München: Wie Hackerangriffe Kliniken lahmlegen können
München - Operationen werden abgesagt, Krankenwagen bringen Notfall-Patienten in andere Krankenhäuser – ein ganzes Klinikum fällt aus.
Alles nur, weil ein Angestellter einen E-Mail-Anhang mit einem Computervirus öffnete. Kurze Zeit später fielen dann im Haus 450 Rechner aus. Dieser Fall ereignete sich vor mehr als einem Jahr im Klinikum Fürstenfeldbruck, vor wenigen Wochen gab es ähnliche Fälle in Arztpraxen in Fürth.
Technik bietet Chancen - wenn Sicherheit gewährleistet ist
"Wir müssen jetzt handeln", erklärt Siegfried Jedamzik. "Ich mache mir Sorgen, dass wir sonst bald echte Probleme bekommen." Der niedergelassene Arzt und Geschäftsführer der Bayerischen Telemed-Allianz beschäftigt sich seit mehr als 20 Jahren damit, wie Medizin und Telekommunikation miteinander verbunden werden können. "Da geht es um Video-Sprechstunden, aber auch um elektronische Rezepte und mehr", erklärt Jedamzik. Er sieht in der neuen Technik vor allem eine Chance – wenn die Sicherheit gewährleistet wird.
"Bei vielen fehlt da noch das Bewusstsein", glaubt er. "Wenn ich als Arzt jeden Tag 150 Patienten im Wartezimmer habe, dann liegt mein Fokus nicht auf der Datensicherheit."
Patientendaten aber auch medizinische Geräte sind gefährdet
Doch die Gefahren, die von Cyberattacken ausgehen, dürfen nicht unterschätzt werden. 2018 wurden dem BKA elf Angriffe auf bayerische Kliniken bekannt, 2019 waren es sogar noch mehr. Oft geht es bei darum, Patientendaten abzugreifen.
"Ein gestohlenes Set an Daten wird für etwa 1.200 Dollar angeboten", erklärt Jedamzik. "Besonders Pharmaunternehmen und Werbeanbieter sind an solchen Daten interessiert." Im schlimmsten Fall könnte so ein Hackingangriff aber auch medizinische Geräte deaktivieren und so das Leben von Patienten gefährden.
Jedamzik hofft, dass sich Kliniken, Ärzte und Apotheker gegen Cyberangriffe wappnen. "Wir haben wahnsinnig viel Arbeit vor uns", sagt er. "Aber es ist wichtig, dass wir uns vorbereiten. Sonst gefährden wir Leben."
Anmerkung der Redaktion: In einer früheren Version des Textes hieß es, es habe einen Rechnerausfall im Klinikum Ingolstadt gegeben. Das ist falsch. Wir haben die Stelle geändert und bitten um Entschuldigung.
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