Münchens Befreier wird 90 Jahre alt

Er kam mit der US Army nach Europa, um die Nazis zu bekämpfen. Am 30. April 1945 erreicht Wolfgang F. Robinow, der Soldat jüdischer Abstammung, als erster GI den Marienplatz. Jetzt wird der Befreier Münchens 90 Jahre alt.
von  Abendzeitung
München 1945: Die Stadt liegt nach dem Krieg in Schutt und Asche.
München 1945: Die Stadt liegt nach dem Krieg in Schutt und Asche. © az

MÜNCHEN - Er kam mit der US Army nach Europa, um die Nazis zu bekämpfen. Am 30. April 1945 erreicht Wolfgang F. Robinow, der Soldat jüdischer Abstammung, als erster GI den Marienplatz. Jetzt wird der Befreier Münchens 90 Jahre alt.

Wolfgang F. Robinow tat wie befohlen. Am 30. April 1945 schickte ihn sein Kommandant des 242. Infanterie-Regiments in die Münchner Innenstadt und sagte: „Geh voraus, bis du auf Widerstand stößt“. Der kommt aber nicht. „Ich habe keine Seele erblickt“, erinnert sich der ehemalige Master-Sergeant. Mit vier Kameraden rückt er von Nymphenburg an. Gespenstische Stille, nur Schutt und zerbombte Häuser. Gegen 14 Uhr erreicht er den Marienplatz, als erster US-Soldat. Als Befreier Münchens.

Heute wird Wolfgang F. Robinow 90 Jahre alt. Der ehemalige Soldat wurde 1918 in Hamburg geboren. Seine Großeltern waren Juden, die Familie musste vor dem Rassenwahn der Nazis in die USA fliehen. Viele seiner Verwandten werden in Auschwitz ermordet. Robinow kehrte mit der US Army nach Europa zurück, um die Nazis zu bekämpfen.

Nach dem Krieg leitet Robinow in Regensburg ein Internierungslager für Ex-Nazis, verhört unter anderen Leni Riefenstahl und Vizereichskanzler Franz von Papen. Später arbeitet er für Mercedes und die US-Handelskammer in Frankfurt. Er wird sogar Konsul.

1961 zieht Robinow mit seiner Frau Suzanne und den zwei Söhnen nach München ins Arabellahochhaus. Hier besucht er jahrelang Schulen und mahnt vor totalitären Regimen. Sein Kampf gegen Diktaturen geht weiter, dieses Mal führt er ihn mit Worten. Für dieses Engagement bekommt er das Bundesverdienstkreuz Erster Klasse.

Heute lebt Münchens Befreier bei seinen Söhnen in Frankfurt. „Ihm geht es gut“, sagt seine Frau, „leider hört er kaum etwas.“ Mit seinem Leben sei er sehr zufrieden. „Nur München vermisst er ganz schrecklich.“

Thomas Gautier

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