München wächst: Das 1,5-Millionen-Dorf

In 20 Jahren wird die Landeshauptstadt München diese magische Grenze geknackt haben. Woher das Wachstum kommt und welche Altersgruppen stark zunehmen – ein Überblick .
von  Abendzeitung

In 20 Jahren wird die Landeshauptstadt München diese magische Grenze geknackt haben. Woher das Wachstum kommt und welche Altersgruppen stark zunehmen – ein Überblick .

München gilt bekanntlich als Millionendorf. Weil es hier ein wenig beschaulicher zugeht, als in anderen Großstädten. Weil es hier, um noch einmal den ausgezuzelten Stoiber-Stammtisch-Spruch zu bemühen, Laptops gibt – und Lederhosn. Doch das „Dorf“ wird immer größer. In 20 Jahren, so die aktuelle Schätzung, wird es mehr als 1,5-Millionen Einwohner haben.

Heute wird im Stadtrat die neueste Bevölkerungsprognose vorgestellt, die das Planungsreferat erarbeitet hat. Bis ins Jahr 2030 haben die Experten geschaut und dabei drei Wachstums-Szenarien entwickelt. Die mittlere Variante sehen sie als die realistischste an.

Und die sieht wie folgt aus: Als Ausgangsjahr dient 2009, im vergangenen Dezember lebten mehr als 1,39 Millionen Menschen an der Isar. In Zukunft soll die Zahl der Münchner Jahr für Jahr um durchschnittlich 0,49 Prozent steigen. Bis 2020 wären es dann sechs Prozent mehr. Und in 20 Jahren hätte die Stadt exakt 1,543 Millionen Einwohner – ein Plus von gut 10,9 Prozent.

Deutschland schrumpft. Bayern stagniert. Doch München und Umgebung wächst und wächst. Wie entsteht so eine Prognose? Und welche Bevölkerungsgruppen nehmen in Zukunft besonders stark zu? Ein Überblick.

Geburten

Mehr Einwohner, mehr Babys: Im Jahr 2030 sollen 15751 Kinder in München zur Welt kommen – ein Zuwachs von mehr als 10 Prozent. Zum Vergleich: Im vergangenen Jahr waren es 1445 Neugeborene weniger. Doch die echten Baby-Boom-Zeiten bleiben auch in Zukunft unerreicht. Der historische Höchststand ist in München 1966 erreicht worden – mit 17280 Geburten. In den kommenden Jahren setzt sich der Trend fort, dass die Mütter immer älter werden. In zehn Jahren werden die gebärenden Frauen in München im Schnitt 34 Jahre alt sein. In den 90ern waren die meisten noch knapp unter 30. Die Kinderanzahl pro Frau bleibt konstant und liegt (Achtung: Statistik!) bei 1,24.

Todesfälle

Die gute Nachricht: Die Münchner leben länger. Bis 2030 steigt die Lebenserwartung um drei Jahre – so die Schätzung. Deshalb erhöht sich die Zahl der Sterbefälle trotz Einwohnerzuwachs nur geringfügig (+3,8 Prozent).

Wanderungen

In ihre Bevölkerungsprognose haben die Experten die EU-Osterweiterung, die Freizügigkeit der Beitrittsstaaten ab 2011 und mögliche neue EU-Länder mit eingerechnet. Sie gehen davon aus, dass sich bis 2015 pro Jahr durchschnittlich 5000 mehr Menschen in München niederlassen, als von dort wegziehen. Dann geht dieses sogenannte „Wanderungssaldo“ zurück – bis es bei 3500 Menschen liegt.

Altersstruktur

Am heftigsten ist der Anstieg in der Altersgruppe der Hochbetagten – also der Menschen über 74. Ihre Zahl soll soll bis zum Jahr 2030 um 38,8 Prozent steigen. Sie zu versorgen und die nötige Pflege-Infrastruktur bereit zu stellen, wird für die Stadt eine Herausforderung. Auch die Zahl der Kinder wächst enorm an. Die Gruppe der Kleinsten im Alter von 0 bis 2 wird um 9,6 Prozent größer sein. Gleichzeitig soll es 11,7 Prozent mehr Kindergartenkinder (3 bis 5) geben als noch im Jahr 2009. Auch die Zahl der Grundschulkinder steigt stark an um knapp 14 Prozent. Das Betreuungsangebot in der Stadt ist jetzt schon knapp. Was die Prognose heißt, liegt auf der Hand: Auf das Millionendorf kommen echte Mammutaufgaben zu.

Julia Lenders

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