Gabriel Filmtheater in München: Überraschungsfund beim Abriss des ältesten Kinos der Welt

Noch klafft die Baulücke an der Stelle, wo mal das Traditionskino stand. Der Grundstein liegt, ein Bürohaus wird gebaut. Beim Abriss entdeckt man Überraschendes.
von  Hüseyin Ince
Derzeit klafft nur ein großes Loch in der Dachauer Straße, ab Mai 2025 wird gebaut. Der Grundstein ist bereits gelegt. Bei den Bauarbeiten kam auch eine kleine Überraschung zutage: Eine Metalltür aus Weltkriegszeiten, die als eine Art Fluchttür diente.
Derzeit klafft nur ein großes Loch in der Dachauer Straße, ab Mai 2025 wird gebaut. Der Grundstein ist bereits gelegt. Bei den Bauarbeiten kam auch eine kleine Überraschung zutage: Eine Metalltür aus Weltkriegszeiten, die als eine Art Fluchttür diente. © Daniel von Loeper

München - "Wir haben es Gabriel genannt", sagte Vladislav Georgiev am Dienstagnachmittag an der Dachauer Straße 16, dort, wo bis vor wenigen Monaten noch das ehemalige Filmtheater Gabriel stand.

"Gabriel Urban Office" statt Filmtheater: Was an der Dachauer Straße bald gebaut wird

Die langjährige Tradition des Kinos scheint Georgiev und seinen Geschäftspartner Marc Maier von Projektentwickler Angularis beeindruckt zu haben. Bis 1906 reicht die Geschichte des Hauses zurück, damals eröffnet unter dem Namen "The American Biograph". Ab Mai 2025 baut Angularis hier zügig ein modernes Büro.

So soll das Haus Ende 2025 aussehen, mit Popcorn-Stand im Erdgeschoss und Kinosaal-Büro im ersten Stock.
So soll das Haus Ende 2025 aussehen, mit Popcorn-Stand im Erdgeschoss und Kinosaal-Büro im ersten Stock. © Visualisierung: Angularis

"Gabriel Urban Office" wird das neue Gebäude vollständig heißen. Am Dienstag ist nun der Grundstein gelegt worden, inklusive einer Zeitkapsel, unter anderem mit aktuellen Ausgaben der Abendzeitung und deren Berichte über die Baustelle. "Kino ist ein Ort der Begegnung", sagt Georgiev dann noch. Er hoffe, dass auch das gleichnamige Bürogebäude zu einer Begegnungsstätte werde. Man wolle die Tradition des Filmtheaters in die Moderne bringen.

Verkaufssumme unbekannt: Wie viel hat die Eigentümerfamilie mit dem Verkauf des alten Filmtheaters verdient?

Vor etwa zwei Jahren hatte der Projektentwickler Angularis das marode Gebäude übernommen, das verkauft wurde, weil sich Kino nicht mehr lohnte und die Erbberechtigten der Eigentümerfamilie Gmell den einfachsten Weg der Aufteilung wählten. Über die Verkaufssumme wird bis heute geschwiegen. Aber siebenstellig dürfte sie ziemlich sicher gewesen sein.

Am Ende ein ziemlich trauriger Anblick: das geschlossene Filmtheater Gabriel vor dem Abriss.
Am Ende ein ziemlich trauriger Anblick: das geschlossene Filmtheater Gabriel vor dem Abriss. © Hüseyin Ince

3.000 Quadratmeter Bürofläche entstehen hier, sagte dann noch Geschäftspartner Marc Maier. Hybrides Arbeiten werde natürlich möglich sein, sprich, sich zu einem Treffen hinzuzuschalten oder natürlich direkt vor Ort zu sein. Auf CO2-armes Bauen habe man geachtet. Und natürlich werde es Tiefgaragenplätze samt Auto-Aufzug und vor allem eine moderne Radl-Abstellanlage geben an diesem zentralen, urbanen Ort. Die Projektkosten: Laut AZ-Information ein mittlerer zweistelliger Millionenbetrag. Der Noch-Wirtschaftsreferent Clemens Baumgärtner (CSU) bedankte sich dann noch bei den Bauherren. "Es ist nicht selbstverständlich, in Zeiten der Rezession und aktueller Zinssätze zu bauen", sagte er. Davon profitiere am Ende auch die Stadt.

Die Baulücke an der Dachauer Straße.
Die Baulücke an der Dachauer Straße. © Hannes Magerstädt

Überraschung beim Abriss: Fluchttür aus Weltkriegszeiten

Der Abriss des Gabriel hatte auch eine Überraschung parat. An der Mauer zum Nachbarhaus mit der Nummer 18 wurde eine quadratische Metalltüre freigelegt, eine Art Fluchtweg. Sie stammt aus Weltkriegszeiten, in denen man bei Bombenangriffen ins Nachbarhaus fliehen konnte.

Diese Metalltüre aus Weltkriegszeiten war eine Art Fluchttür.
Diese Metalltüre aus Weltkriegszeiten war eine Art Fluchttür. © Daniel von Loeper

Auch die Nachbarschaft war eingeladen zur Grundsteinlegung. Mit dabei: Alexander Breiter, in fünfter Generation Geschäftsführer von Hut Breiter. "Ich erinnere mich hier an meinen ersten Film", sagt der 38-Jährige: König der Löwen. Klar sei es schade um das Gabriel, aber: "Vor allem Corona hat das Kinosterben beschleunigt", sagt er. In seinem Bekanntenkreis hätten sich viele ein Heimkino eingerichtet, samt Beamer und Leinwand.

merken
Nicht mehr merken
X

Sie haben den Inhalt der Merkliste hinzugefügt.