Gabriel Filmtheater in München: Überraschungsfund beim Abriss des ältesten Kinos der Welt
München - "Wir haben es Gabriel genannt", sagte Vladislav Georgiev am Dienstagnachmittag an der Dachauer Straße 16, dort, wo bis vor wenigen Monaten noch das ehemalige Filmtheater Gabriel stand.
"Gabriel Urban Office" statt Filmtheater: Was an der Dachauer Straße bald gebaut wird
Die langjährige Tradition des Kinos scheint Georgiev und seinen Geschäftspartner Marc Maier von Projektentwickler Angularis beeindruckt zu haben. Bis 1906 reicht die Geschichte des Hauses zurück, damals eröffnet unter dem Namen "The American Biograph". Ab Mai 2025 baut Angularis hier zügig ein modernes Büro.

"Gabriel Urban Office" wird das neue Gebäude vollständig heißen. Am Dienstag ist nun der Grundstein gelegt worden, inklusive einer Zeitkapsel, unter anderem mit aktuellen Ausgaben der Abendzeitung und deren Berichte über die Baustelle. "Kino ist ein Ort der Begegnung", sagt Georgiev dann noch. Er hoffe, dass auch das gleichnamige Bürogebäude zu einer Begegnungsstätte werde. Man wolle die Tradition des Filmtheaters in die Moderne bringen.
Verkaufssumme unbekannt: Wie viel hat die Eigentümerfamilie mit dem Verkauf des alten Filmtheaters verdient?
Vor etwa zwei Jahren hatte der Projektentwickler Angularis das marode Gebäude übernommen, das verkauft wurde, weil sich Kino nicht mehr lohnte und die Erbberechtigten der Eigentümerfamilie Gmell den einfachsten Weg der Aufteilung wählten. Über die Verkaufssumme wird bis heute geschwiegen. Aber siebenstellig dürfte sie ziemlich sicher gewesen sein.

3.000 Quadratmeter Bürofläche entstehen hier, sagte dann noch Geschäftspartner Marc Maier. Hybrides Arbeiten werde natürlich möglich sein, sprich, sich zu einem Treffen hinzuzuschalten oder natürlich direkt vor Ort zu sein. Auf CO2-armes Bauen habe man geachtet. Und natürlich werde es Tiefgaragenplätze samt Auto-Aufzug und vor allem eine moderne Radl-Abstellanlage geben an diesem zentralen, urbanen Ort. Die Projektkosten: Laut AZ-Information ein mittlerer zweistelliger Millionenbetrag. Der Noch-Wirtschaftsreferent Clemens Baumgärtner (CSU) bedankte sich dann noch bei den Bauherren. "Es ist nicht selbstverständlich, in Zeiten der Rezession und aktueller Zinssätze zu bauen", sagte er. Davon profitiere am Ende auch die Stadt.

Überraschung beim Abriss: Fluchttür aus Weltkriegszeiten
Der Abriss des Gabriel hatte auch eine Überraschung parat. An der Mauer zum Nachbarhaus mit der Nummer 18 wurde eine quadratische Metalltüre freigelegt, eine Art Fluchtweg. Sie stammt aus Weltkriegszeiten, in denen man bei Bombenangriffen ins Nachbarhaus fliehen konnte.

Auch die Nachbarschaft war eingeladen zur Grundsteinlegung. Mit dabei: Alexander Breiter, in fünfter Generation Geschäftsführer von Hut Breiter. "Ich erinnere mich hier an meinen ersten Film", sagt der 38-Jährige: König der Löwen. Klar sei es schade um das Gabriel, aber: "Vor allem Corona hat das Kinosterben beschleunigt", sagt er. In seinem Bekanntenkreis hätten sich viele ein Heimkino eingerichtet, samt Beamer und Leinwand.
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