Münchens charmantes Viertel zwischen Idylle und gemütlichem Treiben

Wo sich die Großstadt wie ein Dorf anfühlt, die Isar gleich um die Ecke liegt und man abends gemütlich in der Wirtschaft zusammensitzt: Hier Teil zwei unserer Stadtviertel-Serie – diesmal mit Untergiesing und Harlaching.
von  Sophia Willibald
Das Freibadbächl fließt leise durch den Rosengarten. Im Sommer stehen die metallenen Stühle, die sonst am Weg oder auf der Wiese stehen, im Wasser – hervorragend, um die Füße abzukühlen und mit den Kindern zu planschen.
Das Freibadbächl fließt leise durch den Rosengarten. Im Sommer stehen die metallenen Stühle, die sonst am Weg oder auf der Wiese stehen, im Wasser – hervorragend, um die Füße abzukühlen und mit den Kindern zu planschen. © Sigi Müller

Der kalte modrige Geruch, sobald man die Tür aufzieht, die knarzenden Holztreppen rauf in den vierten Stock des Altbaus und die Aussicht auf den Kirchturm vom Küchenfenster aus – meine ersten Erinnerungen an München, Erinnerungen an das Zuhause meiner Oma in Untergiesing.

Als ich damals selbst vom Land in die Stadt zog, tat ich das wohl vor allem, weil ich die Möglichkeit auf eine Wohnung in diesem Stadtteil hatte. Viele Bäume, niedrige Häuser, kleine Straßen – fast wie daheim. Heute weiß ich: fast wie daheim, aber noch viel besser.

Im Sommer zeigt sich Untergiesing-Harlaching von seiner besten Seite

Denn ich habe noch ganz andere Ecken von München lieben gelernt. Besonders spürbar wird das Gefühl von Heimat aber auf dem Weg vom U-Bahnhof durch die vertrauten Straßen des Viertels: Die Tauben, die vor der Kirchentür umherstolzieren und in der Abendsonne gurren. Das Glockenleuten, das durch die Gassen klingt, und das Kopfsteinpflaster, das einen durchschüttelt, wenn man mit dem Radl darüber rumpelt. Alles Gründe, weshalb ich mich jedes Mal freue, nach Hause zu kommen.

Besonders im Sommer zeigt sich Untergiesing-Harlaching von seiner besten Seite. Die Nähe zur Isar ist an heißen Tagen ein wahrer Segen. Die Ufer sind an vielen Stellen deutlich ruhiger als an der Wittelsbacher- oder Reichenbachbrücke. Für die geselligeren Abende und mit Grillfleisch im Gepäck geht es zum Flaucher. Und wenn man ab und zu die Holzbänke den Kiesbänken vorzieht, ist der Biergarten zum Flaucher direkt nebenan. Für mich zählt er zu den schönsten in ganz München.

Aber auch abseits der Isar hat die Gegend schöne Ecken. Wenn man durch die kleinen Straßen schlendert, vorbei an den Altbauten und blühenden Gärten, fühlt es sich manchmal an, als wäre man im Urlaub. Vom Großstadtstress keine Spur. Zum Schlemmen findet man reichlich, ob ein Eis für zwischendurch oder doch was Deftiges. Und die griabigen Wirtschaften bringen abends Leben in die Straßen und laden zum Hinsetzen und Kartenspielen ein.

Rosengarten an der Isar: Abkühlung mit Blumenduft und bayerische Schmankerl

Der blühende Garten entlang der Isar in Untergiesing ist eine wahre Pracht. Sobald man das Tor an der Sachsenstraße 8 passiert hat, kehrt Ruhe ein. Das farbenfrohe und duftende Areal gehört zur Baumschule Bischweiler. Neben dem Rosengarten gibt es dort einen Tastgarten, in dem man die Natur mit den Händen spüren kann, ein Duftgarten, der mit noch intensiveren Aromen lockt, und ein Giftgarten, in dem man die Finger besser bei sich lässt.

Ein ruhiges Bacherl fließt durch die grüne Oase. Im seichten Wasser stehen metallene Stühle. Bei heißen Temperaturen machen es sich die Münchner dort bequem und lassen ihre Füße vom kühlen Wasser umplätschern. Im Bacherl wird geratscht, gestrickt und gelesen – die volle Wohlfühlatmosphäre und für Kinder ein Abenteuerspielplatz. Zeit, sich wieder ein bisserl die Beine zu vertreten. Auf der anderen Seite des Gartens führen zwei Ausgänge an die Isar. Links führt der Weg an der Braunauer Eisenbrücke vorbei. Beim Kiosk gibt es kühle Getränke – etwa einen Almdudler für 2,30 Euro oder ein Helles für 3 Euro.

Am Kiosk an der Braunauer Eisenbahnbrücke gibt es kühle Getränke.
Am Kiosk an der Braunauer Eisenbahnbrücke gibt es kühle Getränke. © Sophia Willibald

Geht man nach dem Kiosk links den Weg entlang, kommt man zu einem Entenweiher, wie aus dem Bilderbuch. Zwischen den Bäumen liegt das stille Wasserl, Schwäne, Mandarin- und Stockenten watscheln umher. Und wenn der Hunger langsam drückt: Nur wenige Gehminuten entfernt, in der Gerhardstraße 4, liegt die Wirtschaft „Der Giesinger Garten“ (täglich von 10 bis 0 Uhr). Dort gibt es bayerische Schmankerl wie Schweinsbraten für 14,50 Euro oder Käsespätzle für 15,90 Euro.

Der Giesinger Garten, in Mitten von Kastanienbäumen.
Der Giesinger Garten, in Mitten von Kastanienbäumen. © Sophia Willibald

Mangfall- und Hans-Mielich-Platz: Eisschlecken am Wochenmarkt

In Harlaching gibt es ein kleines, charmantes Eck, das auf kleinem Raum viel zu bieten hat. Wer mit der U1 bis zum Mangfallplatz fährt, findet dort ein schattiges Plätzchen unter Bäumen – mit ein paar Bankerl, auf denen man wunderbar das Eis von Noahs Eiswelt schlecken kann. Eine Kugel gibt es hier für 1,90 Euro. Gleich nebenan ist das Café Mangfall, wo man einen Espresso für 2,20 Euro oder einen großen Cappuccino für 3,45 Euro bekommt.

Besonders lohnt sich ein Besuch am Mangfallplatz an einem Mittwoch: Von 14 bis 18 Uhr hat dort ein Bauernmarkt seine Standl aufgebaut. Mit dabei sind unter anderem die Fleisch- und Wurstspezialitäten vom Sonnenhof und frisches, regionales Obst und Gemüse von Familie Helminger – deren Tomaten haben gerade Hochsaison und schmecken wunderbar süß und intensiv.

Der Bauernmarkt am Mangfallplatz. Jeden Mittwoch sind dort Standl aufgebaut. Fleisch und Wurst gibt es vom Sonnenhof.
Der Bauernmarkt am Mangfallplatz. Jeden Mittwoch sind dort Standl aufgebaut. Fleisch und Wurst gibt es vom Sonnenhof. © Sophia Willibald

Am Hans-Mielich-Platz in Untergiesing findet man den Wochenmarkt übrigens immer donnerstags von 12 bis 18 Uhr. Neben frischem Obst, Gemüse und Hendl gibt es dort auch südländische Feinkost von Sadak. Schon beim Blick in die Theke läuft einem das Wasser im Mund zusammen: Es gibt reichlich Pasten, eingelegte, gefüllte und gegrillte Gemüsesorten, Olivenöl – und dazu Sesamringe oder frisches Fladenbrot. Mit der U1 fährt man dafür zum Candidplatz und läuft dann die Hans-Mielich-Straße fünf Minuten nach Norden.

Isar im Süden: Im Schatten entlang am Hochufer

Wer hinter dem Tierpark bei der Marienklauselbrücke sein Rad den Berg hochschiebt, entdeckt einen schönen und weniger befahrenen Radweg. Kurz vor dem Anstieg an der Marienklause kann man mit etwas Glück sogar Eisbären im Hellabrunner Gehege sehen. Der Weg nach oben ist zwar etwas beschwerlich, auch E-Bike-Fahrer haben es wegen kleiner Stufen nicht leicht – aber es lohnt sich.

Wer es dennoch leichter mag, fährt von Anfang an oben am Sechziger Stadion vorbei Richtung Süden an der Hochleiten entlang. Der schattige, geschwungene Weg führt zwischen Bäumen entlang und ist besonders im Hochsommer zu empfehlen. Für Spaziergänger gibt es einen Schotterweg. Immer wieder stehen kleine Bankerl am Wegesrand und bieten mal mehr, mal weniger freie Sicht auf Sendling.

Eines von vielen Bankerln am Hochufer der Isar. Zwischen den Bäumen hindurch sieht man an manchen Stellen runter auf Sendling.
Eines von vielen Bankerln am Hochufer der Isar. Zwischen den Bäumen hindurch sieht man an manchen Stellen runter auf Sendling. © Sophia Willibald

Für eine kleine Biergartenpause ist man vom Tierpark aus in knapp 10 Minuten bei der Menterschwaige – bei schönem Wetter von Montag bis Donnerstag ab 13 und Freitag bis Sonntag sowie feiertags ab 11.30 Uhr. Die Maß Bier gibt es hier für 8,90 Euro. Eine große Brezn kostet 4,90 Euro.

merken
Nicht mehr merken
X

Sie haben den Inhalt der Merkliste hinzugefügt.