNCHEN - Hüfthoch ist der unscheinbare graue Kasten. Auf den ersten Blick sieht er aus, wie eine am Straßenrand versehentlich stehen gelassene Restmülltonne. In Wahrheit blitzt die Tonne - und zwar Autofahrer, die zu schnell unterwegs sind.
Auch Wunderwaffen sind nicht unverwundbar – diese ernüchternde Erkenntnis musste die Münchner Polizei machen. Eine ihrer überaus erfolgreichen „Blitzertonnen“ wurde jetzt von einem dreisten Raser in Moosach geklaut. Film und Optik sind verschwunden, nur die ausgeräumte Tonne wurde in einer Grünanlage in der Nähe des Wintrichring gefunden.
Hüfthoch ist der unscheinbare graue Kasten. Auf den ersten Blick sieht er aus wie eine am Straßenrand versehentlich stehen gelassene Restmülltonne. „Die Blitzertonne ist weit unauffälliger als ein konventionelles Gerät“, heißt es bei der Münchner Polizei. Tatsächlich ist die Blitzertonne wie auch die Laserpistole inzwischen eine der effektivsten Geräte bei der Jagd auf Temposünder, weil beide Systeme erst im letzten Moment vom Auto aus zu entdecken sind. Raser haben keine Chance, vorher abzubremsen.
Stückpreis der Multanova F6: 40 000 Euro
Über technische Details des Messsystems „Multanova F6“, Stückpreis rund 40 000 Euro, oder auch die Anzahl der Geräte, die in München und dem Umland im Einsatz sind, spricht man im Präsidium nicht gerne. Verständlich, wer plaudert schon gerne über streng geheime Details eines so effektiven Gerätes.
Dummerweise ist ein Exemplar jetzt sozusagen dem „Feind“ in die Hände gefallen. In Moosach hatte die Verkehrspolizei am Mittwoch, ausgerechnet am 1. April, eine Blitzertonne am Wintrichring aufgebaut. Am Nachmittag war das gute Stück plötzlich verschwunden. Der Beamte vor Ort war mit Papierkram kurz abgelenkt. Als er nach ein paar Minuten wieder nach dem grauen Kasten am Straßenrand sah – war er weg.
Kein Aprilscherz: Jetzt hat wer eine Blitz-Tonne geklaut
Die Polizei löste sofort eine Fahndung nach der geklauten Radarfalle aus. Wenig später wurde die Tonne gefunden. Sie lag in einer Grünanlage. Nur von der hochsensiblen Technik, der Kamera samt dem Film mit den geblitzten Rasern, fehlt jede Spur. Ein dreister Aprilscherz, da ist man sich inzwischen bei der Polizei sicher, war die Entführung der Blitzertonne nicht. Bis zum Wochenende hat sich jedenfalls niemand gemeldet und die geklaute Radarfalle zurückgegeben. Optik und Film bleiben verschwunden: Geschätzter Sachschaden rund 6000 Euro.
Noch mehr dürfte die Polizei die Tatsache schmerzen, dass auch sämtliche Aufzeichnungen über die Geschwindigkeitskontrolle futsch sind und damit eine ganze Reihe von Rasern vermutlich ungeschoren davongekommen sind.
124 237 Raser wurden in München im vergangenen Jahr geblitzt
124 237 Raser wurden im letzten Jahr in München laut Polizei geblitzt: 106 814 kamen mit einer Verwarnung davon, 17 423 wurden angezeigt. Im Fall der geklauten Blitzertonne liegt der Verdacht nahe, dass einer der ertappten Raser kurzerhand zurückkam, einen günstigen Moment abpasste und sich dann mitsamt der Blitzertonne aus dem Staub gemacht hat.
job, rah
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